Rettender Luftsack wird 50 Wie funktioniert ein Airbag?
19.10.2024, 07:32 Uhr Artikel anhören
Airbags sind längst Standard in Neuwagen.
(Foto: ZF Lifetec)
1974 wurde er erstmals angeboten - heute ist der Airbag aus Autos nicht mehr wegzudenken. Und längst schützt er nicht mehr nur Fahrer und Beifahrer.
Der Airbag feiert seinen Fünfzigsten. 1974 bot ihn GM erstmals an, gegen Aufpreis in einigen Marken wie Cadillac und Buick, sechs Jahre später auch Mercedes. Das Patent ist schon etwas älter: In Deutschland forcierte Daimler-Benz die Entwicklung, die 1966 begann. Die technische Realisierung wurde 1971 als "Aufprallschutzvorrichtung für den Insassen eines Kraftfahrzeugs" patentiert. Heute gehört der Airbag in modernen Autos zum Standard. Die Luftsäcke schützen Fahrer, Beifahrer, Fondgäste und mittlerweile sogar Fußgänger auf vielfältige Weise.
Airbags werden in der Regel von einem zentralen Steuergerät ausgelöst, das Signale von verschiedenen Crash-Sensoren verarbeitet. Diese sind teilweise im Gehäuse integriert, andere sind im Fahrzeug verteilt. Wichtigster Sensor ist der Beschleunigungssensor, der in der Regel doppelt vorhanden ist, um Fehlauslösungen zu vermeiden. Nur wenn beide eine extreme Verzögerung melden, wird der Airbag selbst aktiviert.
Hinzu kommen Drucksensoren in der Karosserie, Sitzbelegungssensoren und immer mehr auch Informationen von Innenraum- und Außenkameras. Das Steuergerät kann so nicht nur entscheiden, ob ein Airbag ausgelöst wird, sondern auch welcher. Und in welcher Intensität. Um im Notfall unabhängig von der 12-Volt-Batterie arbeiten zu können, verfügt das Steuergerät über eine eigene Kurzzeit-Stromversorgung.
Gasgenerator füllt Airbag
Für das Füllen des Airbags sorgt ein Gasgenerator. Dieser arbeitet entweder pyrotechnisch oder mit "Kaltgas", das in einer Kartusche vorgehalten wird. Auch eine Mischung beider Techniken ist möglich.
Neben den Frontairbags, die sich vor Fahrer und Beifahrer aufpusten, sind vor allem Seiten- und Kopfairbags weit verbreitet. Erstgenannte sitzen meist in den Türen oder sogar in den Sitzen, lösen recht rabiat aus und drücken den Fahrgast dadurch zusätzlich ins Wageninnere und aus dem Gefahrenbereich eines seitlichen Aufpralls.
Während der Seitenairbag vor allem den Brustbereich schützt, soll der Kopfairbag, der Name deutet es an, den Kopf vor einem harten Aufprall bewahren. Am weitesten verbreitet ist hierbei der sogenannte Curtain- oder Vorhang-Airbag, der das ganze Fenster bedeckt - sowohl vorn als auch hinten. Beide sind seit Mitte beziehungsweise Ende der 1990er Jahre erhältlich und inzwischen in den meisten Autos zu finden.
Neue Schwachstellen entdeckt
Doch damit nicht genug: Findige Entwickler haben noch weitere Schwachstellen ausgemacht. Zum Beispiel das Armaturenbrett, das auf der Fahrerseite deutlich weiter in den Innenraum ragt als beim Beifahrer. Um zu verhindern, dass bei einem Frontalcrash das Armaturenbrett die Beine des Fahrers einquetscht, setzen einige Hersteller auf einen sogenannten Knie-Airbag.
Auch an den Lehnen der Vordersitze entfalten sich bei manchen Fahrzeugen Luftsäcke, die die Fondpassagiere schützen sollen. Ebenfalls zu haben, aber noch selten sind Gurt-Airbags: ein System, das das mehrlagige Gurtband aufbläst und damit bei einem Aufprall den Druck des Gurts auf den Brustkorb abmildert.
Immer noch neue Entwicklungen
Die Entwicklung der Technik ist auch nach einem halben Jahrhundert nicht abgeschlossen. ZF etwa hat kürzlich einen Seitenairbag vorgestellt, der nicht im, sondern außerhalb des Autos sitzt und damit als Luftpolster zwischen den beiden Unfallautos dient. Der Zulieferer verspricht dadurch um 40 Prozent geminderte Unfallfolgen; allerdings ist das System noch nicht serienreif.
Apropos außerhalb: Schutz gibt es nicht nur für die Insassen. Volvo hat schon vor Jahren einen Windschutz-Scheiben-Airbag eingeführt, der bei einem Unfall mit einem Passanten zwischen Scheibe und Motorhaube herauskommt und den Aufprall des Fußgängers auf das harte Glas abmildern soll.
Quelle: ntv.de, Holger Holzer, sp-x