In jeder Größe, für jeden Zweck VW Crafter - Weltpremiere für das Arbeitstier
09.09.2016, 10:03 Uhr
Mit viel Aufwand präsentiert Volkswagen den neuen Crafter und läutet damit den Angriff auf den Mercedes Sprinter ein.
Noch vor der Nutzfahrzeug IAA in Hannover präsentiert VW im ehemaligen Stahlwerk in Offenbach Lauterborn den neuen Crafter mit großem Tamtam. Der ewige Zweite soll vor allem dem Mercedes Sprinter den Rang ablaufen.
Der neue Crafter ist nicht nur mit Blick auf seine neue Optik, neue Motoren und Assistenzsysteme eine Weltpremiere, sondern auch in puncto Emanzipation. Erstmals hat Volkswagen sich nämlich ohne Mercedes darangemacht, ein Nutzfahrzeug dieser Größe auf die Räder zu stellen. Eigens für die Produktion des neuen Crafter wurde im polnischen Wrzesnia in nur 28 Monaten ein neues Werk gebaut, in dem in Zukunft 3000 Menschen arbeiten werden. Während für das kommende Jahr ein Absatz von weltweit 50.000 Crafter sicher ist, sollen es 2018 sogar 100.000 Fahrzeuge sein. Das ist eine klare Kampfansage an den Primus des Segments, den Mercedes Sprinter.
Um ein Produkt zu schaffen, das vor allem dem im Nutzfahrzeugbereich enorm hohen Kostendruck standhalten kann, haben sich die Wolfsburger Entwickler lange mit potenziellen Käufern solcher Fahrzeuge zusammengesetzt. Sie wollten wissen, wo die neuralgischen Punkte sind und was es mit Blick auf den Vorgänger zu verbessern gilt.
Sein großes Plus ist die Universalität

Die Doppelkabine mit Pritschenaufbau gibt es bis zu einer Länge von sieben Metern.
(Foto: WWW.SCHEFFEN.DE)
Das größte Plus des Crafter wurde so seine Universalität. Drei Fahrzeuglängen von 5,99 Meter bis 7,40 Meter stehen zur Wahl. Zudem gibt es für den Kastenwagen auch bei der Fahrzeughöhe drei Optionen. Für die Doppelkabine mit Pritschenaufbau stehen wahlweise Fahrzeuglängen von 6,20 Meter oder 7,00 Meter bereit. Die Einzelkabine kann zudem bis auf 7,40 Meter erweitert werden. Insgesamt ergibt sich aus vier Grundmodellen, drei Längen und drei Höhen die Möglichkeit für 69 unterschiedliche Derivate. Bei der Nutzlast reicht die maximale Zuladung beim Crafter mit Frontantrieb bis 4,0 Tonnen, beim Heckantrieb sind es 4,5 Tonnen.
Konkret bedeutet das, dass der neue Crafter "über alle Aufbauten hinweg die größtmögliche Kapazität seiner Klasse für die Zuladung von Euro-Paletten und Roll-Containern bietet", so VW. In der längsten Variante finden bis zu neun Rollcontainer Platz. In der mittleren Längenvariante können sechs Euro-Paletten (1,20 Meter x 0,80 Meter) oder vier Euro-3-Paletten (1,00 Meter x 1,20 Meter) geladen werden.
Robust, pflegeleicht und ergonomisch
Doch was nützt es, wenn die Ladefläche voll ist, der Fahrer aber einen Arbeitsplatz vorfindet, der nicht an seine Bedürfnisse angepasst ist. Neben sieben neuen Sitzen, die auf Wunsch sogar eine Massagefunktion bieten, wurde ein praxis- und nutzungsorientiertes Cockpit geschaffen, das sich aus dem Modularen Querbaukasten (MQB) bedient. Hinzu kommen reichlich Ablagen für Handy, Paketscanner, Laptop oder Tablet. Auch an Flächen für Zollstock, Taschenlampe, Sonnenbrille, Bürohefter und Arbeitshandschuh wurde gedacht. Große Wasserflaschen finden in der untersten Etage der der Türinnenverkleidungen ihren Platz und der Kaffeebecher kann sogar an vier unterschiedlichen Stellen geparkt werden. Hinzu kommt, dass darauf geachtet wurde, dass die Flächen robust und pflegeleicht sind.
Neu ist auch der Antrieb. Eigens für den Crafter wurde der "EA288 Nutz" ein 2.0 Liter Turbodiesel entwickelt, der in drei Leistungsstufen verfügbar ist. Das Leistungsband reicht von 102 PS über 140 PS bis zum Bi-Turbo TDI mit 177 PS. Bei der Kraftverteilung gibt sich VW flexibel. Für den Crafter sind sowohl Front-, Heck-, als auch Allradantrieb verfügbar. Gekoppelt wird das Ganze auf Wunsch an ein manuelles 6-Gang-Getriebe oder eine achtstufige Wandlerautomatik. VW verspricht für alle Motoren eine überdurchschnittliche Langlebigkeit und Robustheit. Dabei sollen die Triebwerke auf den Kurzstreckeneinsatz ebenso ausgelegt sein, wie auf die Langstrecke. Bei der Spritersparnis spricht man im Vergleich mit den Vorgängermotoren von 1 Liter auf 100 Kilometer.
Windschnittig mit Helferlein
Doch was wäre ein zeitgemäßes Nutzfahrzeug ohne technische Neuerungen. Und genau hier hat Volkswagen beim Crafter richtig zugelangt. Neben einer neuen und erstmals bei einem Nutzfahrzeug dieser Art eingesetzten elektromechanischen Lenkung gibt es das ESP jetzt mit Gespannstabilisierung. Für die entspannte Fahrt auf längeren Strecken sorgt die automatische Distanzregelung ACC und eine Multikollisionsbremse. Anders als beim Mercedes Sprinter ist der Seitenwindassistent aber nur optional erhältlich. Ein Anhängerrangierassistent soll den Transporter bei Fahrten mit dem Trailer stabilisieren. Hinzu kommen Front-, Seiten- und Kopfairbags für Fahrer und Passagiere, Rückfahrkamera, Parkdistanzkontrolle und Ausparkassistent (Rear Traffic Alert), LED-Scheinwerfer, Abbiegelicht und Fernlichtassisten.
Neben den technischen Raffinessen hat Volkswagen natürlich auch an der Optik des Crafter gefeilt. Das Design orientiert sich jetzt am aktuellen Familiengesicht. Da ist der Kühlergrill mit den durchgehenden Lamellen und den Scheinwerfern, die in ähnlicher Form schon beim T6 zu finden sind. Auch bei den Sicken auf Motorhaube, Dach und an den Seiten ist man konsequenter in Richtung Dynamisierung gegangen. Hinzu kommen große Lufteinlässe in der Frontschürze, die man sonst so nur vom Pkw kennt. Die verfeinerte Optik macht den Crafter aber nicht nur gefälliger, sondern senkt auch den Luftwiderstand. Mit einem VW-Wert von 0,33 soll der Wolfsburger der windschnittigste Transporter seiner Klasse sein.
Das Heck kennzeichnet wie beim Vorgänger ein riesiges VW-Logo, das mittig zwischen den Portaltüren prangt. Um den Crafter auch nachts von der Konkurrenz abzuheben, haben ihm die Designer eine Art E in die Rückleuchten gezaubert. Wann diese Lichter auf den Straßen zu sehen sind, ist noch nicht bekannt. Dem Publikum wird der neue Crafter erstmals auf der IAA Nutzfahrzeuge in Hannover (22. bis 29. September) vorgestellt. Dann wird es wohl auch erste Informationen zu den Preisen geben, die mit Blick auf den Vorgänger bei etwa 36.500 Euro starten dürften.
Quelle: ntv.de