Das Ziel heißt Premium Kia optimiert seinen Optima
02.11.2015, 11:38 Uhr
Mit dem Optima will Kia vor allem eins: Präsenz zeigen. In einem Segment, in dem man bis dato nicht wirklich erfolgreich vertreten ist.
(Foto: Busse/Textfabrik)
In der oberen Mittelklasse ist das Geschäft hart. Besonders wenn die Autos nicht deutschen Ursprungs sind. Kia lässt sich nicht entmutigen und bringt den neuen Optima. Geld verdienen ist nicht seine primäre Aufgabe, die Limousine dient vor allem als Imageträger.
Um das Ansehen von Kia ist es gar nicht schlecht bestellt. Seit der Ex-Audi-Designer Peter Schreyer den Zeichenstift bei Kia führt, sind die Autos nicht nur ansehnlicher, sondern auch mit dem Geschmack in Europa kompatibel. Außerdem laufen hierzulande die SUV-Modelle Sportage und Sorento gut, doch das reicht den Verantwortlichen nicht. Sie möchten auch als Hersteller solider Business-Limousinen wahrgenommen werden. Mit dem neuen Optima stehen die Chancen nicht schlecht, auch wenn die Testfahrt Optimierungspotenzial offenbarte.
Mit einer Länge von 4,86 Metern sortiert sich der Optima in unmittelbarer Nähe von Opel Insignia und Skoda Superb ein. Den VW Passat überragt der koreanische Viertürer sogar um fast zehn Zentimeter. Der Radstand, wichtige Kennziffer für die Bequemlichkeit im Fond, beträgt 2,81 Meter. Damit verweist er Insignia (2,73 m) und Passat (2,79 m) auf die Plätze, reicht aber an den Superb (2,84 m) nicht ganz heran. Dass der Optima insgesamt präsenter wirkt als das Vorgängermodell, liegt an intensiver Kosmetik im Frontbereich und an einem Breitenzuwachs vom 30 Millimetern. Dank eines vollständig verkleideten Unterbodens sank der Luftwiderstandsbeiwert auf 0,29.
Ein Kombi läuft sich schon warm
Der anstehende Modellwechsel hat bisher nicht zu wachsender Kaufzurückhaltung bei den deutschen Kunden geführt. Im Gegenteil: In der Frankfurter Kia-Zentrale freut man sich darüber, dass dieses Jahr schon so viele Neuzulassungen aktenkundig wurden, wie im kompletten Jahr 2014. Absolut gesehen sind die Zahlen eher bescheiden – um die 400 Anmeldungen dürften es Ende Dezember sein. Zum Vergleich: Beim Sportage sind es rund 10.000. Wenn im Januar die Optima-Limousine an den Start geht, fungiert sie als Vorhut für drei weitere Premieren: Für 2016 sind noch ein Kombi, eine 250 PS starke GT-Version und ein Plug-In-Hybrid geplant.

Der 1,7 Liter Diesel mit 141 PS ist zu schwach auf der Brust, um wirklich im Oberhaus mitfahren zu können.
(Foto: Busse/Textfabrik)
Zunächst aber müssen sich die Kunden zwischen einem 1,7-Liter-Diesel und einem Ottomotor mit 163 PS entscheiden. Bislang lag der Dieselanteil bei knapp 60 Prozent. Der Selbstzünder leistet 141 PS, das maximale Drehmoment liegt bei 340 Newtonmetern, die bei 1750 Umdrehungen erreicht werden. Die Daten ragen aus der Masse vergleichbarer Motorisierungen nicht heraus und geben eine Ahnung davon, wo das Problem des Optima liegen könnte. Ein Auto, das sich in Design und Ausstattung an Premium-Marken orientiert, müsste auch beim Antrieb einen starken Auftritt liefern. Zum Beispiel mit einem Motor, wie ihn der Kia Sorento hat: 2,2 Liter Hubraum, 200 PS und 440 Newtonmeter Drehmoment.
Die Anstrengung ist vor allem dem Dieselaggregat anzumerken, wenn er vom entspannten Dahingleiten in den Spurtmodus wechseln soll. Spontane Überholversuche bei 110 km/h auf der Autobahn leitet man beim Automatikgetriebe am besten manuell über die Schaltpaddel ein, denn es ist nicht sicher, dass das 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe den Kickdown als Aufforderung zum Zurückschalten interpretiert. Passiert der Drehzahlzeiger die 3000er-Marke, klingt der Motor rau und knurrig. Das fällt deshalb so auf, weil die Windgeräusche dank der ausgefeilten Aerodynamik erfreulich gering sind. Gemessenes Marschtempo liegt dem Optima eher als die sportliche Attitüde, weshalb der einstellbare Sportmodus eigentlich nicht gebraucht wird.
Reichhaltige Ausstattung
Abgesehen vom verhaltenen Temperament des Diesels (der mit einem Ergebnis von 4,4 Litern je 100 Kilometer von der NEFZ-Rolle kam) lässt sich über das Fahrverhalten nicht klagen. Eine leichtgängige und präzise Lenkung verhilft zu sorgenfreiem Handling, Federungs- und Abrollkomfort sind den Anforderungen der gehobenen Mittelklasse in vollem Umfang gewachsen. Auch die Übersichtlichkeit lässt nichts zu wünschen übrig. Beim Rangieren hilft die serienmäßige Rückfahrkamera, die ihr Bild auf den Navigationsmonitor einspielt. Und wenn man kein Navigationsgerät hat? Doch, hat man, denn auch das ist beim Optima serienmäßig.
An dieser Stelle öffnet sich das Überraschungspaket, mit dem Kia die Kunden von anderen Marken weg und zum Optima locken will. Eine umfangreiche Serienausstattung ist im Startpreis von 24.990 Euro (für den Benziner) und 29.990 Euro für den Diesel enthalten. Alle Varianten haben einen Fahrer-Knieairbag, Berganfahrhilfe und Bremsassistent, Reifendruck-Kontrollsystem, Wegfahrsperre, Leichtmetallfelgen, Wärmeschutzverglasung, 12-V-Steckdose vorn und USB-Ladeanschlüsse für die Fondpassagiere, höhenverstellbaren Beifahrersitz, Bluetooth-Freisprecheinrichtung, Dämmerungssensor, elektrisch verstell- und beheizbare Außenspiegel, Tempomat, Klimaanlage sowie Funkfernbedienung für die Zentralverriegelung. Der teurere Diesel bringt zusätzlich noch Spurhalte-Assistent, Verkehrszeichenerkennung, beheizbares Lenkrad, Sitzheizung vorn, Abbiegelicht, automatisch abblendenden Innenspiegel und 2-Zonen-Klimaautomatik mit.
Die Kopf- und Beinfreiheit hinten ist gut, der Kofferraum mit 510 Litern absolut urlaubstauglich. Auf allen Sitzen gibt es verstellbare Kopfstützen, und wenn es auch nicht ganz ohne Hartplastik im Innenraum geht, so ist es wenigstens genarbt und vermeidet so die ungeliebte Discount-Optik. Der Testverbrauch lag zwar bei 6,4 Liter/100 Kilometer, jedoch ermöglicht der 70-Liter-Tank auch bei solchen Werten eine Reichweite von mehr als 1000 Kilometern. Wer seinen Optima zusätzlich mit 7-Gang-DSG, Lederpolstern, automatischen Einparksystem, Glas-Panoramadach und Rundumsicht-Kamera ausstatten will, zahlt mindestens 38.660 Euro.
Quelle: ntv.de