Hymer-Konzept Vision-Venture Ein kleines Haus auf Rädern
03.09.2019, 07:27 Uhr
Bei der Studie folgt Hymer einem ganz neuen Konzept.
(Foto: Hymer)
Mit einer sehenswerten Reisemobil-Studie blickt Hymer auf dem Caravan-Salon in die Zukunft. Schickes Design, mehr Autarkie, innovative Ideen im Innenraum und neuartige Materialien sind die Bausteine für das kleine Haus auf Rädern.
Mit dem anhaltenden Boom in der Reisemobil-Branche entwickeln auch die Hersteller mehr und mehr ihre Innovationskraft. Ging es vor wenigen Jahren beim Caravan-Salon oft nur um ein paar geringfügige Abweichungen von Standard-Grundrissen, neue Möbeldekore oder Polsterbezüge, wagen zumindest die Big Player jetzt auch mal einen Blick in die Zukunft. Bestes und schillerndstes Beispiel auf der Düsseldorfer Messe in diesem Jahr: das Concept Car Vision-Venture der Marke Hymer.

Auf Basis des Mercedes Sprinters hat Hymer in Kooperation mit BASF sein Konzept-Fahrzeug verwirklicht.
(Foto: Hymer)
Auf Basis des Mercedes Sprinters hat die Mannschaft aus Bad Waldsee in Kooperation mit dem Lack- und Kunststoff-Spezialisten BASF ein Konzept-Fahrzeug entwickelt, das in puncto Design, Autarkie und Leichtbau neue Wege geht, und zeigt, wie wohnmobiles Reisen im Jahr 2025 aussehen könnte. "Das ist unsere Interpretation von modernem Vanlife", erklärt Hymer-Markenchef Christian Bauer. "Eine wichtige Inspirationsquelle bei diesem Projekt war die Camper Community, die uns mit ihren kreativen Ideen und Selbstausbauten neue Denkanstöße geliefert hat."
Vom Sprinter blieben nur die Türen
Die Vision-Venture-Studie fällt schon mit ihrer ungewöhnlichen Silhouette auf. Sie sieht aus wie ein Kastenwagen, ist aber eher ein Teilintegrierter, denn vom Sprinter-Fahrerhaus sind nur die Türen und die untere Frontpartie bis zum Kühlergrill und den Scheinwerfern übrig geblieben. Windschutzscheibe, A-Säule sowie Motor- und Dachhaube wurden neugestaltet, auch um das neuartige, aufblasbare Schlafdach zu realisieren. Die rund sieben Zentimeter dicken Außenwände mit pneumatischen Luftkammern in Wabenstruktur lassen sich in knapp einer Minute je nach Bedarf mit beheizter oder gekühlter Luft befüllen und sorgen so für eine angenehme Temperierung des Schlafzimmers.
Auch der auffällig dunkelgrüne Lack mit einer energieeffizienten Chromcool-Technologie von BASF soll für eine bessere Isolierung sorgen. Angeblich verringert er bei direkter Sonneneinstrahlung die Erwärmung der Fahrzeugoberfläche um 20 Grad und damit auch die des Innenraums um immerhin vier Grad Celsius. Den äußeren Eindruck eines Hinguckers verstärkt auch das Offroad-Outfit des Allrad-Sprinters, dessen Radlaufverkleidungen im 3D-Druckverfahren hergestellt wurden und besonders robust sein sollen.
Tiny House auf Rädern

Mehr Wohnraum geht in einem Reisemobil wohl kaum. Hier haben die Designer von Studio SYN ganze Arbeit geleistet.
(Foto: Hymer)
Noch mehr ins Staunen gerät der Neugierige allerdings beim Betreten des Wohnraums. Gemeinsam mit den Designern von Studio SYN, die auch den längst in Serie erhältlichen Niesmann Smove gestylt haben, wurde hier ein Tiny House auf Rädern gestaltet – mit einer Innenarchitektur, die mit vielen pfiffigen Lösungen aufwartet und mit hochwertigen Materialien umgesetzt wurde.
Zwei Details stechen besonders ins Auge: Einmal der großzügige Treppenaufgang ins Schlafgemach, durch den man ohne Kletterei ins Obergeschoss gelangt. Wobei die Treppenstufen große Schubladen - unter anderem zwei Kühlschrank-Fächer - beherbergen, um den Raum optimal zu nutzen. Außerdem begeistert im Heck die einladende Sitzgruppe aus zwei Face-to-Face Längs-Sitzbänken mit Tisch und angrenzender Küche, die sehr edel wirkt und über Induktionskochstellen verfügt.
Ein weiteres Highlight ist die nach hinten ausklappbare Sonnenterrasse mit Holzboden, an der man seitlich eine Elektro-Outdoor-Barbeque-Station herausziehen kann. Das variable Bad mit verschiebbarem Waschbecken lässt sich auffächern, was zum Duschen mehr Platz schafft. Hier kommt außerdem eine ungewöhnliche Materialkombinationen zum Einsatz: eine nur ein Millimeter dicke Steinschicht auf einem BASF-Hochleistungskunststoff. Die Oberflächen im Erdgeschoß bestehen überwiegend aus Naturmaterialien wie Schiefer, Leder, Holz, Filz oder Bambus.
Arbeitsstation für den Beifahrer
Für den drehbaren Beifahrersitz gibt es zudem noch eine ausklappbare Arbeitsstation und im oberen Schlafzimmer lässt sich die Außenwand nach hinten für den Panorama-Blick komplett öffnen. Ja, man kann sogar hindurch steigen und auf einer weiteren kleinen Sonnenterrasse relaxen. Ganz oben auf dem Ausstelldach sind Solarzellen montiert, die für noch mehr Autarkie auf Reisen sorgen soll.
Lange Warteschlangen an der Vision-Venture-Studie beweisen das große Interesse der Düsseldorfer Besucher an den Ideen der Zukunft. Viele wünschen sich ein solches Fahrzeug schon heute. Doch immerhin verspricht Christian Bauer: "Von den vielen innovativen Lösungen werden wir sicherlich einige Elemente in nicht allzu ferner Zukunft in unseren Serienfahrzeugen einsetzen können."
Quelle: ntv.de, Michael Lennartz, sp-x