Weltpremiere in Brooklands Mercedes-AMG GT R – hier kommt die Bestie
25.06.2016, 08:16 Uhr
Die Bestie ist nicht mehr zu halten, wenn sie von der Leine gelassen wurde.
(Foto: Dirk Wehenmayer)
Mit der Weltpremiere in England präsentiert Mercedes-AMG den neuen Performance-Heilsbringer aus Affalterbach, den GT R. Er stellt die Brüder GT und GT S nicht nur optisch in den Schatten, sondern auch mit Blick auf die Rennstreckentauglichkeit.

Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton (links) zeigte sich gegenüber AMG-Chef Tobias Moers begeistert vom GT R.
(Foto: Dirk Weyhenmeyer)
Wo könnte man eine echte Rennmaschine wie den Mercedes-AMG GT R besser präsentieren als auf dem legendären Rundkurs Brooklands im englischen Weybridge in Surrey. Bereits im Jahr der Eröffnung siegte am 5. August 1907 beim "Prix de la France" ein Mercedes. Heute gibt es keine großen Rennen mehr auf der 5,2 Kilometer langen Strecke. Dennoch ist der Moment erhebend, als die für den Augenblick ultimative Fahrmaschine aus dem Hause Daimler, geschaffen unter der Ägide von AMG, für wenige Minuten unter Beweis stellt, wozu sie in der Lage ist. Noch nie haben die Affalterbacher so viel Motorsporttechnologie in einem Serienfahrzeug gepackt heißt es. Selbst Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton, der bei der Premiere anwesend war, zeigte sich vom "Beast", wie es AMG-Chef Tobias Moers nennt, beeindruckt.
Für Fahrer mit Benzin im Blut
Und tatsächlich: Jeder der nur einen Tropfen Benzin im Blut hat muss dieses Bild und der gigantische Sound des um 75 PS auf 585 PS erstarkten 4.0 –Liter-V8-Biturbomotor in seinen Bann ziehen. Muss den Wunsch wecken, selbst das Volant zu packen, um die Grenzen auszuloten und die G-Kräfte in jeder Kurve zu spüren. Die lassen sich nicht nur wegen der ausgezeichneten Gewichtsverteilung von 47,3 zu 52,7 Prozent zwischen Vorder- und Hinterachse überdurchschnittlich schnell durcheilen, sondern auch wegen des tiefen Fahrzeugschwerpunkts. Und noch etwas: Mit einem Leistungsgewicht von 2,66 Kilogramm pro PS etabliert sich der Mercedes-AMG GT R in der Spitze seines Segments.
Unterstützend kommt die erstmals bei einem AMG-Modell eingesetzte Hinterachslenkung hinzu, die ohne mechanische Verbindung zum Lenkrad arbeitet. Die auf einem "By-wire"-System beruhende Steuerung erfolgt rein elektronisch in einem vordefinierten Kennfeld von maximal 1,5 Grad. Bis Tempo 100 werden die Hinterräder in entgegengesetzter Richtung zu den Vorderrädern eingeschlagen, was einer virtuellen Verkürzung des Radstandes entspricht und in der Folge ein deutlich agileres Kurvenverhalten verspricht.
Jet-Optik für den Abflug
Doch wie verhält es sich am Kurvenausgang, wo der Pilot in seinen Sportschalensitzen die maximale Beschleunigung sucht? Auch hier sind die technischen Daten beredt: Nicht mehr als 3,6 Sekunden benötigt der AMG GT R für den Sprint auf Tempo 100, die Spitze ist mit 318 km/h erreicht. Für blitzschnelle Schaltvorgänge sorgt das Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe in Transaxle-Anordnung an der Hinterachse. Nach der Überarbeitung in Affalterbach ist der erste Gang länger übersetzt. Der siebte und der Endabtrieb wurden kürzer übersetzt, was für eine noch bessere Beschleunigung bei sehr spontanen Gaspedalbefehlen sorgen dürfte.

Auf dem Rundkurs in Brooklands durfte der Mercedes-AMG GT R seine Potenz vor geladenem Publikum unter Beweis stellen.
(Foto: Dirk Weyhenmeyer)
Damit die potente Kiste nicht abfliegt, wurde auch ein ganzes Paket an aerodynamischen Zugaben in den AMG GT R gepackt. Vor dem Motor am Unterboden befindet sich beispielsweise ein nur zwei Kilogramm leichtes Aerodynamik-Profil aus Carbon. Ist das Fahrprofil auf Race gestellt, fährt es ab einer Geschwindigkeit von 80 km/h etwa 40 Millimeter nach unten und verändert den Luftstrom der Art, dass der Wagen förmlich an die Fahrbahn gesaugt wird. Bei einer Geschwindigkeit von 250 km/h soll der Auftrieb an der Vorderachse so um circa 40 Kilogramm reduziert werden.
Design gepaart mit Aerodynamik
Doch was wäre die Aerodynamik, wenn sie nicht in einem wunderschönen Kleid verborgen wäre. Beim AMG GT R haben die Gewerke jedenfalls sehr eng zusammengearbeitet. Mit der "Shark nose"-Optik des Kühlergrills schafften die Designer jedenfalls eine Hommage an den legendären Mercedes-Benz 300 SL der 1952 das legendäre Panamericana Straßenrennen in Mexiko gewann. Aber nicht nur das: Die Formgebung senkt den Staudruckpunkt des Fahrzeugs ab, was die Strömung der Kühlluft und die Aeroperformance insgesamt deutlich verbessert. Auch die großen an Jet-Düsen erinnernden Lufteinlässe in der Frontschürze kommen nicht von ungefähr. Zum einen verbreitern sie die Front optisch, zum anderen stellen sie den erhöhten Kühlbedarf des V8 sicher.
Mit Blick auf alle erwähnten Komponenten wird eins deutlich: Die neue Affalterbacher Rennmaschine stellt die nunmehr "kleinen" Brüder GT und GT S was Aerodynamik und Performance betrifft deutlich in den Schatten. Das gilt auch für das optionale Interieur: gelbe Sicherheitsgurte, Zifferblätter mit gelben Akzenten, sowie neue Bedienelemente für die neue Traktionskontrolle. Fakt ist aber auch, dass die Behauptung, der Wagen sie für die Rennstrecke geschaffen nicht von ungefähr kommt. Nur dort kann man das Vermögen dieses Boliden wirklich ausleben. Natürlich wird man mit einem in "AMG green hell magno" lackierten GT R auch die Blicke der Passanten am Rande der Einkaufspassage auf sich ziehen, aber die Erkenntnis über die Leistungsfähigkeit wird einem im Alltagsbetrieb mit Sicherheit verwehrt bleiben.
Bestellt werden kann die Fahrmaschine ab dem 21. November, zu den Händlern in Europa rollt der Bolide im März 2017.
Quelle: ntv.de