Das Jahr bei ntv

Von Volker Petersen
01. Januar

Januar: Neue Regierung, ein Trump-Buch, ein Sturmtief

Damals war Martin Schulz noch SPD-Vorsitzender, doch lange hielt er sich nicht mehr.

Damals war Martin Schulz noch SPD-Vorsitzender, doch lange hielt er sich nicht mehr.

(Foto: dpa)

Kennen Sie noch den Herrn rechts? Der heißt Martin Schulz und war vor einer halben Ewigkeit, also 2017, Kanzlerkandidat der SPD. Im Wahlkampf schwor er noch, keine Große Koalition anzustreben. Und dann? Folgte ein für die Nachkriegsgeschichte beispielloses Regierungschaos. Nachdem der FDP-Chef die Jamaika-Sondierungen verlassen hatte, musste die alte Dame SPD noch einmal ran.

Martin Schulz, noch Vorsitzender, führte ab dem 26. Januar die Koalitionsverhandlungen und holte wie auch schon in den Jahren zuvor viel für die Sozialdemokraten heraus. Doch viele in der SPD, allen voran Juso-Chef Kevin Kühnert, hatten keine Lust mehr auf noch eine Regierung mit Merkel. Die Partei quälte sich dann aber doch noch zum Ja zum Koalitionsvertrag. Aus staatspolitischer Verantwortung, wie es hieß. Und viele in Deutschland atmeten auf: Hauptsache eine stabile Regierung.

Doch Aufbruchstimmung kam nicht auf - erst recht nicht, da die GroKo bei der Bundestagswahl im Herbst 2017 einen Denkzettel erhalten hatte. Und dass Schulz sich selbst zum Außenminister küren wollte, war dann doch zu viel. Zumal er im Wahlkampf nicht nur gesagt hatte, er wolle keine neue GroKo, sondern auch kein Ministeramt. Ein Aufschrei ging durchs Land. Am Ende war Schulz weg und Andrea Nahles wurde neue SPD-Chefin.

Auch Kanzlerin Angela Merkel wirkte angeschlagen, nachdem sie ein Jahr zuvor noch dafür gefeiert worden war, dass sie noch einmal antreten wollte. Es folgte ein turbulentes Jahr, bei dem Neu-Innenminister Horst Seehofer eine tragende Rolle spielen sollte. Aber dazu später mehr. Beide gehören übrigens auch zu unseren Menschen des Jahres. Schauen Sie mal in unsere Bildergalerie!

06. Januar

Alle reden über Trump-Buch "Feuer und Zorn"

Gleich ein Bestseller: "Fire and Fury" von Michael Wolff - das erste Insider-Buch über die Regierung Trump.

Gleich ein Bestseller: "Fire and Fury" von Michael Wolff - das erste Insider-Buch über die Regierung Trump.

(Foto: REUTERS)

Es war nur eine Frage der Zeit, bis so ein Buch erscheinen würde. Der New Yorker Journalist Michael Wolff war der schnellste: Sein Buch "Fire and Fury" oder zu Deutsch "Feuer und Zorn" war der erste Bericht aus dem Innenleben der Regierung Donald Trumps. Der Autor erzählte auf einer ausgedehnten Interviewtour, er habe sich wie eine Fliege an der Wand im Weißen Haus aufgehalten. Er zeichnet ein Bild, das Trump als weitgehend inkompetent, sprunghaft und unkonzentriert zeigt - es ist allerdings wahrlich nicht der erste Bericht dieser Art.

Zeitungen wie die "Washington Post" und die "New York Times" hatten in einem Enthüllungstrommelfeuer eine Schauergeschichte nach der anderen aus dem Oval Office gebracht. So enthält das Buch für den aufmerksamen Nachrichten-Junkie wenig Neues. Interessant ist vor allem, dass Trumps einstiger "Chefstratege" Steve Bannon eine der Hauptquellen gewesen sein dürfte - das Buch führte daher zum endgültigen Bruch mit Trump.

Ansonsten zeigt sich hier ein Muster, das sich bei ähnlichen Büchern wiederholen wird: Die besten Stellen wurden bereits vorab in den Medien herausposaunt. Wolff wurde anschließend vorgeworfen, teils schlampig recherchiert zu haben - mehr dazu lesen Sie hier. Ob es ihn kümmerte? Das Buch war - natürlich - sofort ein Bestseller.

18. Januar

Sturmtief Friederike fegt über Deutschland

Erinnern Sie sich noch? Im Januar wurde es windig in Deutschland. Einige Tage lang redet niemand über Angela, Andrea oder Horst, sondern nur über "Friederike". So heißt das Orkantief, das am 18. Januar übers Land fegt. Die Deutsche Bahn stellt bundesweit ihren Betrieb ein, Straßen und Autobahnen werden gesperrt. Lebensgefahr besteht vor allem durch herabfällende Äste und umstürzende Bäume. Insgesamt sterben acht Menschen durch das Unwetter. In Deutschland kamen acht Menschen ums Leben. Es war der schlimmste Sturm seit "Kyrill" im Jahr 2007 - der allerdings noch deutlich schlimmere Folgen hatte.

27. Januar

Baerbock und Habeck neue Grünen-Chefs

Es muss so schön sein, Grünen-Chef zu sein.

Es muss so schön sein, Grünen-Chef zu sein.

(Foto: picture alliance / Bernd von Jut)

Diese beiden werden im Jahr 2018 noch viel zu klatschen und zu lachen haben - die Schwäche von SPD und Union ist die Stärke der Grünen. Ende Januar bekommt die Partei ein neues Führungsduo. Die Landesvorsitzende aus Brandenburg, Annalena Baerbock und der schleswig-holsteinische Umweltminister Robert Habeck sind ab sofort die Vorzeige-Gesichter der Grünen. Aus ihrer Sicht wird es ein wunderbares Jahr mit Wahlerfolgen in Bayern und Hessen sowie starken Umfragewerten auf Bundesebene.

01. Februar

Februar: Yücel, Olympia, Parkland-Massaker

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(Foto: dpa)

Endlich ist es so weit: Nach ziemlich genau einem Jahr Haft in der Türkei, kommt der Journalist Deniz Yücel am 16. Februar frei. Monatelang hatten sich seine Redaktion, zahlreiche Prominente und Politiker für den Reporter der "Welt" eingesetzt. Die Behörden warfen dem Deutsch-Türken vor, "Terrorpropaganda" betrieben zu haben. Nach seiner Freilassung reist Yücel sofort nach Deutschland aus und hält sich seitdem weitgehend aus der Öffentlichkeit zurück.

Sein Prozess in der Türkei beginnt Ende Juni, Yücel bleibt verständlicherweise in Deutschland. Er beantragt währenddessen, dass sich der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte mit seinem Fall befasst. Die Bundesregierung kritisiert er harsch dafür, dass sie den türkischen Präsidenten Erdogan im Herbst als Staatsgast empfängt.

Auch deswegen, weil seine Festnahme kein Einzelfall ist. Zahlreiche Kritiker Erdogans sitzen in Haft, oft ohne Anklage, darunter einige aus Deutschland. Im August kommt dann noch die Journalistin Mesale Tolu frei - was aber auch nichts daran ändert, dass in der Türkei weiterhin Menschen unter irgendwelchen Vorwänden hinter Gitter gebracht werden.

09. Februar

Olympische Spiele in Südkorea

Es sind besondere Winterspiele, die im Februar im südkoreanischen Pyeongchang beginnen. So wie das Olympische Feuer lodert, flackert auch die Hoffnung auf Entspannung auf der Koreanischen Halbinsel auf. Denn Nordkorea sendet nicht nur eine Mannschaft zu den Olympischen Wettkämpfen im eigentlich verfeindeten Süden, sondern diese läuft sogar gemeinsam mit dem Team aus dem Süden bei der Eröffnungsfeier ins Stadion ein. Gemeinsamer Name der Mannschaft: "Korea". Im Frühjahr gab es zudem mehrere Treffen zwischen dem Nord-Diktator Kim Jong Un und dem Süd-Präsidenten Moon Jae-In.

Sportlich dominieren Norwegen und Deutschland die Spiele - die Skandinavier liegen am Ende im Medaillenspiegel knapp vorn. Herausragende deutsche Olympioniken sind die Biathletin Laura Dahlmeier, der Nordische Kombinierer Eric Frenzel und der Rennrodler Tobias Arlt, die alle zweimal Gold gewinnen. Eine Besonderheit der Spiele ist zudem, dass sie ohne offizielle Mannschaft aus Russland über die Bühne gehen. Der Verband war wegen Dopingvorwürfen ausgeschlossen worden, nur einzelne saubere Athleten durften teilnehmen.

Manche vermissten angesichts gelegentlich leerer Ränge echte Olympiastimmung, doch unser Reporter Tobias Nordmann fand dennoch zahlreiche Highlights, skurrile Momente und spannende Wettkämpfe. Dennoch, er schrieb am Ende, die Spiele seien ein "Fanal der Perspektivlosigkeit gewesen".

14. Februar

Massaker an Schule in Florida

Am 14. Februar ist mal wieder Fassungslosigkeit angesagt. Wobei manche von der Resignation nicht mehr weit entfernt sein dürften - an einer Schule in den USA kommt es wieder einmal zu einem Amoklauf, 17 Menschen sterben bei dem Massaker an der Parkland-High-School in Florida. Ein Ex-Schüler namens Nicolas Cruz hatte die Tat begangen, die Waffe, ein Sturmgewehr, hatte er sich legal zugelegt.

Anschließend kocht die Debatte über das Waffenrecht in den USA mal wieder so richtig hoch. Sogar Präsident Donald Trump verspricht, sich für schärfere Waffengesetze einzusetzen. Doch Vertreter der mächtigen Waffenlobby NRA reden ihm das schnell wieder aus. Schließlich sollen sogenannte Bumpstocks verboten werden. Das sind Vorrichtungen,die aus einer normalen Handfeuerwaffe eine automatische machen.

Die Debatte zeigt auch auf, wie gespalten die USA sind und wie sehr mit den berüchtigten Fake News gearbeitet wird. So behaupten rechte Verschwörungstheoretiker, bei den demonstrierenden Schülern habe es sich um Schauspieler gehandelt. Ihren Protest halten diese lange durch, doch ein paar Monate später ist alles wieder beim Alten. Bis zum nächsten Amoklauf.

27. Februar

Bundesverwaltungsgericht erlaubt Diesel-Fahrverbote

Für viele Dieselfahrer ist das Jahr 2018 ein großes Ärgernis.

Für viele Dieselfahrer ist das Jahr 2018 ein großes Ärgernis.

(Foto: dpa)

Der 27. Februar dürfte vielen Diesel-Besitzern als schwarzer Tag in Erinnerung bleiben. An diesem Datum entscheidet das Bundesverwaltungsgericht, dass Fahrverbote für Diesel-Fahrzeuge in deutschen Städten rechtlich zulässig sind. Seitdem rollt eine Klagewelle übers Land - die Deutsche Umwelthilfe klagt in mehreren Städten darauf, Fahrverbote einzuführen, weil Schadstoffgrenzwerte nicht eingehalten werden. Das gefährde die Gesundheit der Bewohner, so die Argumentation.

Kritiker halten dagegen, dass die paar zu sperrenden Straßen einfach von den Betroffenen umfahren werden und dadurch die Schadstoffbelastung nicht sinkt. Zumal das Urteil mitsamt den folgenden Fahrverboten den Wiederverkaufswert der betroffenen Autos stark in Mitleidenschaft zieht. Manche haben den Eindruck, der einfache Autofahrer wird für den Abgasbetrug großer Autokonzerne bestraft. Das Thema ist ein Dauerbrenner im Jahr 2018 und, was die Emotionen angeht, gewissermaßen ein Selbstzünder.

Wo zurzeit Diesel-Fahrverbote gelten, lesen Sie hier.

01. März

März: Stahlzölle, Skripal, Stormy Daniels

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(Foto: picture alliance / Susan Walsh/A)

Anfang März sendet der US-Präsident mal wieder eine Schockwelle um den Globus. Donald Trump kündigt an, Zölle auf Stahl in Höhe von 25 Prozent und auf Aluminium von 10 Prozent zu erheben. Damit erfüllt er ein Wahlkampfversprechen - er hatte es sich zum Ziel gemacht, die US-Stahlindustrie wiederzubeleben. Europa handelt in heller Aufregung einen Aufschub aus, die Maßnahmen treten dann aber endgültig zum 1. Juni in Kraft.

Der Handelsstreit schlägt damit endgültig in einen offenen Konflikt um - die EU reagiert mit erhöhten Zöllen auf Whiskey und Motorräder. Besonders in Deutschland geht die Angst um, Trump könnte nun auch Zölle auf deutsche Autos erheben. Dass Trump aber durchaus an Einigungen interessiert ist, zeigt er im Laufe des Jahres mit der Neuverhandlung der nordamerikanischen Freihandelszone Nafta. Das neue Abkommen namens USMCA steht Anfang Oktober. Mit China liegt die US-Regierung aber weiter im Clinch - auch noch am Jahresende.

04. März

Russischer Ex-Spion Skripal bewusstlos aufgefunden

Einst war Sergej Skripal ein Spion in russischen Diensten, doch dann wechselte er die Seiten. Er verriet 13 russische Geheimagenten an Großbritannien - dafür wurde ihm 2006 der Prozess in Russland gemacht. Er kam in Haft und durfte schließlich 2010 im Rahmen eines Spion-Austauschs ins Vereinigte Königreich ausreisen. Und dieser Mann liegt nun Anfang März bewusstlos auf einer Parkbank vor einem Einkaufszentrum in der Kleinstadt Salisbury. Neben ihm seine ebenfalls bewusstlose Tochter. Es ist der Beginn eines Wochen- und monatelangen diplomatischen Streits zwischen London und Moskau.

Britische Experten weisen nach, dass die beiden mit dem Nervengift Nowitschok aus sowjetischer Produktion vergiftet wurden. Die Regierung May beschuldigt den Kreml, für die Tat verantwortlich zu sein und weist Dutzende russische Diplomaten aus. Der weist das entschieden zurück. Im September werden dann Tatverdächtige präsentiert - zwei Russen, die mit gefälschten Papieren eingereist waren. So oder so scheint es jemand auf Skripals Familie abgesehen zu haben. Auch Skripals Ehefrau, sein Sohn und sein älterer Bruder kamen in den vergangenen Jahren unter fragwürdigen Umständen ums Leben.

06. März

Stormy Daniels bringt Trump in Bedrängnis

Stephanie Clifford alias "Stormy Daniels".

Stephanie Clifford alias "Stormy Daniels".

(Foto: dpa)

Ende März wird es unangenehm für Donald Trump. Eine mögliche Affäre holt ihn ein - der Pornostar Stephanie Clifford alias "Stormy Daniels" geht an die Öffentlichkeit und erzählt, sie habe vor Jahren eine Nacht mit dem heutigen Präsidenten verbracht.

Ist das nicht seine Privatsache? Ja, schon. Aber es gibt auch eine rechtliche Dimension. Trump soll ihr über seinen Anwalt Michael Cohen ein Schweigegeld von 130.000 Dollar gezahlt haben, damit sie ihn nicht im Wahlkampf bloßstellt. Denn die Affäre soll sich 2006 abgespielt haben, in dem Jahr in dem Trumps Sohn Barron geboren wurde. Am 6. März reicht Clifford Klage gegen die Vertraulichkeitsvereinbarung ein.

Karen McDougal.

Karen McDougal.

Im Zuge der Stormy-Daniels-Enthüllungen erzählt eine weitere Frau, das Ex-Playmate Karen McDougal, sie habe ebenfalls Schweigegeld erhalten. Das habe ihr ein mit Trump befreundeter Verleger für ihre Story gezahlt, der diese daraufhin in der Schublade verschwinden ließ. Es geht dabei um die Frage, ob es sich womöglich um eine illegale Wahlkampfspende gehandelt haben könnte.

18. März

Putin hängt noch eine Amtszeit dran

Der alte Präsident Russlands ist auch der neue: Putin macht noch mindestens sechs Jahre weiter.

Der alte Präsident Russlands ist auch der neue: Putin macht noch mindestens sechs Jahre weiter.

(Foto: picture alliance / Alexander Zem)

Wahlen in Russland sind eine relativ klare Sache: Am Ende gewinnt in der Regel Putin. So auch diesmal wieder: Am 18. März bekommt der langjährige Kreml-Chef die meisten Stimmen. Für westliche Verhältnisse sensationelle 77 Prozent holte er.

Ob das mit der staatlichen Einflussnahme auf die Medien zu tun hatte? Mit der Unterdrückung von Gegnern wie Alexej Nawalny? Kaum jemand bestreitet das in Deutschland. Manche haben aber lieber einen Putin als Chaos in Russland. Seine Amtszeit dauert sechs Jahre. Dann ist Putin 72.

25. März

Puigdemont in Schleswig-Holstein festgenommen

Puigdemont war in der JVA Neumünster inhaftiert worden, wo auch dieses Bild entstand.

Puigdemont war in der JVA Neumünster inhaftiert worden, wo auch dieses Bild entstand.

(Foto: dpa)

Im vergangenen Jahr hielt er ganz Spanien und halb Europa in Atem: Carles Puigdemont, der einstige Regionalpräsident Kataloniens und Führer der Unabhängigkeitsbewegung. Nachdem die Sache nicht so recht klappte, flüchtete er nach Belgien und hoffte, nicht ausgeliefert zu werden - was gelang. Als er dann aber am 25. März von einer Veranstaltung in Finnland durch Deutschland mit dem Auto in seinen Wohnort Waterloo zurückfahren wollte, wurde er in Schleswig-Holstein festgenommen.

Grundlage war der noch immer geltende europäische Haftbefehl. Eine monatelange Hängepartie folgte, zwischenzeitlich residierte der Katalane sogar in Berlin. Die deutsche Justiz entschied schließlich, Puigdemont nicht auszuliefern. Auch das oberste spanische Gericht zog seinen Haftbefehl zurück. Puigdemont kehrte daraufhin nach Belgien zurück.

01. April

April: Nahles, Amokfahrt in Münster, Sewing

Nahles steht nach Jahren ganz oben. Sie ist die erste Frau an der Spitze der SPD. Doch die erlebt eine Wahlniederlage nach der anderen.

Nahles steht nach Jahren ganz oben. Sie ist die erste Frau an der Spitze der SPD. Doch die erlebt eine Wahlniederlage nach der anderen.

(Foto: picture alliance / Bernd von Jut)

Es fiel ein bisschen unter den Tisch, weil die SPD andere Sorgen hatte - aber am 22. April hat die älteste noch bestehende Partei Deutschlands erstmals eine Frau als Vorsitzende. Andrea Nahles übernimmt den Posten von dem glücklosen Martin Schulz. Sie ist zugleich Fraktionsvorsitzende - und erlebt ein schwieriges Jahr. In der Großen Koalition wirkt sie machtlos gegen das Sommertheater Horst Seehofers, bei Wahlen jagt die AfD der Partei die sogenannten kleinen Leute ab und andere wählen lieber die Grünen. Zum Jahresende steht die Partei in Umfragen bei 14 oder 15 Prozent - etwa gleich auf mit der Alternative. Es kann im neuen Jahr eigentlich nur besser werden für die Sozialdemokraten. Doch das dachten manche Ende 2017 auch.

07. April

Amokfahrt in Münster

Am 7. April erlebt Deutschland den nächsten Anschlag - doch diesmal stecken keine islamistisch motivierten Attentäter dahinter, sondern ein geistig Verwirrter. In Münster lenkt ein Mann seinen VW-Bulli in eine Menschenmenge vor dem "Großen Kiepenkerl", einem beliebten Restaurant. Insgesamt vier Menschen kommen dabei ums Leben, zwei sofort, ein drittes und viertes Opfer erliegen später ihren Verletzungen. Die Stadt ist kurzzeitig im Ausnahmezustand. Der Täter, Jens R., erschoss sich kurz nach der Tat. Die Polizei geht davon aus, dass es sich um einen sogenannten erweiterten Suizid handelte.

08. April

Deutsche Bank bekommt neuen Chef

Sewing.

Sewing.

(Foto: dpa)

Eigentlich sollte der Brite John Cryan die Deutsche Bank sanieren - doch sein Erfolg ist dem Aufsichtsrat zu mager. Am 8. April endet seine knapp dreijährige Zeit an der Spitze des größten Geldhauses des Landes. Sein Nachfolger heißt Christian Sewing. Ein echtes Eigengewächs - der Westfale ist seit 25 Jahren bei der Bank. Der 47-Jährige hat keine leichte Aufgabe. Auch er muss immer wieder zu Ermittlungen gegen sein Haus Stellung beziehen. Der Aktienkurs fällt gegen Ende des Jahres sogar auf ein Rekordtief. Ein Porträt des Managers lesen Sie hier.

12. April

Diess folgt auf Müller bei Volkswagen

Diess (l.) und Müller in glücklicheren Zeiten.

Diess (l.) und Müller in glücklicheren Zeiten.

(Foto: dpa)

Nach dem Abgang des langjährigen VW-Bosses Martin Winterkorn kann sich sein Nachfolger Matthias Müller nicht lange an der Spitze des Konzerns halten. Leicht hatte er es angesichts des Dieselskandals nicht. Beobachter bemängelten jedoch, dass er "kein Fettnäpfchen ausgelassen" habe.

Die Zahlen sehen aber gut aus - worüber sich sein Nachfolger Herbert Diess freuen kann, bis dahin Markenchef von VW. Diess ist Österreicher und stand vor seiner Zeit bei Volkswagen bis 2014 in Diensten von BMW. Der 60-Jährige gilt als bodenständiger Kostendrücker und wurde am 12. April vorgestellt. Unser Wirtschaftsredakteur Max Borowski kommentierte: Ob Müller oder Diess, das ist egal.

27. April

Merkel besucht Trump in Washington

Merkel besuchte Trump schon zum zweiten Mal.

Merkel besuchte Trump schon zum zweiten Mal.

(Foto: REUTERS)

Schon zum zweiten Mal besucht Kanzlerin Angela Merkel am 27. April US-Präsident Donald Trump in Washington. Es gibt viel zu besprechen: Einige Wochen hat der Amerikaner Strafzölle gegen die EU angekündigt. Außerdem droht er damit, das Atom-Abkommen mit dem Iran zu kündigen. Es ist also kein einfacher Besuch. Merkel bemüht sich um eine freundliche Atmosphäre - obwohl Trump eine Woche zuvor, beim Besuch des französischen Präsidenten gesagt haben soll, er freue sich nicht auf Merkel. Als sie dann da ist, gibt er sich betont freundlich. Doch das Verhältnis der beiden wird als eisig beschrieben.

01. Mai

Mai: Iran-Abkommen, ESC, Traumhochzeit und ein Foto

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(Foto: REUTERS)

Am 8. Mai macht US-Präsident Trump seine Drohung wahr und steigt aus dem Atom-Abkommen mit dem Iran aus. Den Vertrag hatte sein Vorgänger Barack Obama mit Teheran, Europa, Russland und China ausgehandelt. Trump hatte nur Verachtung dafür übrig, bezeichnete ihn als "schlechtesten Deal der Geschichte".

Die Reaktionen wirken ein wenig so, wie wenn jemand in einen Ameisenhaufen getreten hat. Die EU-Staaten arbeiten fieberhaft daran, das Abkommen am Leben zu erhalten, was zwar gelingt - doch die USA gehen noch weiter. Sie drohen Unternehmen mit Sanktionen, die weiter Geschäfte mit dem Land machen. Vor die Wahl gestellt, kappen mehrere Konzerne ihre Verbindung in den Iran.

12. Mai

Deutschland feiert ESC-Held Michael Schulte

Aufatmen ist unter deutschen Fans des Eurovision Song Contest am 12. Mai angesagt. Der heimische Vertreter Michael Schulte liefert eine starke Vorstellung ab und landet in Lissabon auf dem vierten Platz. In seinem Titel "You let me walk alone" verarbeitet der 28-Jährige den Tod seines Vaters. Mit der ruhigen Nummer feiert Deutschland den größten ESC-Erfolg seit 2010, seit dem Sieg Lena Meyer-Landruths mit "Satellite".

Danach gab es eine ziemliche Durststrecke mit einigen letzten und vorletzten Plätzen. Gewinnerin 2018 ist die Sängerin Netta aus Israel. Warum dieser ESC Geschichte schrieb, haben unsere Reporter Volker Probst und Wolfram Neidhard hier aufgeschrieben. Na dann, am 18. Mai 2019 steigt die nächste ESC-Party, diesmal in Tel Aviv.

14. Mai

Özil und Gündogan posieren mit Erdogan

Özil schwieg lange zu dem Bild, was die Kritiker nicht beruhigte.

Özil schwieg lange zu dem Bild, was die Kritiker nicht beruhigte.

(Foto: dpa)

Dieses Foto löst beinahe so etwas wie eine Staatskrise aus und beschäftigt die Öffentlichkeit noch monatelang: Am 14. Mai posieren die deutschen Fußball-Nationalspieler Mesut Özil und Ilkay Gündogan mit dem türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan und ganz Fußball-Deutschland fragt sich: Was soll das denn? Viele stellen die Loyalität der beiden Spieler zur deutschen Mannschaft infrage, was Wellen schlägt, da einen Monat später die WM in Russland beginnt.

Und es ist eine Zeit, in der Erdogan immer wieder Schlagzeilen mit Sticheleien gegen Deutschland macht - es wirkt auf manch einen so, als lache sich hier Erdogan ins Fäustchen. Der DFB schafft es nicht, das Thema abzuräumen, wirkt überfordert. Nach der Weltmeisterschaft kocht es dann noch einmal so richtig hoch. Aber dazu später mehr.

19. Mai

Frankfurt gewinnt DFB-Pokal gegen die Bayern

Dass Bayern München in diesem Jahr wieder einmal Deutscher Meister geworden ist, war ja klar. Zum sechsten Mal in Serie holen die Fußballer aus der bayerischen Landeshauptstadt die Schale heim. Aber am 19. Mai holt eine andere Mannschaft den zweiten wichtigen deutschen Titel. Eintracht Frankfurt gewinnt das DFB-Pokal-Finale im Berliner Olympiastadion.

Mit 3:1 ringt die Truppe von Niko Kovac den großen Favoriten in der Heimatstadt seines Trainers nieder. Die Bayern können sich damit trösten, dass sie den jungen Deutsch-Kroaten als Nachfolger für den legendären Jupp Heynckes verpflichtet haben, der sich nun endgültig zur Ruhe setzen will. Kovac legt in der neuen Saison einen gelungenen Start hin, kommt dann aber ins Straucheln, was zu einer denkwürdigen Pressekonferenz der Bayern führt. Aber dazu später mehr.

01. Juni

Juni: Regierungskrise, WM-Aus, Trump trifft Kim, Türkei-Wahlen

Als wollte Merkel sagen: Mach mal nicht so eine Welle, lieber Horst. Gedacht haben dürfte sie es zumindest im Juni 2018.

Als wollte Merkel sagen: Mach mal nicht so eine Welle, lieber Horst. Gedacht haben dürfte sie es zumindest im Juni 2018.

(Foto: dpa)

Seit Jahren arbeiten Kanzlerin Angela Merkel und CSU-Chef Horst Seehofer eng zusammen - und seit Jahren gibt es immer wieder mal Streit. Doch so heftig wie im Juni 2018 war es noch nie. Der amtierende Innenminister stellt sich plötzlich quer - wohl mit der Bayern-Wahl im Oktober im Blick, verlangt er weitere Verschärfungen im Asylrecht. Bereits in anderen EU-Ländern abgelehnte Asylbewerber sollen schon an der deutschen Grenze abgewiesen werden können, so Seehofer. Dass das nur eine Handvoll Leute betrifft, wie Experten sagen, kümmert ihn offenbar wenig.

Merkel ist dagegen, doch Seehofer bleibt stur. Er droht damit, genau das ohne ihre Zustimmung anzuordnen. Dann hätte die Kanzlerin ihn entlassen müssen, was wiederum die CSU nicht hingenommen hätte, womöglich die Fraktionsgemeinschaft mit der CDU gekündigt und damit die GroKo und vermutlich auch Merkels Kanzlerschaft beendet hätte. Merkel besteht darauf, dass es für Seehofers Forderung zunächst mit jedem EU-Land Einzelabkommen geben müsse. Sie gewinnt Zeit, indem sie den Innenminister auf einen EU-Gipfel Ende des Monats vertröstet.

Und tatsächlich: Europa springt der Kanzlerin bei - nach und nach schließen die Mitgliedsstaaten Abkommen mit der Bundesregierung. Am 30. Juni sprechen sich Seehofer und Merkel aus. Die Kuh quält sich langsam vom Eis, die Lage beruhigt sich. Doch der Schaden ist immens - die Wähler wenden sich in Scharen von der Union ab, viele empfinden die Krise als unwürdiges Sommertheater. Und es ist nun allen klar, dass Merkel nicht mehr so fest im Sattel sitzt wie zuvor. Das wird sich spätestens Ende Oktober zeigen.

12. Juni

Trump trifft Kim in Singapur

Es ist ein historisches Treffen, das sich am 12. Juni in Singapur der Weltöffentlichkeit darbietet. Der US-Präsident trifft den Diktator Nordkoreas und erweist ihm hohe Ehren mit freundlichen Worten, herzhaftem Händedruck und ganz großer Bühne. Ja, richtig - da trafen sich in Kim Jong Un und Donald Trump zwei Männer, die sich zu Jahresbeginn noch gegenseitig mit ihren Atomraketen bedrohten.

Doch was kümmert sie das Geschwätz von gestern? Zumal sich die Welt darüber freuen kann, dass sich das Klima zwischen beiden Ländern spürbar entspannt. Wobei: Experten kritisieren Trump dafür, dass sein Abkommen mit Kim reichlich vage ist und der Nordkoreaner sich zu keinen konkreten Schritten festlegen ließ. Aber vielleicht ist das eben Trumps Art, die Dinge von Mann zu Mann zu klären. Ein zweites Treffen ist zumindest angedacht und bis zum Jahresende gibt es keine Eskalationen mehr.

27. Juni

DFB-Elf erlebt historische Pleite in Russland

Mit ziemlich breiter Brust reist Joachim Löw mit der DFB-Elf nach Russland, doch von Anfang an hat "die Mannschaft" die Seuche am Fuß - im wörtlichen und übertragenen Sinne. Zumindest in der Öffentlichkeit gärt immer noch der Unmut über das Özil-Foto mit Erdogan. Immer mehr Fans sind genervt von der Rundum-Vermarktung des Teams. Und dann löst das WM-Quartier in Watutinki extrem sparsame Reaktionen bei den Spielern aus und auch der Bundestrainer spricht vom Charme einer "schönen Sportschule". Jedenfalls kein Vergleich zu Campo Bahia, dem Traumquartier vier Jahre zuvor in Brasilien, wo die WM für Deutschland traumhaft endete.

Als dann die mexikanischen Spieler die deutschen Recken förmlich überrennen und mit 1:0 besiegen, ist der Auftakt verpatzt. Noch ist aber alles möglich und Panik breitet sich noch nicht aus. Aber auch das zweite Spiel gegen Schweden überzeugt kaum und Deutschland gewinnt nur dank eines wunderschönen Last-Minute-Tors von Toni Kroos in der Nachspielzeit. Viele hoffen nun auf die Wende, doch die bleibt aus. Die Katastrophe ist perfekt, als Südkorea die Deutschen am 27. Juni mit 2:0 nach Hause schickt. Gruppenletzter. Ausgeschieden. So etwas hatte es noch nie gegeben.

Wobei, eigentlich schon: Zwar hatte eine deutsche Mannschaft seit 1930 bei Weltmeisterschaften immer besser abgeschnitten. Andererseits waren bei drei der vergangenen vier Turniere die Titelverteidiger ebenfalls in der Gruppenphase gescheitert. Frankreich 2002, Italien 2010 oder Spanien 2014. Anschließend beginnt die Aufarbeitung - waren zu viele satte Weltmeister im Team? War die Aufregung um Özil das Problem? Lag es an Löw? Der DFB sagt Nein und der Bundestrainer bleibt im Amt.

Die WM ist gelaufen - aus deutscher Sicht. Doch sie geht natürlich weiter: Frankreich wird Weltmeister, mit einem 4:2-Sieg im Finale gegen Kroatien. Überraschend stark ist auch Belgien (Platz drei), Gastgeber Russland kommt überraschend ins Viertelfinale. Und natürlich sonnt sich Präsident Putin im Glanz der schönen Fußball-Bilder. Alles in allem eine WM zum Abhaken für Deutschland.

01. Juli

Juli: Özil-Rücktritt, Höhlendrama, Kerber, Trump trifft Putin

"Ich habe ein deutsches und ein türkisches Herz". Mesut Özil.

"Ich habe ein deutsches und ein türkisches Herz". Mesut Özil.

(Foto: imago/Sven Simon)

Vielleicht noch schwerer als das WM-Aus wiegt der Rücktritt Mesut Özils aus der Fußball-Nationalmannschaft. Denn er illustriert doch, wie die Mannschaft unter der Last der Niederlage zerbrach. Am 23. Juli gibt der Weltmeister von 2014 bekannt, nicht mehr für Deutschland spielen zu wollen. Auf Twitter schreibt Özil: "Schweren Herzens und nach gründlicher Überlegung werde ich wegen der zurückliegenden Vorkommnisse nicht länger für die deutsche Nationalmannschaft spielen, da ich Rassismus und fehlenden Respekt spüre."

Er greift in seinem Schreiben DFB-Präsident Reinhard Grindel an, der ihn nicht ausreichend unterstützt habe und ihn aus dem Team haben wollte. "In den Augen von Grindel und seinen Unterstützern bin ich Deutscher, wenn wir gewinnen, aber ein Migrant, wenn wir verlieren." Ein Satz, der nachhallt. Die Reaktionen auf Özils Schritt sind gemischt. Löw ist nicht der Einzige, der glaubt, Özil habe "ganz einfach auch überzogen". Doch geben ihm auch viele recht, dass das Bild mit Erdogan zu scharf kritisiert wurde. Wobei das nach wie vor kaum jemand in Ordnung findet. Aber Özil zum Sündenbock der WM-Leistung zu machen, hält keiner sportlichen Überprüfung stand.

So oder so ist der Fall Özil ein Fanal. Ein PR-Desaster für den DFB, das Ende einer großen Karriere eines Nationalspielers. Und es bleibt die Frage: Kann man Deutscher und Türke sein? Özil sagt Ja, viele Deutsche sagen Nein. 

10. Juli

Zwölf Jungen aus thailändischer Höhle gerettet

17 lange Tage lang harren 12 Jungen einer Fußballmannschaft und ihr Trainer in einer thailändischen Höhle aus. Am 10. Juli kommt dann die erlösende Nachricht: Die Kinder sind gerettet.

Die ganze Welt nahm Anteil an dem Drama, eine hochgefährliche Rettungsaktion mit Spezialtauchern ermöglicht schließlich den glücklichen Ausgang. Die zwischen 11 und 16 Jahre alten Jungen mussten sich vier Kilometer lang durch enge unter Wasser stehende Tunnel zwängen. Die Sicht war gleich null. Besonders tragisch: Einer der Taucher verlor bei der Rettung sein Leben. 

11. Juli

Zschäpe zu lebenslanger Haft verurteilt

Zschäpe.

Zschäpe.

(Foto: REUTERS)

Fünf Jahre lang wurde in München über die Morde des NSU verhandelt. Am 11. Juli spricht das Landgericht die Hauptangeklagte Beate Zschäpe schuldig. Das Gericht sieht es als erwiesen an, dass sie Mittäterin bei den Morden und Sprengstoffanschlägen und Mitglied in einer terroristischen Vereinigung war sowie schwere Brandstiftung begangen hat. Das Gericht stellte sogar die besondere Schwere der Schuld fest. "Zschäpe steht nun vor dem Nichts", schrieb unsere Autorin Solveig Bach dazu.

16. Juli

Trump trifft Putin in Helsinki

Mit seinen Äußerungen gegenüber Putin löst Trump daheim wiedermal heftige Kritik seiner Gegner aus.

Mit seinen Äußerungen gegenüber Putin löst Trump daheim wiedermal heftige Kritik seiner Gegner aus.

(Foto: REUTERS)

Nach dem Treffen Trumps mit Kim Jong Un folgt am 16. Juli der nächste Hochkaräter: In Helsinki trifft der US-Präsident auf seinen russischen Amtskollegen Wladimir Putin - und am nächsten Morgen bricht ein Sturm der Entrüstung los. Denn viele Kommentatoren verstehen Trumps Äußerungen so, dass er sich lieber an die Seite Putins stellt als an die Seite der eigenen Geheimdienste.

Trump sagt, Russland habe sich nicht in den Wahlkampf 2016 eingemischt, Putin pflichtet bei. Dabei gehen CIA und andere fest davon aus, dass Russland versuchte, über Facebook und Co Einfluss auf den Wahlausgang zu nehmen. Die große Frage ist demnach lediglich, ob es geheime Absprachen mit Trump gab. Etwas skurril wurde es dann nach Trumps Rückkehr nach Washington. Dort behauptete er, er habe sich lediglich versprochen. Statt "Ich sehe nicht, warum es Russland gewesen sein sollte", habe er sagen wollen "Ich sehe nicht, warum es NICHT Russland gewesen sein sollte." Wie so oft, redet ein paar Wochen später niemand mehr darüber.

01. August

August: Chemnitz, Fields-Medaille, Staufen-Prozess, Genua

Eindrucksvolle 65.000 Menschen kommen zu einem Konzert gegen Rechts in Chemnitz - nachdem im Ende August ein rechter Mob Jagd auf Migranten gemacht hatte.

Eindrucksvolle 65.000 Menschen kommen zu einem Konzert gegen Rechts in Chemnitz - nachdem im Ende August ein rechter Mob Jagd auf Migranten gemacht hatte.

(Foto: imago/epd)

Ende August machen Ereignisse in Chemnitz Schlagzeilen, die die Republik wochenlang beschäftigen. Am Anfang steht am 25. August eine Messerstecherei - dabei stirbt ein kubanischstämmiger Tischler. Die Polizei nimmt einen Iraker und einen Syrer fest. Der Vorwurf: gemeinschaftlicher Totschlag. Ein Aufschrei geht durch die Stadt - so weit, so normal. Doch dann entlädt sich die Wut in einem rechten Mob, es wird Hetzjagd auf Migranten gemacht. Die Republik schaut fassungslos zu.

Zur ganzen Geschichte gehört aber auch, dass rund 65.000 Menschen zu einem Konzert gegen rechts kommen (Motto "Wir sind mehr"), wo die Toten Hosen, Kraftklub und Casper spielen. Im November kommt dann schließlich Kanzlerin Merkel in die Stadt und stellt sich den Fragen der Menschen. Es schlägt ihr auch dort viel Kritik zu ihrer Flüchtlingspolitik entgegen. Die Ereignisse in Chemnitz lösen gleich die nächste Affäre aus - die um Verfassungsschutz-Chef Maaßen.

01. August

Deutscher Mathematiker gewinnt Fields-Medaille

Peter Scholze hat es geschafft - doch ihm bedeuten Preis gar nicht so viel, sagte er.

Peter Scholze hat es geschafft - doch ihm bedeuten Preis gar nicht so viel, sagte er.

(Foto: dpa)

Er ist höchst intelligent, ein brillanter Mathematiker und nun Preisträger der Fields-Medaille: Peter Scholze. Erstmals seit 1986 und erst zum zweiten Mal überhaupt gewinnt damit ein Deutscher den "Nobelpreis der Mathematiker". Der 1987 in Dresden geborene Denker widerspricht allen Klischees des verschrobenen Zahlennerds - mit einem breiten Lächeln, langen Haaren und freundlich-zugewandtem Auftreten wirkt er eher wie Everybody's Darling.

Er wurde schon mit 24 Jahren Professor und gilt laut "Spiegel" als "Superstar seiner Zunft". Selbst sein Doktorvater Michael Rapoport sagt, Scholze sei mittlerweile ein besserer Mathematiker als er und zu seinem Lehrer geworden. Was Scholze macht, ist für Laien schwer bis gar nicht verständlich. Er forscht zur sogenannten arithmetischen Geometrie und schafft Verbindungen zwischen verschiedenen Gebieten der Mathematik.

07. August

Urteil im Staufen-Prozess - Haft für Peter L.

Es ist einer der Prozesse, bei denen sich viele fragen, wie Eltern zu solcher Grausamkeit fähig sein können: Über das Internet der Kriminellen, das Darknet, bieten eine Mutter und ihr Lebensgefährte einen Jungen zum Missbrauch an. Jahrelang währt das Martyrium des heute zehnjährigen Kindes, doch im Januar beginnt endlich der Prozess gegen Michaela Berrin T. und Jürgen L. Er wird nach ihrem Wohnort Staufen nahe Freiburg benannt.

Nachdem einige "Kunden" verurteilt worden, erhalten die beiden im August ihre Strafe. Michaela Berrin T. wird zu zwölfeinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Christian L. kommt für zwölf Jahre in Haft. Bei ihm wird zusätzlich Sicherungsverwahrung angeordnet. Zudem müssen die beiden den von ihnen missbrauchten Kindern 42.500 Euro Schmerzensgeld zahlen. Der Sohn von Michaela Berrin T. lebt inzwischen in einer Pflegefamilie.

24. August

Dürre in Deutschland, Waldbrände in Brandenburg

Waldbrand in Brandenburg.

Waldbrand in Brandenburg.

(Foto: picture alliance/dpa)

An einem Morgen im August wachten viele Berliner auf und hatten Brandgeruch in der Nase. Schnell stellten sie fest, dass ihre Wohnung nicht in Flammen stand - nein, es handelte sich um Qualm, der von Waldbränden aus Brandenburg herüberwehte.

So trocken war es seit Monaten gewesen, dass die Flammen leichtes Spiel hatten. Das Jahr war ungewöhnlich warm, bis in den November hinein hielten sich zumindest frühlingshafte Temperaturen.

01. September

September: Brinkhaus, Maaßen, Kavanaugh, Tsunami

Auf Kauder folgt Brinkhaus an der Spitze der Unionsfraktion im Bundestag.

Auf Kauder folgt Brinkhaus an der Spitze der Unionsfraktion im Bundestag.

(Foto: dpa)

13 Jahre lang war Volker Kauder Chef der Unionsfraktion im Bundestag - und am 25. September zweifelt kaum jemand daran, dass die Abgeordneten ihn noch einmal im Amt bestätigen. Doch es kommt anders - stattdessen steigt der bis dahin eher im Hintergrund wirkende Ostwestfale Ralph Brinkhaus zum Fraktionschef auf und der Merkel-Vertraute Kauder hat das Nachsehen.

Es ist für Beobachter das nächste Zeichen dafür, dass die Kanzlerin angezählt ist, zumal Brinkhaus klar konservative Positionen vertritt und damit alles für einen Merkel-Gegner mitbringt. Doch die Revolution bleibt aus. Brinkhaus geht nicht auf Konfrontationskurs zur Parteivorsitzenden und Regierungschefin, er arbeitet ruhig und ohne viel Tamtam - und hebt sich damit nicht groß von seinem Vorgänger ab.

06. September

Affäre um Verfassungsschutzchef Maaßen

Ex-Verfassungsschutzchef Hans-Georg Maaßen.

Ex-Verfassungsschutzchef Hans-Georg Maaßen.

(Foto: picture alliance/dpa)

Vordergründig geht es in der Affäre um Verfassungsschutzchef Hans-Georg Maaßen um die Ereignisse in Chemnitz - doch man kann sie auch als Fortsetzung des Aufstandes durch Innenminister Seehofer verstehen.

Aber der Reihe nach: Es beginnt mit einem Interview Maaßens am 6. September in der "Bild"-Zeitung. Darin zweifelt Maaßen ein Video an, das Hetzjagden auf Migranten in Chemnitz zeigen soll. Ihmzufolge kann niemand die Echtheit des Videos bestätigen, es könnte sich vielmehr um den Versuch handeln, die Öffentlichkeit von dem vorangegangenen Tötungsdelikt durch einen Iraker und einen Syrer abzulenken. SPD, Linke und Grüne fordern daraufhin Beweise oder Rücktritt - während sich Seehofer hinter Maaßen stellt.

Es folgt ein tagelanges Hickhack, schließlich einigen sich die Spitzen der Koalition darauf, dass Maaßen als Verfassungsschutzchef abgelöst wird, dafür aber als Staatssekretär ins Innenministerium wechseln darf. Doch als bekannt wird, dass er dort eine saftige Gehaltserhöhung bekäme, wirkt die SPD düpiert und Seehofer wie der geniale Gewinner. Parteichefin Nahles versucht, den Schaden zu begrenzen und erreicht schließlich, dass Maaßen als "Sonderberater" Seehofers ins Innenministerium wechselt und das gleiche Gehalt wie zuvor erhält.

Maaßen liefert sich dann schließlich selbst ans Messer, als er sich vor europäischen Geheimdienstchefs als Opfer einer SPD-Verschwörung und die Partei als "linksradikal" bezeichnet. Schließlich schickt Seehofer ihn dann doch noch in den vorzeitigen Ruhestand. Auch Merkel räumt Fehler ein - etwas, das sie früher praktisch nie tat. Wieder so ein Zeichen, dass sie die Zügel nicht mehr so straff hält wie einst. Viele Bürger schütteln die Köpfe, die Umfragewerte von Union und SPD sinken weiter.

13. September

Richter-Kandidat Kavanaugh spaltet USA

Anfang Oktober wurde Kavanaugh schließlich vereidigt - nach Wochen erbitterter Debatte um seine Person.

Anfang Oktober wurde Kavanaugh schließlich vereidigt - nach Wochen erbitterter Debatte um seine Person.

(Foto: imago/UPI Photo)

Richter am obersten Gerichtshof der USA zu sein, ist ein großes Politikum - auch deswegen schlägt Trumps Nominierung von Brett Kavanaugh große Wellen. Denn am 13. September werden Vorwürfe laut, der heute 53-Jährige habe als Student versucht, eine Frau zu vergewaltigen. Das sagt die heutige Psychologieprofessorin Christine Blasey-Ford auch vor einem Senatskomitee aus und erzielt damit große Wirkung. Sie wirkt auf viele glaubwürdig, selbst Präsident Trump zögert, sich klar hinter Kavanaugh zu stellen.

Doch schließlich hält er an ihm fest. Auch weil es den Republikanern mittlerweile gelungen ist, ihre Anhängerschaft zu mobilisieren. Sie verweisen darauf, dass die Unschuldsvermutung auch für Kavanaugh zu gelten und eine eilig einberufene Untersuchung ihn nicht belastet habe. Die Debatte um Kavanaugh zeigt vor allem eines: wie gespalten die USA unter Präsident Trump sind. Anfang Oktober wird Kavanaugh dann vereidigt.

01. Oktober

Oktober: Merkel und Merz, Khashoggi, Bayern-PK, Hurrikan

Merkel tritt den geordneten Rückzug an. Auf den Parteivorsitz der CDU will sie künftig verzichten, Kanzlerin will sie aber bleiben.

Merkel tritt den geordneten Rückzug an. Auf den Parteivorsitz der CDU will sie künftig verzichten, Kanzlerin will sie aber bleiben.

(Foto: AP)

Deutschland erlebt einen spannenden politischen Herbst. Es beginnt mit den Landtagswahlen in Bayern - die gehen für die CSU einigermaßen glimpflich aus. Die Partei erleidet zwar hohe Verluste, kann sich aber in eine Koalition mit den Freien Wählern retten, Markus Söder bleibt Ministerpräsident. Spannend wird es dann bei der Hessenwahl gegen Ende des Monats - auch dort kann sich die CDU knapp an der Macht halten, doch die Wahl hat Folgen.

Nachden sich die schwarz-grüne Koalition unter Volker Bouffier nur mit einer hauchdünnen Mehrheit von einer Stimme behaupten kann, tritt Kanzlerin Angela Merkel am Montag danach vor die Presse. Am 29. Oktober kündigt sie an, im Dezember nicht noch einmal für den Parteivorsitz zu kandidieren. Das ist eine kleine Sensation, weil Merkel immer gesagt hat, beides gehöre in eine Hand. Sie kündigt an, die Legislaturperiode als Kanzlerin beenden zu wollen.

Ein spürbares Aufatmen geht durch die Partei, denn nach dem schwunglosen Neustart der Großen Koalition, den Streitereien mit Seehofer, der Maaßen-Affäre, der Wahl von Brinkhaus hatte sich das Ende der Ära Merkel angedeutet. Nach ihrer Ankündigung erfährt sie aber auch eine Welle des Respekts für ihren Schritt. Und dann noch eine kleine Sensation: Merkels alter Rivale Friedrich Merz kündigt an, für den Vorsitz zu kandidieren. Auch Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn bewerben sich um das höchste Parteiamt.

02. Oktober

Kashoggi in saudi-arabischer Botschaft getötet

Auf internationaler Bühne bestimmt dieser Mann die Schlagzeilen: der saudi-arabische Journalist Jamal Khashoggi. Am 2. Oktober geht er ins Istanbuler Konsulat seines Heimatlandes und kommt nicht mehr heraus. Schnell machen Gerüchte die Runde, er sei dort ermordet worden.

Der türkische Präsident Erdogan verlangt Aufklärung und zeigt sich empört - nach Wochen der Ermittlungen und Enthüllungen räumt Riad schließlich ein, dass Khashoggi getötet worden sei. Zunächst ist noch von einem Versehen die Rede. Da berichten Zeitungen bereits, eine saudi-arabische Delegation sei eigens für die Tötung angereist, im Gepäck hätten sie eine Knochensäge gehabt.

Im Zentrum der Kritik und internationaler Empörung steht Kronprinz Mohammed bin Salman. Im November urteilt auch der US-Geheimdienst, dass der Kronprinz den Auftrag zu dem Mord gegeben haben dürfte. Präsident Trump will aber nicht von dem Thronfolger abweichen, da dieser einen riesigen Rüstungsdeal mit US-Konzernen abgeschlossen hat.

05. Oktober

Lange Haftstrafen nach Horrorhaus-Höxter-Prozess

Wilfried und Angelika W.

Wilfried und Angelika W.

(Foto: picture alliance/dpa)

Zwei Jahre lang wurde verhandelt, um herauszufinden, was im sogenannten Horrorhaus von Höxter vor sich ging. Die beiden Angeklagten Angelika W. und ihr Ex-Mann Wilfried W. wurden zu langen Haftstrafen verurteilt. Sie zu 13 Jahren, er zu 11. Sie hatten jahrelang Frauen per Kontaktanzeigen in ihr Haus gelockt und dann dort gefangengehalten und gefoltert. Zwei Opfer starben an den Folgen. Angelika W. entschuldigte sich erst am letzten Tag für ihre grausamen Taten. Am vorletzten Tag hatte sie gesagt: "Wenn ich Mitgefühl empfinden könnte, wäre das wohl alles nicht passiert."

19. Oktober

Bayern-Bosse schelten die Medien

Was auch immer Karl-Heinz Rummenigge, Uli Hoeneß und Hasan Salihamidzic mit ihrer denkwürdigen Pressekonferenz am 19. Oktober bezweckten - es hat wohl nicht funktioniert. Aufgebracht kritisieren die Bayern-Bosse, dass ihre Mannschaft dafür kritisiert wird, dass sie schlecht spielt. Dabei spricht Hoeneß neben der "Bild"-Zeitung auch n-tv an. Doch so richtig können sie ihre Kritik nicht deutlich machen - darf man jetzt nicht mehr die Kaderzusammenstellung kritisieren? Müssen Weltmeister nur noch gelobt werden?

Falls es den Bossen darum ging, für mehr Respekt zu werben, dafür mit mehr Maß zu kritisieren, ging das im rotstirnigen Rundumschlag unter. Falls sie von der durchwachsenen Bilanz des neuen Trainers Nico Kovacs ablenken wollten, ist ihnen das gelungen. Denn der lässt mit seiner Mannschaft einige Punkte liegen, der Abstand zum plötzlich unter Lucien Favre wieder sensationell aufspielenden BVB wächst in den folgenden Wochen auf neun Punkte heran. Die Dortmunder stehen zum Ende der Hinrunde auf Platz eins der Bundesliga. Doch anders als in der PK behalten die Bayern die Nerven und setzen weiter auf den Berliner Trainer. Zumindest bisher.

01. November

November: Midterm-Wahlen, Regionalkonferenzen, Weltkriegsgedenken

Trump verwies nach der Wahl darauf, dass die Republikaner den Senat verteidigt hatten. Tatsächlich hat es bislang selten ein Präsident geschafft, bei den "Midterms" die Mehrheit im Repräsentantenhaus zu verteidigen.

Trump verwies nach der Wahl darauf, dass die Republikaner den Senat verteidigt hatten. Tatsächlich hat es bislang selten ein Präsident geschafft, bei den "Midterms" die Mehrheit im Repräsentantenhaus zu verteidigen.

(Foto: REUTERS)

Am 6. November blickt die Welt mal wieder auf die USA - im ganzen Land stehen Wahlen an. Zum einen wird das Repräsentantenhaus neu gewählt, ein Teil des Senats, überdies in mehreren Bundesstaaten neue Gouverneure. Präsident Trump kämpft selbst an vorderster Front mit und macht Stimmung gegen die "Karawane" von mehreren Tausend Migranten, die durch Mittelamerika in Richtung der US-Grenze marschieren. Trump stellt sie als die Kriminellen dar, vor denen sie eigentlich fliehen.

Mit durchwachsenem Erfolg: Die Demokraten erobern bei den "Midterms" die Mehrheit im Repräsentantenhaus, dem US-Parlament, zurück. Im Senat bauen die Republikaner dagegen ihre Mehrheit aus. Auch wichtige Gouverneursposten verteidigen die Konservativen. So scheitert der demokratische Hoffnungsträger Beto O'Rourke in Texas knapp an Amtsinhaber Ted Cruz.

Trump muss sich nun jedoch auf eine gestärkte Opposition einstellen, nachdem er zwei Jahre mit einer Mehrheit in beiden Parlamentskammern regiert hatte. Aber er ist ja (ihm selbst zufolge) der beste Dealmaker der Welt, da kann ja nichts schiefgehen. Oder?

04. November

Foto erinnert an Leid der Kinder im Jemen

Amal starb wenig später nach dieser Aufnahme.

Amal starb wenig später nach dieser Aufnahme.

(Foto: AP)

Am 4. November bringt die Sonntagsausgabe der "New York Times" dieses Foto des jemenitischen Mädchens Amal auf der Titelseite und löst weltweit Betroffenheit aus. Zeigt das Bild doch auf dramatische Weise, wie die Kinder unter dem Bürgerkrieg im Jemen leiden. Dort kämpfen die Huthi-Rebellen gegen die Regierung, die jeweils vom Iran und Saudi-Arabien unterstützt werden. "Es gibt nicht nur eine Amal", sagte Geert Cappelaere von Unicef dazu. "Es gibt Tausende solcher Kinder". Und für Amal gab es keine gute Entwicklung. Sie starb wenige Tage später. Ihr Name bedeutet "Hoffnung".

11. November

Macron erweist Merkel große Ehre zum Weltkriegsende

Um die Stimmung und Bedeutung solcher Gedenkveranstaltungen zu verstehen, muss man dabei sein oder sie zumindest live im Bild miterleben - am 18. November kommt der französische Präsident Macron nach Berlin, um gemeinsam des Endes des Ersten Weltkriegs zu gedenken. Dabei beschwört er in einer bewegenden Rede die deutsch-französische Freundschaft.

Es ist ein Bild für die Geschichtsbücher: 100 Jahre nach dem Ende des "Grand Guerre" beschwören die deutsche Kanzlerin und der französische Präsident die gemeinsame Freundschaft.

Es ist ein Bild für die Geschichtsbücher: 100 Jahre nach dem Ende des "Grand Guerre" beschwören die deutsche Kanzlerin und der französische Präsident die gemeinsame Freundschaft.

(Foto: picture alliance/dpa)

Schon zuvor war Merkel mit ihm in Compiègne gewesen. Dort steht ein Nachbau jenes Eisenbahnwaggons, in dem am 11. November 1918 die Deutschen die Kapitulation unterzeichnen mussten. Gut 20 Jahre später zwang Hitler dort die Franzosen im Zweiten Weltkrieg, sich ihrerseits den deutschen Truppen zu unterwerfen. Merkel ist die erste deutsche Politikerin, die seitdem hierhin eingeladen wurde. Auf einer Plakette heißt es dort: "Hier unterlag am 11. November 1918 der kriminelle Hochmut des deutschen Reichs, besiegt von den freien Völkern, die zu unterjochen es beansprucht hatte."

Mit Macron durfte die deutsche Bundeskanzlerin nun eine weitere Tafel enthüllen. Darauf stand:  "Anlässlich des 100. Jahrestags des Waffenstillstands vom 11. November 1918 haben der Präsident der französischen Republik, Emmanuel Macron, und die Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland, Angela Merkel, hier die Bedeutung der deutsch-französischen Aussöhnung im Dienste Europas und des Friedens bekräftigt".

15. November

CDU-Kandidaten messen sich auf Regionalkonferenzen

Später wird Jens Spahn sagen, die Merz, Kramp-Karrenbauer und er seien wie eine "Rockband" durch Deutschland getourt.

Später wird Jens Spahn sagen, die Merz, Kramp-Karrenbauer und er seien wie eine "Rockband" durch Deutschland getourt.

(Foto: picture alliance/dpa)

Es ist Jens Spahn, der in Worte fasst, was viele in der CDU, aber auch im Land denken: "Wir sind, glaube ich, gerade ein wenig selbst von uns überrascht", sagt er über die Regionalkonferenzen, auf denen sich neben ihm Annegret Kramp-Karrenbauer und Friedrich Merz um den CDU-Vorsitz bewerben.

Ab dem 15. November in Lübeck stellen sie sich insgesamt achtmal den Fragen der Delegierten und finden eine quicklebendige Partei vor, die keineswegs nur auf den Befreier Friedrich Merz gewartet hat. Nichtsdestotrotz löst der Rückkehrer in Teilen der Partei große Euphorie auf, steht er doch für konservative Werte, die viele in der Ära Merkel mehr und mehr vermissen.

Doch auch Kramp-Karrenbauer oder "AKK" hebt sich von der Noch-Vorsitzenden mit betont konservativerem Profil ab - wenn sie auch als "Merkels Kandidatin" gilt, die größtmögliche Kontinuität verspricht. Spahn werden kaum Chancen eingeräumt, seine Kandidatur leidet unter Friedrich Merz, da beide ähnliche Gruppen in der Partei ansprechen.

30. November

Ex-US-Präsident George Bush gestorben

Auch ihm ist es zu verdanken, dass die beiden deutschen Staaten im Oktober 1990 wiedervereinigen konnten - George Bush war schon ein Verbündeter Helmut Kohls in Sachen Deutsche Einheit, als Großbritannien und Frankreich noch zögerten. Ende November stirbt der 41. Präsident der Vereinigten Staaten - rund sieben Monate nach seiner Frau Barbara.

01. Dezember

Dezember: AKK, Gelbwesten, Brexit-Chaos

Zwei Siegerinnen: AKK ist neue CDU-Chefin und Angela Merkel hat ihre inoffizielle Kandidatin durchgebracht - ihre Chancen auf einen geordneten Rückzug aus dem Kanzleramt sind nun deutlich gestiegen.

Zwei Siegerinnen: AKK ist neue CDU-Chefin und Angela Merkel hat ihre inoffizielle Kandidatin durchgebracht - ihre Chancen auf einen geordneten Rückzug aus dem Kanzleramt sind nun deutlich gestiegen.

(Foto: picture alliance/dpa)

So etwas Spannendes wie den CDU-Parteitag am 7. und 8. Dezember in Hamburg hat Deutschland schon lange nicht mehr erlebt. Annegret Kramp-Karrenbauer, Friedrich Merz und Jens Spahn werben ein letztes Mal um den Zuspruch der Delegierten. AKK hält eine fulminante Rede und erreicht das Herz der Partei, Spahn verschafft sich ebenfalls Respekt - nur Merz bleibt hinter den Erwartungen zurück. Nach dem ersten Wahlgang liegt AKK zwar vorn, verpasst aber die absolute Mehrheit. In der zweiten Runde erscheint nun alles möglich, zumal viele erwarten, dass die Wähler Spahns nun mehrheitlich Merz wählen. Doch es kommt anders.

Neun Minuten applaudierten die Delegierten für Merkel - und die stets so sachliche Kanzlerin schien gerührt.

Neun Minuten applaudierten die Delegierten für Merkel - und die stets so sachliche Kanzlerin schien gerührt.

(Foto: imago/Chris Emil Janßen)

Mit schmaler Mehrheit setzt sich die Saarländerin durch. 51,8 Prozent der Delegierten stimmen für sie, Merz hatte nur 35 Stimmen Rückstand. Kramp-Karrenbauers erste Aufgabe ist es, die offenkundig gespaltene Partei wieder zusammenzuführen. Dazu ruft auch der faire Verlierer Merz auf. AKK wählt wohl auch deswegen den konservativen Chef der Jungen Union, Paul Ziemiak, als ihren Generalsekretär aus. Der auch gewählt wird, aber nur ein schwaches Ergebnis von gut 60 Prozent einheimst.

Und Jens Spahn? Der holt immerhin einen Achtungserfolg mit 15 Prozent im ersten Wahlgang. Erschien seine Kandidatur phasenweise wie ein Himmelfahrtskommando, kommt er als Gewinner aus Hamburg nach Berlin zurück. Er hat seinen Ruf als Mann der Zukunft eindrucksvoll untermauert.

Doch auch Angela Merkel ist eine heimliche Gewinnerin des Parteitags. Ein Sieg von Merz hätte ihren Kurs infrage gestellt, nun geht ihre 18-jährige Ära mit einer Nachfolgerin nach ihrem Geschmack zu Ende. Und trotz großer Unzufriedenheit während ihrer letzten Jahre verabschieden die Delegierten ihre Kanzlerin mit langem, neunminütigen Applaus. Und die bekommt angesichts dessen doch tatsächlich feuchte Augen. Aus ihrer eigenen Partei muss sie nun bis zum Ende ihrer Amtszeit wohl keine Revolte mehr fürchten. Gefahr droht ihr von anderer Seite. Die Frage ist nun, wie lange die SPD die Große Koalition noch mitträgt.

10. Dezember

Brexit-Chaos in Großbritannien

Der Backstop

Der Backstop ist eine Notfalllösung für die britische Provinz Nordirland, falls sich die EU und Großbritannien in den nächsten Jahren nicht auf einen Handelsvertrag einigen können. Er würde das Königreich in einer Zollunion mit der EU halten, Nordirland bliebe zudem im Binnenmarkt. Mit dem Backstop will die EU verhindern, dass es wieder zu einer harten Grenze zwischen Nordirland und Irland und einem Wiederaufflammen des Bürgerkriegs kommt.

Als die Staaten der EU am 25. November dem Abkommensentwurf für den Brexit zustimmen, währt die Freude nur kurz. Denn allen ist klar, dass die eigentliche Hürde die Abstimmung im britischen Unterhaus ist. Und dort sieht es ganz und gar nicht danach aus, dass Theresa May eine Mehrheit bekommt. Streitpunkt ist der sogenannte Backstop (siehe Info-Kasten).

Wie viele Gegner es gibt, zeigt sich am 10. Dezember: Die Premierministerin sagt kurzerhand die geplante Abstimmung ab - sie war sich sicher, keine Mehrheit zu bekommen. Die Parlamentarier sind sauer, in ihrer eigenen Partei bricht eine Revolte aus. Die Torys strengen ein Misstrauensvotum gegen ihre Parteichefin an. Doch das übersteht May mit einer Zweidrittelmehrheit. Die Abstimmung über das Abkommen soll nun im Januar stattfinden. Die EU kündigte derweil an, sich verstärkt auf einen harten Brexit ohne Abkommen vorzubereiten.

12. Dezember

Trumps Ex-Anwalt zu drei Jahren Haft verurteilt

Cohen.

Cohen.

(Foto: AP)

Er war jahrelang Donald Trumps Mann fürs Grobe, sein Ausputzer, sein "Fixer". Doch nun hat Michael Cohen ausgepackt und umfangreich gegenüber dem FBI über seinen alten Chef ausgesagt. Dennoch wird der Anwalt zu drei Jahren Haft verurteilt. Die Ermittlungen gegen Cohen sind ein zentraler Bereich der Arbeit von Robert Mueller, dem Sonderermittler, der die Verbindungen Trumps nach Russland untersucht. Cohen hatte sich etwa schuldig bekannt, den Kongress in der Russland-Frage belogen, Steuern hinterzogen und Schweigegeld gezahlt zu haben. Cohen sagte vor Gericht, er habe es früher als seine "Pflicht" angesehen, Trumps "schmutzige Taten" zu vertuschen.

15. Dezember

Gelbwesten protestieren in Frankreich

Im Dezember erreicht der Protest der sogenannten Gelbwesten in Frankreich einen Höhepunkt nach dem anderen. Was als Protest gegen Benzinpreiserhöhungen begann, weitet sich zu einem landesweiten Aufstand gegen die Politik von Präsident Emmanuel Macron aus. Sie blockieren Straßen, errichten Barrikaden und rauben auch schon mal Apple-Läden aus.

Die Regierung versucht, die Lage zu beruhigen und lenkt ein - sie setzt die geplanten Steuererhöhungen für 2019 aus. Kommentatoren weisen daraufhin, dass Macron für seine Politik womöglich nie eine Mehrheit hatte. Im ersten Wahlgang erhielt er 2017 ja nur etwa 25 Prozent der Stimmen. Erst als sich die Franzosen zwischen ihm und Marine LePen entscheiden mussten, erreichte er eine klare Mehrheit.

22. Dezember

Frohe Weihnachten & frohes neues Jahr!

Der größte Weihnachtsbaum der Welt? Der steht Dortmund zufolge in Dortmund.

Der größte Weihnachtsbaum der Welt? Der steht Dortmund zufolge in Dortmund.

(Foto: picture alliance/dpa)

Und damit geht das Jahr 2018 zu Ende. Fast überall auf der Welt feiern die Menschen Weihnachten - natürlich auch in Dortmund, wo der vielleicht größte Weihnachtsbaum der Welt steht. Auf jeden Fall ein sehr eindrucksvolles Exemplar. Die Redaktion von n-tv.de wünscht Ihnen ein frohes Fest und ein glückliches neues Jahr!

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