Fundsache, Nr. 1105 Stempel "für Metanjahu" entdeckt
01.05.2012, 11:50 UhrArchäologen finden in der Nähe der Klagemauer in Jerusalem einen zwei Zentimeter großen Stempel aus Stein mit Gravur. Aber schon der Fundort an sich ist eine kleine Sensation.
In den Trümmern eines 2700 Jahre alten Hauses nahe der Klagemauer in Jerusalem haben Archäologen der israelischen Antikenbehörde einen knopfgroßen steinernen Stempel gefunden mit der eingeritzten althebräischen Namensinschrift "Für Metanjahu". Dieser Name kommt ebenso wie Netanjahu in der Bibel häufig vor und bedeutet: "Geschenk Gottes".
Scherben und der Stempel lassen den Fußboden des Hauses unter 2000 Jahre alten Abwasseranlagen des König Herodes auf die Periode gegen Ende des ersten salomonischen Tempels in Jerusalem datieren. Der erste Tempel wurde von den Babyloniern im Jahr 586 vor Chr. zerstört.
Noch nie zuvor wurde ein Wohnhaus so nahe der Stelle gefunden, wo der zerstörte Tempel gestanden hat. Zwischen Scherben und Mauerresten sollen die Archäologen auch Brandspuren gefunden haben.
Stempel gehörte Beamten
Nach Angaben des Archäologen Eli Schukrun habe der Stempel einem Beamten gehört, der Metanjahu geheißen habe. Der runde Stempel hat einen Durchmesser von nur zwei Zentimetern. Derartige Stempel wurden gelegentlich an einem Fingerring getragen und für das Versiegeln offizieller Dokumente verwendet.
Schukrun sagte, dass Tausende israelische Schüler an den Ausgrabungen nahe dem sogenannten Robinsonbogen südlich der Klagemauer beteiligt worden seien, um sämtlichen Abraum des historischen Schuttes besonders sorgsam auf winzige Fundstücke zu durchsieben. Dabei wird das Erdreich befeuchtet, um selbst so unscheinbare Objekte wie den winzigen beschrifteten Stempel zu finden.
Vor einigen Monaten wurde weiter südlich in der Davidstadt, dem ältesten Teil Jerusalems, ein anderer Stempel aus der gleichen Periode gefunden mit dem Namen "Netanjahu". Eine Kopie davon wurde dem gleichnamigen israelischen Ministerpräsidenten überreicht.
Der Nahe Osten ist sein Metier. Ulrich W. Sahm berichtet seit Mitte der 1970er Jahre aus der Region. Er ist immer auf der Suche nach der Geschichte hinter der Nachricht.
Quelle: ntv.de