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Klimawandel und Globalisierung Pflanzenschädlinge breiten sich weltweit aus

Zunehmender globaler Transport und der Klimawandel schaffen ideale Bedingungen für eine Ausbreitung der Pflanzenschädlinge.

Zunehmender globaler Transport und der Klimawandel schaffen ideale Bedingungen für eine Ausbreitung der Pflanzenschädlinge.

(Foto: picture alliance / dpa)

Während sich ein Großteil der Pflanzenkrankheiten in den 1960er Jahren noch auf gewisse Regionen der Erde beschränkte, beobachten Forscher seitdem eine zunehmende Globalisierung der Erreger- und Schädlingsarten. Die schnelle Ausbreitung könnte zur Gefahr für die Nahrungsmittelversorgung werden.

Pflanzenkrankheiten und Schädlinge haben sich seit 1960 im Schnitt fast drei Kilometer jährlich zu den Polen hin ausgebreitet. Das berichten Wissenschaftler im Fachmagazin "Nature Climate Change". Die vom Klimawandel mitverursachte Wanderung könne zu Problemen bei der Nahrungsmittelversorgung führen, warnt das Team um Daniel Bebber von der englischen Universität Exeter.

Die Forscher hatten anhand publizierter Studien für mehr als 600 Krankheiten und Schädlinge analysiert, wie sich ihr Verbreitungsgebiet in den vergangenen 50 Jahren veränderte. Dabei sei zu berücksichtigen, dass neue Erreger in ärmeren Ländern oft später registriert würden als in den reichen Ländern des Nordens mit ihren besseren Überwachungsmethoden.

Im ersten Jahrzehnt der Beobachtungen wurden zwei Drittel der Erreger und Schädlinge nur in der nördlichen oder der südlichen Hemisphäre beobachtet, schreiben die Wissenschaftler. Ein Zehntel war nur außerhalb, ein weiteres Zehntel nur innerhalb der Tropen zu finden. Nach Ablauf der 50 Jahre seien mehr als die Hälfte global verbreitet gewesen. "Von den ursprünglich auf die Tropen beschränkten Arten breiteten sich zwei Drittel aus, die meisten global."

Bei der Ausbreitung polwärts gab es von Art zu Art große Schwankungen, schreibt Bebbers Team. Insgesamt aber sei ein klarer Trend erkennbar: Die überwiegende Zahl der Arten in der nördlichen Hemisphäre – etwa Pilze, Bakterien und Insekten – breite sich Richtung Nordpol aus. Fadenwürmer und Viren dagegen bewegten sich offenbar eher Richtung Äquator – warum, müsse noch untersucht werden.

27 Kilometer pro Jahrzehnt

Die Ausbreitung gehe hauptsächlich auf den zunehmenden globalen Transport zurück, erklären die Forscher. Der Klimawandel aber ermögliche es Erregern und Schädlingen oft erst, in einem neuen Gebiet Fuß zu fassen, dessen Lebensbedingungen zuvor zu unwirtlich waren. Mit rund 27 Kilometern je Jahrzehnt sei die Verschiebung deutlich größer als die bei vielen Tieren beobachtete von knapp 18 Kilometern. Sie entspreche aber der nach dem Temperaturanstieg zu erwartenden Veränderung.

Wie gefährlich neu eingeschleppte Erreger sein können, verdeutlichen Beispiele wie die Hungersnot in Irland in den 1840ern, als der Pilz Phytophtera infestans Kartoffelernten vernichtete. 1943 habe ein Reispflanzen befallender Schimmelpilz Hunderttausende Menschen in Bengalen verhungern lassen, schreiben die Autoren. Derzeit gingen weltweit jährlich 10 bis 16 Prozent der Ernten verloren – an Pilze, Bakterien und Viren, aber auch Insekten oder Fadenwürmer.

Getreidepilze wie Schwarzrost (Puccinia graminis) und Gelbrost (Puccinia striiformis) gehörten zu den aggressivsten und sich am schnellsten ausbreitenden Erregern. Mehr als die Hälfte solcher neu in eine Region eingeschleppten Krankheiten seien vom Menschen dorthin transportiert worden. Zweitwichtigster Faktor sei das Wetter. Viele Insekten zum Beispiel profitierten von höheren Temperaturen, weil sie die Winter besser überlebten. Dies gelte zum Beispiel für den Bergkiefernkäfer (Dendroctonus ponderosae). In anderen Fällen begünstige Trockenheit Krankheiten – weil die Abwehr der Pflanzen dann abnehme.

Quelle: ntv.de, dpa

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