Frage & Antwort, Nr. 26 Warum stehen Störche auf einem Bein?
21.05.2007, 08:27 Uhr
Ein Storch steckt seinen Schnabel in das Gefieder.
(Foto: picture-alliance/ dpa/dpaweb)
Warum stehen Störche und diverse andere größere Vögel häufig nur auf einem Bein? (fragt Harald Hofmann aus Konstanz)
Für Menschen ist das Stehen auf einem Bein ein Balanceakt. Wer es regelmäßig übt, stärkt die Gleichgewichtsorgane. Das lehren uns nicht zuletzt erfahrene Yogis. Wenn Störche diese eher unbequem wirkende Haltung einnehmen, verfolgen sie dabei aber ein anderes Ziel.
Störche gehören - ebenso wie z.B. Flamingos - zu den Schreitvögeln. Langsamen Schrittes bewegen sie sich auf der Suche nach Nahrung über den Boden und durchs Wasser.

Zwei frierende Storche wärmen jeweils ein Bein.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Die typischen Vertreter aus der Gruppe der Schreitvögel haben lange, federlose Beine. Und federlos, das ist das Stichwort. Nackte Beine sind unbestreitbar von Vorteil, wenn die Tiere durchs Wasser waten. In Ruheposen dagegen geschieht mit ungefiederten Storchenbeinen das gleiche wie mit unseren Gliedmaßen, wenn wir nicht dick genug angezogen sind: Sie werden kalt. Das gilt besonders bei Wind. Der Wärmeverlust über die Beine und auch über den Schnabel ist bei Vögeln hoch.
Wenn Störche und Flamingos auf einem Bein stehen, geht es ihnen daher darum, den Wärmeverlust so gering wie möglich zu halten. Sie ziehen ein Bein in ihr gut isolierendes Gefieder zurück, damit es warm bleibt.
Standbeinwechsel
Aus dem gleichen Grund stecken sie ihren Schnabel beim Schlafen in die Federn. Das Standbein wechseln sie natürlich von Zeit zu Zeit - der Wärme wegen. Unbequem und schwierig ist diese Haltung für die Tiere nicht. Ganz im Gegenteil ist sie mit keinerlei körperlicher Anstrengung verbunden. Denn Störche, Flamingos und andere langbeinige Vögel haben ein besonderes Gelenk. Wenn sie ein Bein strecken, schnappt das Gelenk ein, ähnlich wie ein Taschenmesser. So steht der Vogel sicher, ohne einzuknicken. Das Bein bleibt ohne Muskelkraft gestreckt.
Ein ähnlicher Mechanismus verhindert übrigens, dass auf Bäumen schlafende Vögel vom Ast fallen. Sobald sich der Vogel auf einem Ast niederlässt und die Fersengelenke einknickt, schließen sich die Zehen automatisch fest um den Ast. Auch dafür ist keine Muskelanspannung nötig. Um den Klammermechanismus wieder zu lösen, muss der Vogel dafür sorgen, dass sein Körpergewicht nicht mehr auf die Fersen drückt. Das geht ganz einfach: Er braucht dafür nur einige Male mit den Flügeln zu schlagen.
Quelle: ntv.de