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Die Revolution des Sex Wie "die Pille" entwickelt wurde

Seit 50 Jahren gibt es sie in Deutschland, doch anfänglich war sie keinesfalls salonfähig. Die Antibaby-Pille musste sich gegen starke moralische Vorbehalte und gesetzliche Verbote durchsetzen. Dabei hatte es erste Konzepte zur Verhütungstablette bereits um 1920 gegeben.

Vor 50 Jahren kam die Antibaby-Pille in Deutschland auf den Markt, die Vorgeschichte des Verhütungsmittels reicht aber bis ins Europa der 1920er Jahre zurück. In Innsbruck experimentierte der Naturwissenschaftler Ludwig Haberlandt bereits vor 90 Jahren mit dem Einsatz von Hormonen zur Empfängnisverhütung. Eine Kombination aus wissenschaftlichem Forscherdrang und emanzipatorischem Kampfgeist von Frauenrechtlerinnen ebnete der Pille schließlich den Weg zum Erfolg.

Haberlandt testete 1922 einen Impfstoff, der bei Kaninchen erfolgreich den Eisprung verhinderte und Schwangerschaften unterband. Haberlandt verstarb 1932, ohne dass ihm der Durchbruch für den menschlichen Gebrauch gelungen wäre. In den 50er Jahren griffen US-Mediziner mit kräftiger Unterstützung von Frauenrechtlerinnen seine Ansätze auf. Die Krankenschwester Margaret Sanger, eine Vorkämpferin der Familienplanung, und die Naturwissenschaftlerin Katherine Dexter McCormick sammelten Millionen von Dollar, um die pharmazeutische Forschung für eine Verhütungspille zu beschleunigen.

Gegen Menstruationsbeschwerden

Pharmakologe Gregory Pincus: Zusammen mit John Rock entwickelte der Professor aus Boston die erste Verhütungspille für Frauen.

Pharmakologe Gregory Pincus: Zusammen mit John Rock entwickelte der Professor aus Boston die erste Verhütungspille für Frauen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Schließlich überzeugten sie die Pharmakologen Gregory Pincus und John Rock, sich der Aufgabe anzunehmen. Die Forschungen der beiden Wissenschaftler führten zur Entwicklung des Hormonpräparats Enovid, das auf Haberlandts Idee beruhte: Es verhinderte den Eisprung. 1956 testeten Pincus und Rock das Mittel erfolgreich an 250 Frauen in Puerto Rico. Zuhause, im US-Bundesstaat Massachusetts, waren Verhütungsmittel verboten.

1957 kam das Mittel Enovid zur Behandlung von Menstruationsbeschwerden in den USA auf den Markt, 1960 wurde es von der US-Arzneimittelbehörde FDA offiziell auch als Pille zur Empfängnisverhütung zugelassen. Am 1. Juni 1961 kam auch in Deutschland die erste Antibaby-Pille unter dem Namen Anovlar auf den Markt, zunächst ebenfalls nur als Mittel gegen Menstruationsstörungen. Der jahrzehntelange Kampf um die Verhütung per Tablette war damit freilich noch lange nicht vorbei. Die Pille musste sich gegen gesetzliche Verbote und starke moralische Vorbehalte durchsetzen - in den USA wie in Deutschland.

Quelle: ntv.de, AFP

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