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Leistungssteigerung gar nicht belegt IQ-Doping ist gefährlich

Psychoaktive Arzneimittel verleiten dazu, sich nicht auf die eigene Kraft, sondern auf Medikamente zu verlassen, um eine Situation zu verbessern.

Psychoaktive Arzneimittel verleiten dazu, sich nicht auf die eigene Kraft, sondern auf Medikamente zu verlassen, um eine Situation zu verbessern.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Psychotherapeuten warnen vor dem Einsatz von Medikamenten zum so genannten Hirndoping. "Psychoaktive Arzneimittel bei Gesunden einzusetzen oder freiverkäuflich zu vertreiben, ist unverantwortlich", so Prof. Reiner Richter, Präsident der Bundespsychotherapeutenkammer. Die Risiken eines unkontrollierten, weit verbreiteten und andauernden Konsums von Amphetamin-Abkömmlingen wie Methylphenidat und Modafinil seien noch gar nicht abschätzbar. "An der Rezeptpflicht für psychotrope Substanzen darf nicht gerüttelt werden", betont Richter und warnt vor Nebenwirkungen. Gerade Amphetamin-Derivate hätten ein hohes Suchtpotenzial.

Die leistungssteigernde Wirkung dieser Substanzen bei Gesunden ist wissenschaftlich noch nicht belegt. Dennoch steigt die Zahl der Gesunden, die die Mittel zur vermeintlichen Konzentrationsverbesserung oder wegen subjektiv als aufputschend, stress- oder angstlösend empfundener Wirkung schlucken. "Selbst wenn es Mittel gäbe, die solche Wirkungen nachweisen, bedeutet eine bessere Konzentrations- oder Merkfähigkeit nicht automatisch eine verbesserte intellektuelle Leistungsfähigkeit", ergänzt Richter.

So könne eine schnellere und bedenkenlosere Entscheidung auch zu wenig analytische Tiefe bedeuten. Insgesamt unterstützten derartige Substanzen die Neigung, nicht mehr aus eigener Kraft seine Situation zu verbessern, sondern sich auf ein Medikament zu verlassen.

Psychotrope Substanzen sind Wirkstoffe, die die Psyche des Menschen beeinflussen, wie Amphetamin-Derivate, Mittel gegen Depressionen oder Demenz sowie Beta-Blocker. Erst vor wenigen Wochen hatten sieben führende Wissenschaftler ein Memorandum zum Neuro-Doping vorgestellt, in dem sie vor dem unbedarften Konsum der nicht an Gesunden erprobten Mittel warnen, generell aber eine öffentliche Debatte dazu anregen.

Quelle: ntv.de, dpa

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