
Mit neuem Gesicht fährt der Škoda Citigo in Kürze bei den Händlern vor.
(Foto: Holger Preiss)
Mit sechs Jahren ist der Škoda Citigo eigentlich bereit, das Feld für einen Nachfolger zu räumen. Stattdessen gibt es eine Frischzellenkur. Die tut dem kleinen Tschechen gut, kann aber nicht alle Wünsche erfüllen.
Je kleiner das Modell, desto geringer der Verdienst des Herstellers. Das gilt auch für das Dreigestirn der VW-Familie, bestehend aus VW Up, Seat Mii und Škoda Citigo. Alle drei Stadt-Zwerge sind seit knapp sechs Jahren auf dem Markt und nach dem allgemeinen Zyklus reif für einen Modellwechsel. Stattdessen verpassen nach den Wolfsburgern jetzt die Tschechen ihrem Stadtflitzer ein Facelift. Betroffen ist in erster Linie die Frontpartie. Hier gibt es neben einer neuen Motorhaube auch einen kleineren Kühlergrill und einen modifizierten Stoßfänger. Neu gestaltet sind auch die Scheinwerfer mit LED-Tagfahrlicht. Die Nebelscheinwerfer wandelten sich von rund in eckig und können nun auch die Straße beim Abbiegen verfolgen.
Länger, aber mit alter Größe
Mit 3,60 Metern Länge, 1,64 Metern in der Breite und 1,48 Metern in der Höhe gehört der kleinste Škoda zu den kompaktesten und geräumigsten Fahrzeugen seiner Klasse. Dem Kenner wird bei Nennung der Maße aufgefallen sein, dass der Citigo nach dem Facelift um vier Zentimeter gewachsen ist. Ein Umstand, der aber lediglich dem neuen Stoßfänger geschuldet ist und keine Auswirkungen auf das Platzangebot im Inneren und im Kofferraum hat. Der bietet nach wie vor 251 Liter Stauraum bei aufrechter Rücklehne und 951 Liter, wenn sie im Dreitürer flach gemacht wird. Im Fünftürer sind es sogar 959 Liter. Mit einem Radstand von 2,42 Metern ist das Raumangebot nach wie vor für die Klasse großzügig bemessen. Selbst auf der Rückbank lässt es sich mit etwas gutem Willen einige Zeit aushalten.

Neue Rundinstrumente und eine neue Multimediaeinheit können den Škoda Citigo nach dem Facelift zieren.
(Foto: Holger Preiss)
Neu gestaltet sind die Kombiinstrumente. Neben dem zentral platzierten Tacho reihen sich rechts der Drehzahlmesser und die Tankanzeige. Das Ganze gibt es in zwei unterschiedlichen Ausführungen, die durch die Ausstattungslinie bestimmt werden. Wer sich für mehr entscheidet, bekommt das serienmäßige Dreispeichenlenkrad mit Multifunktionstasten und mit Leder umwunden. Ebenfalls neu im Optionsprogramm ist eine Climatronic, die in allen Fahrsituationen für einen kühlen Kopf sorgen soll.
Finger Weg vom ASG
Den braucht es auf jeden Fall, wenn man mit dem automatisierten Schaltgetriebe (ASG) unterwegs ist. Die längere Schaltdauer und das spürbare Rucken nerven vor allem beim Überlaufen von Stufe eins auf zwei. Aber auch in den höheren Gängen schafft es die Schaltung, zu verhindern, dass ein entspanntes oder gar sportliches Fahrgefühl aufkommt. Nun sind die verfügbaren Motoren für den Citigo ohnehin nicht dazu angetan, Rekorde auf dem Rundkurs aufzustellen, dennoch hat, wer sich für einen Handschalter entscheidet und die schnellen Gangwechsel nicht scheut, deutlich mehr Freude am Stadtflitzer. Und das sogar mit der Einstiegsmotorisierung ab 9770 Euro, die mit 1.0- Dreizylinder, 60 PS und einem maximalen Drehmoment von 95 Newtonmetern zu Werke geht.

Integralsitze sollen den Fahrer ein sportliches Gefühl im Citigo vermitteln, die Motoren tun es nicht.
(Foto: Holger Preiss)
Nein, mit 14,4 Sekunden von null auf Tempo 100 wird man an der Ampel keinen Sprint gewinnen: Dafür kann man mit 162 km/h in der Spitze auch auf der Autobahn mithalten. Und ganz ehrlich, mehr Spaß bringt auch die Motorisierung mit 75 PS nicht. Das maximale Drehmoment ist gleich, der Standardsprint gelingt eine Sekunde schneller und im Auslauf gibt es 11 km/h mehr. Der Verbrauch soll laut Datenblatt bei beiden Aggregaten gleich sein und wird hier mit 4,4 Litern angegeben. Dafür sind in der Anschaffung für den Einsteiger einige 100 Euro weniger zu zahlen. Wer noch weniger Benzin durch die Schläuche treiben will, der kann sich für die Varianten mit der sogenannten Green-tec-Technologie entscheiden. Hier sorgen Start-Stopp-System und Bremsenergierückgewinnung für einen optimierten Verbrauch. Ob die 4,1 Liter, die Škoda angibt, realistisch sind, darf gerne bezweifelt werden.
Sparen mit Erdgas
Wer beim Verbrauch tatsächlich sparen will, der sollte den Citigo G-Tec ins Auge fassen. In der Anschaffung mit mindestens 12.720 Euro ist der allerdings um einiges teurer. Dafür kann der 1,0-Liter-Dreizylinder aber auch mit preiswertem Erdgas befeuert werden. Auch hier reichen die 68 PS aus, um sich flott durch die Stadt zu bewegen. Für die Fahrt über 100 Kilometer verspricht Škoda lediglich einen Verbrauch von 2,9 Kilogramm Erdgas. Was es für den Citigo momentan nicht gibt, ist der 1,0-Liter-Dreizylinder-Turbo mit 90 PS. Eine Motorisierung, die für das Schwestermodell VW Up verfügbar ist und die vor allem dem Sondermodell Monte Carlo gut zu Gesicht stehen würde. Denn bei dieser Ausstattung sind nicht nur 185er-Reifen, Front- und Heckspoiler Serie, sondern auch ein 1,5 Zentimeter tiefergelegtes Sportfahrwerk. All das Attribute, die mit den verfügbaren Dreizylindern ein optisches Versprechen bleiben, vom Antrieb aber nicht wirklich erfüllt werden.
Aber, nochmal: Nomen est omen, der Wagen heißt Citigo. Insofern steht der sportliche Ausritt hier ohnehin nicht im Vordergrund. Wichtiger sind hier die Fahrassistenssysteme. Zu denen gehört die Notbremsfunktion, die in einem Geschwindigkeitsbereich von 5 bis 30 km/h Auffahrunfälle in der Stadt verhindern soll ebenso wie ESC, Antriebsschlupfregulierung, elektronische Differentialsperre und ein Berganfahrassistent. Das ist nicht neu, soll aber der Vollständigkeit halber an dieser Stelle Erwähnung finden.
Mehr Unterhaltungswert bietet das neue Infotainmentsystem, das jetzt auch ein Farbdisplay und Bluetooth bieten. Als Navi dient das Smartphone, eine entsprechende Halterung über der Mittelkonsole mit dahinterliegendem USB-Anschluss bieten die Tschechen für den Citigo an. Navigiert wird entweder mit den ohnehin auf den Endgeräten verfügbaren Google Maps oder Karten für iOS. Wem das nichts ist, der kann sich auch über die Move-and-Fun-App von Skoda steuern lassen. Zudem bietet die App Fahrdaten, dient als eine Art Freisprecheinrichtung und kann für die Musik- und Radiowiedergabe genutzt werden.
Und weil Škoda nicht Škoda ist, wenn nicht die "Simply-Clever"-Lösungen an Bord sind, gibt es die natürlich nach wie vor auch für den kleinsten Tschechen. Dazu gehören der Regenschirm unter dem Beifahrersitz, der ausklappbare Taschenhalter am Handschuhfachgriff, die Türfächer, die Flaschen bis zu 1,5 Liter aufnehmen, oder der mobile Mülleimer. Kleinigkeiten, die das Leben mit dem Stadtfloh deutlich angenehmer gestalten können.
Quelle: ntv.de