Fundsache

Fundsache, Nr. 971 Neudatierung der Feuerbeherrschung

Lagerfeuer am Strand.

Lagerfeuer am Strand.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Feuer ist faszinierend. Bisher gingen Experten davon aus, dass Menschen seit rund 1,6 Millionen Jahren das Element beherrschten. Forscher datieren die kontrollierte Nutzung des Feuers durch den Menschen nun um tausende Jahre vor und stellen damit die bisher gültige Annahme, dass kältere Regionen mit der Beherrschung des Feuers zusammenhingen, in Frage.

Der Mensch beherrschte das Feuer womöglich viel später als bislang angenommen. Zu diesem Ergebnis kommen Forscher nach einer Neubewertung von vermeintlichen Feuerstellen sowie Fundstücken aus Europa. Eindeutige Hinweise auf die kontrollierte Nutzung der Flammen gibt es demnach erst aus einer Zeit von vor 300.000 bis 400.000 Jahren, berichten sie in den "Proceedings" der US-Akademie der Wissenschaften. Für die Besiedlung nördlicher Regionen, in denen die Temperaturen zeitweilig unter den Gefrierpunkt sanken, schien die Beherrschung des Feuers demnach keine Voraussetzung gewesen zu sein.

Einige Archäologen sind der Ansicht, dass Menschen in Afrika schon vor rund 1,6 Millionen Jahren das Feuer für sich zu nutzen wussten. Sie glauben, dass dies die Hirnentwicklung der Frühmenschen entscheidend vorangebracht habe. Denn: Das Essen gekochter Nahrung verbrauche weniger Energie zum Verdauen als der Verzehr roher Kost. Diese Energie habe dann dem energieverzehrenden Gehirn zur Verfügung gestanden. Das gemeinsame Essen und das Zusammensitzen am Feuer habe zudem die sozialen Bindungen der Menschen verstärkt. Während diese Ansicht nicht unumstritten ist, gehen die meisten Experten davon aus, dass zumindest die Besiedlung von kälteren Regionen wie Europa an die kontrollierte Nutzung von Feuer gebunden war.

Eindeutige Beweise fehlen

Wil Roebroeks von der Universität Leiden (Leiden/ Niederlande) und Paola Villa von der University of Witwatersrand (Johannesburg/Südafrika) stellen nun nach ihrer Untersuchung auch diese Annahme in Frage. Sie hatten zahlreiche Fachveröffentlichungen unter die Lupe genommen, in denen Belege für die frühere Nutzung von Feuer angegeben waren. Nach der Neubewertung kommen sie zu dem Schluss, dass die vermeintlichen Beweise nicht wirklich belastbar sind.

Die Neandertaler hantierten schon sehr sicher mit Feuer.

Die Neandertaler hantierten schon sehr sicher mit Feuer.

(Foto: picture-alliance/ dpa/dpaweb)

Spuren der ersten Europäer seien über eine Million Jahre alt, aber erst vor etwa 400.000 Jahren finden sich zahlreiche und eindeutige Belege für die Nutzung des Feuers, berichten die Wissenschaftler. Frühere Hinweise, wie etwa Funde von verkohlten Knochen oder kleinen Stückchen Holzkohle, seien vielleicht durch natürliche Feuer entstanden, etwa nach Blitzeinschlägen oder Vulkanausbrüchen. Womöglich haben die Menschen solche zufälligen Ereignisse auch schon für sich zu nutzen gewusst. Aber eigenständig Feuer erzeugen und es über längere Zeit erhalten konnten sie sehr wahrscheinlich nicht, schreiben Roebroeks und Villa.

Die Neandertaler im Mittelpaläolithikum vor etwa 300.000 Jahren und andere Frühmenschen seien dann schon sehr geübt im Umgang mit dem Feuer gewesen. Sie seien nicht mehr auf Blitzeinschläge oder andere Naturereignisse angewiesen gewesen, um Feuer zu machen. Sie nutzten die Flammen als wesentlichen Bestandteil ihrer Kultur, etwa zur Herstellung von Werkzeugen.

Quelle: ntv.de, dpa

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