Oldtimer mit Expertise Klassiker-Bestellung beim Hersteller
27.11.2015, 12:16 Uhr
Ein gepflegter Ersthand-W116 mit Expertise ist nicht so leicht zu finden.
Die Zeiten ändern sich. Nicht nur, dass Neuwagen ins digitale Zeitalter und bald autonom fahren, auch Oldtimer kauft man nicht mehr beim Gebrauchtwagenhändler und lässt ihn in der Hinterhofwerkstatt reparieren. Nein, das ist einfach old school!
Der Oldtimer-Markt in Deutschland boomt, mehr als 310.000 Autos mit H-Kennzeichen waren im vergangenen Jahr in Deutschland gemeldet, seit Jahren steigen die Zahlen. Längst engagieren sich hier die Autohersteller selbst, sei es aus Aspekten der Markenpflege oder aus monetären Gründen. Die neuste Eskalationsstufe: Ankauf und Verkauf, Reparatur und Restauration übernehmen manche Hersteller selbst, in höchst organisierter Form.
So eröffnet im niederländischen Arnheim nun das weltweit erste Porsche Classic Zentrum, weitere sollen folgen. Service, Werkstatt und Verkauf der alten Autos sind unter einem Dach zusammengefasst – quasi wie ein Neuwagen-Autohaus, nur eben für Oldtimer. Bis 2018 sollen 100 Stützpunkte weltweit auf Ersatzteile-Versorgung, Restaurationen, Reparatur- und Wartungsarbeiten und Handel mit Klassikern spezialisiert werden, darunter diverse Porsche-Neuwagen-Zentren, die dann auch einen separaten Showroom mit Oldtimern einrichten.
Keine aufwendige Suche mehr
Die Zeiten, in denen die Suche nach einem Liebhaberstück richtig aufwendig sein musste, sind damit wohl vorbei: Kleinanzeigen durchforsten, hinfahren, Probe fahren, die Technik checken lassen, handeln – und am Ende trotzdem nicht genau wissen, ob man vielleicht ein Groschengrab gekauft hat. Das ist nicht wenigen, die dem Trend Oldtimer folgen möchten, zu aufwendig.
Mehr als 70 Prozent aller Porsche, jemals hergestellt wurden, fahren heute noch. Es ist also nur konsequent, daraus ein Geschäft zu machen. Auf der anderen Seite ist es aber auch Ausdruck des Zeitgeistes: Gehören doch Klassiker vom Kaliber eines 70er-Jahre-911 in manchen Kreisen längst zum guten Ton, der den Besitzer als Auto-Connaisseur ausweist. Aber egal, ob man 5000 oder 150.000 Euro investiert, niemand möchte sich aus Unkenntnis eine Rostlaube oder ein Mauerblümchen andrehen lassen. Oder noch schlimmer, eine Fälschung: Beispielsweise ein vermeintliches Baureihen-Topmodell mit Umbauten und gefälschter Fahrgestellnummer.
Oldtimer gibt's auch bei BMW und Mercedes
Natürlich ist Porsche in dem Geschäft nicht allein. BMW Classic bietet Restauration, Reparatur sowie An- und Verkauf an und sucht sogar auf Anfrage weltweit innerhalb seines Netzwerkes nach dem gewünschten Oldtimer-Modell. Seit kurzem kann man auch Klassiker mit Stern direkt vom Mercedes-Benz-Museum kaufen. Die Stuttgarter werben mit größtmöglicher Transparenz: So nehmen die Experten des Museums jedes Fahrzeug unter die Lupe, eventuelle Mängel oder Schönheitsfehler werden im Fahrzeugangebot detailliert dokumentiert. Die Fachleute können zudem konkrete Angaben zu der Historie des einzelnen Fahrzeugs machen.
Unterschieden wird bei Mercedes in drei Ausbau- und auch Preisstufen: Die besonders seltenen oder aufwändig restaurierten Exemplare der "Premium Edition", zum Beispiel ein Mercedes-Benz 630 Kompressor von 1928 (Kaufpreis: 850.000 Euro). Außerdem sammelwürdige Klassiker in gutem Zustand in der "Collectors Edition" und solche mit guter technischer Basis, aber Potenzial für Liebhaber die ihre Old- oder Youngtimer im Alltag fahren wollen ("Drivers Edition").
Zu letzteren zählt zum Beispiel ein laut Inserat gepflegter Ersthand-W123 200 D von 1982, der zum Preis von 9950 Euro angeboten wird. Auf den gängigen Gebrauchtwagenbörsen ist das Angebot an günstigeren Exemplaren natürlich riesig – und das Risiko inklusive. Laut Marktbeobachter Classic Data liegt der Marktwert für den 200 D in Zustand 2 bei 8000 Euro. Unsicheren Käufern dürfte eine Mercedes-Expertise einen Aufpreis von knapp 2000 Euro in diesem Fall wert sein.
Quelle: ntv.de, hpr/sp-x