Leben

Lavazza-Kalender mit Botschaft "Allein ist man schnell, gemeinsam kommt man weit"

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Obasi, Muriu, Verrips (v.l.) - sie stehen und fotografieren für ein neues Afrika.

Obasi, Muriu, Verrips (v.l.) - sie stehen und fotografieren für ein neues Afrika.

(Foto: Courtesy of CMYK, Andrea Guermani)

Ein afrikanisches Sprichwort ist der Leitfaden des neuen Lavazza-Kalenders - "Allein ist man schnell, gemeinsam kommt man weit". Drei afrikanische Fotografinnen und Fotografen erzählen anhand ihrer Bilder, wie Kunst und Kreativität zu Aktivismus werden.

"Ich war 14, als mein Vater mir den ersten Fotoapparat in die Hand drückte. Es war Liebe auf den ersten Blick", erzählt Thandiwe Muriu ntv.de bei der Präsentation des Lavazza-Kalenders 2024 in Mailand. Muriu hat sich dann das Fotografieren selbst beigebracht und wurde zur ersten Werbefotografin in Kenia. "Unser Vater hatte eine ganze Liste von Sachen, die wir lernen sollten, um eines Tages selbstständig zu sein", erzählt sie weiter.

"Einmal hat er uns vier Schwestern um Mitternacht aufgeweckt, weil es das einzige Zeitfenster war, um im Internet zu surfen", erzählt sie weiter. Ihr Vater war kein Revoluzzer, sondern ein christlicher Bischof. Ihre Eltern wollten, dass ihre Kinder mit einer anderen Mentalität als der landesüblichen aufwachsen, in der die Frau weniger zählt als der Mann. "Für meine Eltern war es wichtig, ihren Kindern, gleich ob Mädchen oder Jungs, Selbstbewusstsein und Kraft zu vermitteln, damit sie in ihrem Leben etwas bewegen, verändern."

Für jeden Stern einen Traum!

Für jeden Stern einen Traum!

(Foto: Courtesy of CMYK, Daniel Obasi)

Murius Erinnerungen passen gut als Einführung zu folgendem Kalenderfoto: Eine Gruppe afrikanischer Kinder, wahrscheinlich aus derselben Schule, denn sie tragen die gleiche Uniform, tummelt sich an einem Strand um ein aus Metallplatten gebautes Pferd. Ein Mädchen sitzt darauf und das Pferd mit dem gestreckten Hals scheint jeden Moment losgaloppieren zu wollen. Hinter dem Pferd steht auf einem Säulensockel ein Junge mit angesetzter Trompete, der, so könnte man sich weiter ausmalen, gleich das Rennen seiner Spielgefährten einläuten wird. Alle haben Sternenkronen auf dem Kopf, für jeden Stern ein Traum, den es zu erwischen gilt. Das Foto ist von dem nigerianischen Fotografen Daniel Obasi und steht für den Monat Februar.

"More Than Us" lautet der Titel beziehungsweise der Aufruf des Lavazza-Kalenders 2024 und wie immer spricht er mit unglaublich beeindruckenden Fotografien Probleme und Versäumnisse an, für die man sich "gemeinsam" - darauf zielt der Titel - einsetzen sollte. Ein afrikanisches Sprichwort lehrt in diesem Sinne: "Alleine ist man schnell, gemeinsam kommt man weit." Das kommende Jahr wurde in die Themenbereiche "mehr Verantwortung", "mehr Nachhaltigkeit", "mehr Innovation" und "mehr Inspiration" eingeteilt. Und um diese darzustellen, hat Lavazza drei junge afrikanische Fotografinnen und Fotografen engagiert. Neben Muriu und Obasi auch den Südafrikaner Aart Verrips.

Stoffe mit optischen Effekten und Krawattenrobe

Suche nach dem Identitätsmerkmal.

Suche nach dem Identitätsmerkmal.

(Foto: Courtesy of CMYK, Aart Verrips)

Warum gerade aus Afrika? Das erklärt Francesca Lavazza, vierte Generation der italienischen Kaffeedynastie und Mitglied des Verwaltungsrats der Lavazza-Gruppe, bei der Präsentation des Kalenders. Nächstes Jahr wird das 20. Jubiläum der Stiftung Fondazione Giuseppe e Pericle Lavazza gefeiert, das in diesen zwei Jahrzehnten in Afrika und anderswo insgesamt 33 Projekte ins Leben gerufen hat. Weiter gehöre Afrika heute, was Kultur, Musik, bildende Kunst und generell Kreativität betrifft, zu den aktuell lebhaftesten Plätzen: "Der Kontinent ist auf der Suche nach einem Identitätsmerkmal, das sowohl für Öffnung dem Westen gegenüber als auch für Würdigung der Tradition steht", hob Lavazza hervor. Die Arbeit dieser Fotografen ist einerseits Kunst, andererseits ihr Beitrag für eine chancengleiche Zukunft für alle. Vor allem im Hinblick auf die Frauen.

Wie verschieden die Sensibilität dieser Fotografen ist, kann man gleich bei den ersten drei Monaten sehen, die unter dem Sammelbegriff "Mehr Verantwortung" stehen. Das Januarbild ist von Muriu. Es zeigt das Konterfei einer afrikanischen Frau mit Ohrringen aus gelben Bleistiften, das in einem bunten, mit optischen Effekten gemusterten Stoff ganz eingetaucht ist. Begleitet wird das Foto von dem afrikanischen Spruch: "Das Wissen ist wie ein Garten - ohne Pflege bringt er keine Früchte."

In diesem Sinne müssen auch die Kinder auf Obasis Foto gepflegt werden, damit sie gemeinsam die Welt von morgen gestalten. Das Märzbild zeigt eine Frau, die mit einer schwarzen, aus einer Krawatte geknoteten Abendrobe bekleidet, von einer weißen Hand getragen wird. Autor Verrips schreibt dazu, in einer idealen Welt sei die Gendergleichheit unabdingbar. "Um dieses Ziel zu erreichen, müssen aber ausnahmslos alle zusammenarbeiten."

Apartheid noch immer Teil des Systems

Der Kalender hat dieses Jahr auch drei wichtige Testimonials. Die äußerst kämpferische südafrikanische Aktivistin Zulaikha Patel posiert im Dezember für ihren Landsmann Verrips auf einer schwindelerregenden, in der Luft schwebenden Treppe. Neben dem atemberaubenden Kleid sticht auch ihre Haarpracht hervor, die Auslöser einer Revolte gewesen ist. Die Highschool in Kapstadt hatte den schwarzen Studentinnen nämlich vorgeschrieben, ihr krauses Haar zu glätten. Verrips fügte bei der Präsentation hinzu: "Offiziell gibt es die Apartheid nicht mehr, in Wahrheit ist sie noch immer Teil des Systems."

Das Wissen ist wie ein Garten.

Das Wissen ist wie ein Garten.

(Foto: Courtesy of CMYK, Thandiwe Muriu)

Für Muriu hat stattdessen aris Dirie, ehemaliges Model, Schriftstellerin und Frauenaktivistin posiert. (Für Verrips war es Patel.) Dirie, die aus Somalia stammt, wurde weltbekannt, weil sie sich nicht nur einer Zwangsheirat und der Genitalbeschneidung widersetzt, sondern diese Praktiken weltweit anprangert.

Von Frauenmisshandlung und wie man gemeinsam dagegen kämpft, erzählt Obasis Novemberfoto, das eine Gruppe ganz in Weiß gekleideter Frauen auf einem Strand abbildet. Einige haben Schmetterlinge in den Haaren, andere bunte Blumensträuße in den Armen. Es sind Krankenschwestern und Ärztinnen der Panzi Foundation in der Demokratischen Republik Kongo. Diese Stiftung wurde von dem dritten Testimonial, dem Friedensnobelpreisträger Denis Mukwege gegründet. Sie nimmt sich in erster Linie Frauen an, die Opfer bei Konflikten und sexueller Gewalt wurden.

Von Frauenmisshandlungen und wie man dagegen kämpft.

Von Frauenmisshandlungen und wie man dagegen kämpft.

(Foto: Courtesy of CMYK, Daniel Obasi)

Der Westen interessiert sich und plädiert in letzter Zeit zunehmend für eine "Zusammenarbeit auf Augenhöhe" mit Afrika. Eine Einstellung, die Muriu natürlich willkommen heißt. Gleichzeitig hebt sie aber hervor, es sei in erster Linie Aufgabe der Afrikaner, selbstbewusster zu werden und sich für ebenbürtig zu halten. Sie selbst ziele mit ihrer Arbeit und ihrer persönlichen Geschichte darauf ab, Frauen zu ermutigen, ihren Weg zu gehen.

Im Moment sei aber viel in Gang gesetzt worden. "In der Musik, in der Literatur, in der Kunst", sagt die Fotografin. "Natürlich werden wir auch vom Rest der Welt beeinflusst. Und daraus wird ein Mix zwischen Westen und Tradition. Das ist ein super Mood. Ich bleibe aber trotzdem Kenianerin." Eine nachvollziehbare Einstellung, über die es sich, gerade in dieser Zeit, lohnen würde, gemeinsam und ernsthaft nachzudenken.

Quelle: ntv.de

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