Leben

Eine für alle Auch Männer haben Menopause

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Sorry guys, selbst Ornella Muti hatte 'ne Menopause.

Sorry guys, selbst Ornella Muti hatte 'ne Menopause.

(Foto: imago stock&people)

Die Autorin steht voll zu ihrem Alter, freut sich auf fast alberne Weise, wenn man sie jünger schätzt, und sie liebt Frauen, obwohl sie weiß, dass nicht alle anderen weiblichen Menschen ihre Freundin sein können oder wollen (beidseitig). Bei Frauen-Events allerdings beginnt sie langsam, die Männer zu vermissen.

Dass Männer ab und zu mal Pause haben sollten, finde ich persönlich dufte. Dass sie nicht überall etwas zu suchen haben, versteht sich von selbst. Auf reinen Frauen-Events oder sogenannten "Mädels-Abenden" zum Beispiel, da haben Herren nichts zu suchen. Gilt auch umgekehrt, finde ich. Aber gibt es überhaupt reine Herren-Events, also mit Ansage? In meinem Insta-Feed vermehren sich die Bilder von Veranstaltungen, auf denen nur Frauen zu sehen sind. Da stellten sich die üblichen Tussis früher durchaus mal die Frage: "Warum schick machen, wenn gar keine Typen da sind?" Aber so sieht das nicht aus, die Frauen in meinem Insta-Feed sind ausnahmslos schick, schön und wunderbar gestylt. Und wenn nicht, dann soll das so, hat einen Grund und bestimmt auch einen Hashtag.

Kati Witt hatte schon immer ein Händchen für Accessoires.

Kati Witt hatte schon immer ein Händchen für Accessoires.

(Foto: imago/HJS)

Ich war diese Woche also mal wieder bei einem reinen Frauen-Event, in einem wunderschönen Fünf-Sterne-Hotel im Berliner Tiergarten, kurz vor dem Neuen See und dicht beim Zoo. Dort trafen sich viele Frauen, die alle was zu sagen hatten. Dementsprechend der Geräuschpegel, der sich erst dann senkte, als die Veranstalterin ein paar dafür umso weisere Worte an die Gästinnen richtete. Es ging um Sichtbarkeit, um Jobangebote, ums Frausein, um Geld, um Karriere und um die Rolle, die nicht nur eine Schauspielerin nicht mehr bekommt, wenn sie die 47 überschritten hat, sondern auch die Rolle, die die Frau in der deutschen Gesellschaft zu spielen hat oder meint, spielen zu müssen.

Der Initiatorin der Initiative geht es darum, einen Schatz zu heben: an Erfahrung, Kompetenz und Know-how. Es geht ihr um Vorbilder. Und ja, wir alle finden Iris Apfel toll, aber Frauen zwischen 47 und 102 finden eben eher wenig statt. Dabei werden wir alt! Steinalt! Viel älter als Männer! Die Frage ist manchmal eben nur: Wie? Und was machen wir in der Zwischenzeit? Also von 47 bis 102?

Pause vs. Crisis

Neulich ein Zoom-Meeting mit Kollegen: Zwei Frauen, ein Mann. Wir wollen Themen absprechen, wer macht was demnächst, meine Kollegin am anderen Ende des Zoom fächert sich mit der Hand Luft zu. "Is' mir heiß gerade", stöhnt sie, "ich glaub', ich hab Corona. "Oder Hitzewallungen", sage ich. Wir lachen und sie meint, das könnte sein, ihr Alter würde passen und wäre auch nicht das erste Mal.

Unser Kollege, männlich, windet sich ein wenig im Stuhl. Wir reden aber noch ein bisschen darüber, ob man immer einen Fächer dabeihaben sollte oder ob Hormon-Therapien sinnvoll sind, er schweigt, ich sage, ey, das geht dich auch was an, er verneint. Wir lachen. Aber bei weiterem Nachdenken muss ich doch konstatieren: Es geht Männer etwas an! Es geht Männer etwas an, ob Frauen menstruieren oder nicht, ob sie Migräne haben, ob sie sich vor Unterleibsschmerzen winden, Kinder kriegen wollen oder nicht, für die Verhütung sorgen und Jungs großziehen, die wieder nichts mit der Menopause zu tun haben wollen. Doch, wir müssen darüber reden, ob die Jungs nun wollen oder nicht. Ich bin mir außerdem sicher: Männer haben auch menopausale Symptome!

Pause wovon eigentlich?

Sie sind launischer, nehmen an den falschen Stellen zu, verlieren dafür an wichtigen Stellen Haare und nennen den ganzen Bumms einfach "Midlife-Crisis". Das Wort beinhaltet, dass es eine Krise gibt und dass es sicher Mittel und Wege geben wird, diese Krise zu beenden. Junge Frauen und Motorräder waren da bisher immer sehr hilfreich, aber ich habe das Gefühl, dass das so nicht mehr stimmt. Männer achten vermehrt auf sich und ihre Gesundheit und kompensieren Defizite nicht mehr ganz so einfach wie früher. (Ausnahmen bestätigen die Regel, wie immer).

Menopause dagegen klingt bedrohlicher, für mich jedenfalls: Pause. Große Pause, kleine Pause? Dürfen wir runter auf den Hof? Ist die Pause lila? Wie lange dauert diese Pause? Und Pause wovon eigentlich? Ach ja, von der Fruchtbarkeit. Weitere Vermehrung ausgeschlossen. Das ist ja aber, ganz klar formuliert, wohl ein Ende und keine Pause. Denn nach einer Pause könnte ich ja da weitermachen, wo ich aufgehört habe. Kann man/frau aber bei Menopause nicht. Blöder Begriff. Aber in aller Munde. Zumindest bei Frauen "im gewissen Alter", na hoppla.

Zur Erläuterung jedoch kurz eingefügt: Der Fachbegriff Menopause setzt sich aus dem griechischen Wort "meno" für Monat und "pausis" für Ende zusammen. Deswegen: Ich muss mich gar nicht weiter aufregen über diesen Begriff. Ich wünsche mir aber, dass Männer locker über Menopause sprechen können, so wie wir auch darüber sprechen können, dass überzogener Nikotingenuss zu Schrumpfhoden führen kann, das kommt uns ja auch ganz locker über die Lippen. Die Wechseljahre sind ja keine Krankheit, sondern eine natürliche Übergangszeit in der Lebensmitte.

Let's change the picture!

Was wir also brauchen, ist zum Beispiel eine neue TV-Serie, so was wie "Jerks", nur in älter und weiblicher. Wo die Frauen nicht nur Side-Kicks sind, sondern auch mal locker über Schweißattacken, vaginale Dürre oder Unsichtbarkeit witzeln. Aber nicht aufgesetzt. Nicht so kabarettmäßig. Sondern wirklich deftig.

Oder so wie Laura Karasek es sagt: "Frauen sollen gern pflegeleicht sein, nicht zu abgründig, nicht zu ehrgeizig, nicht zu wild, sinnlich, laut. Gerade ab einem gewissen Alter wird so getan, als ob alle Sehnsüchte und Bedürfnisse von Frauen erlöschen. Es heißt dann, solche Frauen machen 'den Leuten Angst', das Publikum könnte 'überfordert' sein." Wer ist denn "das Publikum"? Ja wohl auch Frauen Ü39, oder? Da müssten sich auch die Seh-Gewohnheiten ändern, findet die Moderatorin. Und die Seh-Angebote, findet die Autorin. "Wir sind widersprüchliche Wesen - und das wollen wir auch zeigen", so Karasek. Sie bemängelt, dass der Korridor der Geschichten so schmal sei, dass Frauen sich nicht mal in diesen hineinhungern könnten! "Ich möchte all die Geschichten aber sehen und hören und nicht so tun, als ob Frauen ab einem gewissen Alter unsichtbar sind."

Liebe Laura - sind sie nicht. Sind wir nicht! Also: "Let's change the picture!", um den Slogan einer wichtigen, lustigen, ernsthaften, erfolgreichen und von der Journalistin Silke Burmester ins Leben gerufenen Fraueninitiative zu betonen.

Quelle: ntv.de

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