Fundsache

Fundsache, Nr. 979 Kreuzigungsnägel aufgetaucht?

Die zwei römischen Nägel sollen zur Kreuzigung Jesu gedient haben.

Die zwei römischen Nägel sollen zur Kreuzigung Jesu gedient haben.

(Foto: REUTERS)

Zwei verwitterte Nägel sorgen in Israel für Aufregung. Angeblich soll mit ihnen Jesus ans Kreuz geschlagen worden sein. Dies meint zumindest der Filmemacher Simcha Jacobovici. Ärchäologen sind da etwas skeptischer.

Zwei römische Nägel sorgen in Israel für Aufregung. Angeblich handelt es sich bei ihnen um jene Nägel, mit denen die Hände Jesu ans Kreuz geschlagen wurden. Das meint zumindest der israelisch-kanadische Filmemacher Simcha Jacobovici, der rechtzeitig zu Ostern einen 45 Minuten langen und etwa 800.000 Dollar teuren Film über seine Suche nach den Nägeln vom Kreuz Jesu gemacht hat.

Simcha Jacobovici glaubt, fündig geworden zu sein.

Simcha Jacobovici glaubt, fündig geworden zu sein.

(Foto: Ulrich W. Sahm)

Jacobovici hatte nach eigenen Angaben zweieinhalb Jahre lang nach den beiden Nägeln gesucht. In einem Labor der Universität von Tel Aviv wurde er schließlich fündig. Dort liegt ihm zufolge auch ein weiterer Nagel, der für eine Kreuzigung benutzt worden sei. Dieser stimme mit den beiden anderen Nägeln überein, so der Filmemacher.

Die beiden Nägel sollen 1990 im Jerusalemer "Friedenspark" südlich des Tempelbergs in einer Grabhöhle entdeckt worden sein. In der Grabhöhle befand sich ein so genanntes Ossuarium, ein Knochenkasten, mit dem extrem seltenen eingeritzten Namen in althebräischer Schrift "Josef, Sohn des Kaiaphas". Die meisten Wissenschaftler folgen der These der Archäologen Zvi Grinhut und Ronni Reich, dass es sich dabei um das Familiengrab des Hohepriesters Kaiaphas handelt. Kaiphas soll an der Auslieferung Jesu mitgewirkt haben.

Archäologie-Professor widerspricht

Die Geschichte der krummen Nägel hat allerdings mehrere Haken. Denn die Archäologen hatten 1990 zwar zwei Nägel gefunden und registriert, aber weder fotografiert noch aufbewahrt. "Die Antikenbehörde wollte einen wichtigen Fund verschwinden lassen, um sich nicht mit dem Christentum anzulegen", spekuliert nun Jacobovici. Der Archäologie-Professor Gabriel Barkay von der Bar Ilan Universität widerspricht: "So etwas hat es nie gegeben. Das Verschwinden der Nägel war eine schlimme Schlamperei."

Laut Barkay hat Jacobovicis Geschichte "mit Archäologie und Wissenschaft" nichts zu tun. Ihm zufolge gibt es nicht genügend Beweise dafür, dass die beiden Nägel aus dem Labor tatsächlich aus der Grabhöhle im "Friedenspark" stammen. Und selbst wenn sie tatsächlicht in der Kaiaphas-Grabhöhle gelegen hätten, sei nicht klar, dass sie für die Kreuzigung benutzt worden seien. Mit den Nägeln seien vielleicht die Namen der Verblichenen auf die Knochenkästen geritzt worden. Auch aus einer Reihe anderer Gründe könnten die Nägel in die Grabstätte gelangt sein.

Der Kalkstein-Kasten aus der Kaiaphas-Grabhöhle.

Der Kalkstein-Kasten aus der Kaiaphas-Grabhöhle.

(Foto: Ulrich W. Sahm)

Filmemacher Jacobovici aber will sich von seiner These nicht abbringen lassen. Er glaubt, dass im Judentum nur "Nägel von Gekreuzigten" einem Toten als Grabbeigabe mitgegeben würden, weil sie Seelenheil in der Nachwelt versprächen. Auch verweist er auf einen schlichten Kalkstein-Kasten mit dem Namen "Kaffaa" aus der Kaiaphas-Grabhöhle. Zwischen zwei Rosetten sieht man drei Stufen, eine Säule und sieben nach oben zeigende Pfeile. Für Jacobovici ist das eine symbolische Abbildung des Kreuzes, knapp sechs Jahre nach Jesu Kreuzigung auf die Breitseite eines Ossuariums geritzt. Und schließlich machte Jacobovici zwei "Nägel mit Köpfen". Rechts und links der Rosetten eingeritzte Kreise identifizierte Jacobovici als "Nagelköpfe".

Ulrich W. Sahm.

Ulrich W. Sahm.

Der Nahe Osten ist sein Metier. Ulrich W. Sahm berichtet seit Mitte der 1970er Jahre aus der Region. Er ist immer auf der Suche nach der Geschichte hinter der Nachricht.

Quelle: ntv.de

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