
So sieht der neue Hyundai Grandeur aus, der außerhalb Südkoreas als Azera angeboten wird. Für Europa ist der Wagen aber nicht vorgesehen.
Hyundai ist seit 25 Jahren auf dem deutschen Markt. In der Statistik der Importeure in Deutschland rangieren die Koreaner auf Platz drei. Aber es gibt noch größere Pläne, wie Deutschland-Chef Markus Schrick erzählt.
Seit 2013 sei das Design für den Kauf eines Hyundai entscheidend, erzählt Deutschlandchef Markus Schrick. Die Designer Thomas Bürkle und Peter Schreyer hätten diesbezüglich gute Arbeit geleistet. Und tatsächlich sind die Modelle des südkoreanischen Autobauers in den letzten zehn Jahren nicht nur erwachsener, sondern auch wesentlich schicker geworden. Insofern ist das Preis-Leistungs-Verhältnis bei den Kunden nur noch der Kaufgrund Nummer zwei, so Schrick weiter. Gleichzeitig betont er, dass Hyundai "keine asiatischen Schnäppchen" mehr anbietet, sondern gleichwertige, wenn nicht sogar bessere Autos als die Mitbewerber.
Bis zu einem gewissen Punkt mag das sogar stimmen. Allerdings liegt in dieser Denkweise auch eine Gefahr: Zum einen leidet Hyundai, obgleich die Marke seit 25 Jahren auf dem deutschen Markt ist, unter mangelnder Wahrnehmung, zum anderen fehlt es den Fahrzeugen im Spiel gegen den deutschen Big Player Volkswagen am letzten Quäntchen zur Vollkommenheit. Gerade jetzt, wo die Wolfsburger den Golf, an Antrieb, Assistenzsystemen und Armaturen überarbeitet, auf die Kundschaft loslassen.
Entwicklung findet in Europa statt
Dabei setzten die Koreaner gerade bei den Modellen für den hiesigen Markt auch auf die Wahrnehmung als europäischer, wenn nicht sogar deutscher Hersteller. Immerhin werden 95 Prozent der Fahrzeuge von Hyundai in Rüsselsheim entwickelt. Vor allem das Feedback deutscher Kunden fließt in die Fahrzeuge ein, beteuert Schrick. Was nicht von der Hand zu weisen ist, denn mit 108.400 verkauften Fahrzeugen im vergangenen Jahr ist der deutsche Markt vor England und Italien der größte. Bis 2020, so der Deutschlandchef, wollen die Koreaner die Führung bei den asiatischen Autobauern in Europa übernommen haben.
Zur Wahrnehmung als europäischer Hersteller soll auch der Umstand beitragen, dass 91 Prozent der hier verkauften Fahrzeuge in der Türkei und in Tschechien produziert werden. Da stellt sich natürlich die Frage, ob das im Land von Recep Tayyip Erdogan auch so bleiben wird. Im Moment, so Schrick, gibt es keine Probleme mit den politischen Umwälzungen im Land. Letztlich seien die auch nicht zu erwarten, so Schrick. Schließlich schaffe Hyundai durch die Produktionsstätten etliche Arbeitsplätze in der Türkei.
Shooting Brake und WRC
Insofern wird wohl auch das noch nicht bestätigte kleine SUV für das B-Segment im kommenden Jahr im Werk Assan Otomotiv Sanayi in der Türkei gefertigt werden. Mit Sicherheit aus der Türkei wird 2017 der neue i10 kommen, der laut Schrick mit dem neuen "Kaskadengrill" dem aktuellen Markengesicht angepasst wird. Zur Modelloffensive gehört auch der neue i30, der im Februar auf den Markt kommt. Der "cw", also der Kombi, zieht Mitte des Jahres nach. Als Highlight bezeichnet der Deutschland-Chef ein für 2018 geplanten Shooting Brake und die aufgemotzte i30-Variante als RN30. Bis zu 260 PS könnten den Korea-Sportler dann antreiben. Ein solches Auto sei einfach wichtig, um Emotionen zu wecken, so Schrick.
In Wallungen wollten die Koreaner das Publikum auch mit ihrem Engagement bei der Rallye-Weltmeisterschaft (WRC) versetzen. Und das ist fast gelungen. Immerhin beendete man die Saison in diesem Jahr als Zweiter hinter Dauersieger VW. Umso schmerzlicher ist für Hyundai der Ausstieg der Deutschen aus der WRC. "Ich wäre gerne noch zwei Jahre Zweiter geworden, um dann gegen VW zu gewinnen", so Schrick. Nun muss man sich gegen Citroën und Ford bewähren, was das Image zwar auch heben kann, aber lange nicht so wirkungsvoll ist wie ein Sieg gegen das Volkswagen-Team.
VW ist das Maß der Dinge
Doch auch bei den Fahrzeugen selbst sieht Schrick VW als das Maß der Dinge. "Wenn sich Leute eine Liste der Kaufoptionen zusammenstellen, dann möchte ich, dass Hyundai neben VW mit auf dieser Liste steht", so Schrick. "Dabei ist es mir egal, ob wir Dritter, Fünfter oder Zehnter sind. Ich will auf dieser Liste drauf sein." Natürlich zehren die Koreaner immer noch vom Auftritt des damaligen Volkswagenchefs Winterkorn und seiner Aussage auf der IAA 2011, als er sich in den neuen i30 setzte: "Warum können die das und wir nicht?" Allerdings droht dieses Statement im Zuge des Dieselskandals und des Abgangs des ehemaligen VW-Chefs zu verblassen.
Hinzu kommt, dass weder VW noch die anderen Hersteller bei der Entwicklung ihrer Fahrzeuge und deren Assistenzsysteme stehen bleiben. Um in diesem Umfeld standzuhalten, muss sich Hyundai strecken. Beim neuesten Streich der Koreaner, dem Ioniq, sind wenigstens ein adaptiver Bremsassistent und der adaptive Abstandsautomat verfügbar, aber bei den Volumenmodellen hapert es noch. Hier gibt es weder Parkassistenten, die das Fahrzeug selbständig in die Lücke zirkeln, noch einen adaptiven Spurhalte-, Stau- oder Lenkassistenten. Alles Dinge, die die Fahrzeuge des großen Konkurrenten und die Modelle der Töchter auch mit Blick auf die Preiskalkulationen der Koreaner für den Moment weiterhin interessanter machen.
In der Verkaufsstatistik der Importeure in Deutschland reiht sich Hyundai momentan hinter Skoda und Renault ein. Und das, betont Schrick, ohne die durchschnittlichen 32 Prozent Selbstzulassungen der Industrie. "Bei uns liegt der Selbstzulassungsanteil bei 25 Prozent." Und das soll sich auch nicht ändern.
28 Modelle mit alternativen Antrieben

Auf der Auto Expo in Delhi stellt Hyundai die Studie "Carlino" vor. Ist das der Vorbote eines kleinen SUV im B-Segment?
Blickt man noch weiter in die Zukunft, so sollen bis 2020 im Portfolio von Hyundai 28 Modelle mit alternativen Antrieben verfügbar sein. Dazu gehört selbstredend auch die Brennstoffzelle, die Hyundai bereits seit 2013 im ix35 Fuel Cell in Betrieb hat und die jetzt auch eine Antriebseinheit beim Ioniq bildet. Noch ist das Netz der Wasserstofftankstellen mit 35 Zapfsäulen spärlich, aber in den kommenden zwei Jahren soll die Zahl auf 80 steigen. Eine davon wird in den kommenden Tagen an der Offenbacher Hyundai-Zentrale eröffnet. Noch ist das ein Tropfen auf den heißen Stein, führt aber wenigstens dazu, dass diese Art der emissionsfreien Fortbewegung nicht auf der Strecke bleiben wird. Schließlich können mit Wasserstoff getriebenen Fahrzeugen heute schon bis zu 600 Kilometer zurückgelegt werden und der Tankvorgang dauert lediglich drei Minuten.
Von Hyundai ist also auch in den kommenden Jahren noch einiges zu erwarten. Leider kein neuer Genesis. Die Edelmarke der Koreaner wird es für die nächsten Jahre nur in Asien und den USA geben. "Nach Deutschland und Europa kommen wir erst, wenn wir die richtigen Modelle und Motoren haben", betont Schrick. Dazu gehören auch Dieselaggregate, die von der Potenz und dem technischen Know-how mit denen der deutschen Premiummarken mithalten können.
Ob die Koreaner ihre Ziele insgesamt erreichen, hängt sicher auch von der weiter wachsenden Bekanntheit der Marke ab. Insofern werden sich die Koreaner auch weiterhin um die großen Fußball-Events verdient machen und vielleicht auch irgendwann die Bundesligaspiele präsentieren. Wo? Das wisse man selber noch nicht, so Schrick. Aber Fußball müsse es sein. Einen eigenen Verein will Hyundai aber nicht unterstützen. Hier sei die Gefahr des Polarisierens zu groß.
Quelle: ntv.de