Leben

Der Denglische Patient Fuckoff for beginners

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Goldig verpackte, aber eindeutige Botschaft.

(Foto: picture alliance / dpa)

Fast jeder behauptet, "fließend Englisch" zu beherrschen. Doch können wir auch flüssig fluchen und schlagkräftig schimpfen? Hier erfahren Sie die besten Kraftausdrücke: für frustrierende Kollegen, unverschämte Dates und all die anderen Vollpfosten.

Manchmal muss er raus: der Ärger, den einem das Leben beschert, wenn es mal wieder nicht rund läuft - im verdammten Job, im beschissenen Straßenverkehr oder in der verf...ten, pardon, zerrütteten Beziehung. Ob im Büro, auf der Kreuzung oder vielleicht im Bett - manchmal muss sich der aufgebrachte Mensch in Bruchteilen von Sekunden diese Fragen beantworten können: 1. Fahre ich jetzt aus der Haut? 2. Wenn ja - wie?

In der deutschen Muttersprache sollte es nach Jahren der Übung nicht schwerfallen, zu entscheiden, wann direkte Ansprachen wie "Du fieser Giftzwerg", "Sie hirnverbrannter Affe" oder schlicht "Arschloch" geboten sind und wann Zurückhaltung und göttlicher Beistand à la "Mannomann" oder "Herrgott nochmal" angemessener wären.

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Auch Fluchen will gelernt sein, sonst gibt's ein "Bleep".

(Foto: imago images/Panthermedia)

Im Englischen ist die Sache schwieriger - und auch ein bisschen komplizierter. Das hat zunächst damit zu tun, dass sich ausgerechnet die Menschen, die mit der englischen Sprache groß geworden sind, das Fluchen nicht leicht machen.

"Fuckup Night"? Unaussprechbar!

Mein Freund Joe, der Journalist ist, erzählte mir einmal von einer Runde gescheiterter Jungunternehmer in Berlin, die sich vor ein paar Jahren zu sogenannten "Fuckup Nights" trafen. Als er darüber für die britische BBC berichtete, durfte er das Wort "fuckup" weder schreiben noch aussprechen, sodass am Ende von einer namenlosen Veranstaltung die Rede war - "with a name that cannot be mentioned".

Die Selbstzensur geht so weit, dass es ganze Listen von Kraftausdrücken gibt, die weder im Vereinigten Königreich noch in den USA öffentlich genannt werden dürfen. Als wäre es ein Gesetz, das direkt aus der Bibel stammt, sind es sieben unheilige Wörter, die zum Beispiel von der BBC mit einem schrillen Ton - dem sogenannten "Bleep" - überspielt werden müssen:

  • shit
  • piss
  • fuck
  • cunt
  • cocksucker
  • motherfucker
  • tits

Umgekehrt können wir an dieser Zusammenstellung eindrucksvoll ablesen, welche Begriffe wirklich anstößig und wirkungsvoll sind - und definitiv nicht das, was im Englischen kurz SFW genannt wird: "Safe for work".

Das gilt ganz besonders für "cunt", die wohl übelste Beschimpfung im gesamten englischsprachigen Raum, die für Frauen und Männer gelten kann, obwohl sie - wie auch "twat" - die weibliche Vagina beschreibt. Wer sich also wirklich nicht im Büro befindet und gar nicht beherrschen kann, hat mit diesen beiden Begriffen gewissermaßen zwei nukleare Sprengköpfe zur Hand.

Die männlichen Geschlechtsteile werden hingegen als weniger beleidigend aufgefasst und auch meistens nur auf Männer bezogen. Am härtesten ist wohl der britische "scrote" - eine Abkürzung des lateinischen "scrotum" (Hodensack), die unserem Arschloch gleichkommt. In den USA gibt es dafür neben vielen anderen Begriffen auch "dick", den Schwanz. Für die Briten ist "dick" hingegen nur ein Depp oder Vollpfosten, also jemand mit eingeschränkten geistigen oder sozialen Fähigkeiten. Dafür wiederum haben die Amerikaner "douchebags" oder "jerks" hervorgebracht - wörtlich übersetzt: Vaginalduschen und Wichser.

Johnson und der "Wankerer from Ankara"

Apropos Wichser: "Wanker" ist ein Klassiker, der die oben genannte Liste nur knapp verfehlt hat, weil er - zumindest in Großbritannien - als eine der übelsten Nachreden gilt. Wer dabei an den britischen Regierungschef Boris Johnson denken muss, liegt nicht ganz falsch, schließlich war er es, der vor ein paar Jahren in einem Literaturwettbewerb ein Preisgeld von 1000 Pfund einheimste, als er den Ministerpräsidenten der Türkei als "Wankerer from Ankara" bezeichnete. Es ist nicht bekannt, was Recep Erdogan darauf geantwortet hat. Auf Augenhöhe mit britischen Standards wären zum Beispiel "prick" und "bugger" gewesen - Penis oder Arschf… bleeeeep!

Was die bisherige Übersicht auch verdeutlicht, war in dieser Kolumne schon häufiger Thema: die sprachlichen Unterschiede zwischen Briten und US-Amerikanern. Betrachten wir für einen ganz kurzen Moment das Arschloch: In den USA ist es "asshole", in Britannien "arsehole". Selbst für das "Fluchen" sind an beiden Enden des Atlantiks verschiedene Begriffe gängig: Im Westen ist von "cursing" die Rede, im Osten von "swearing". Beide Wörter sind Ausdruck für die Angst der Menschen, im Namen Gottes einen falschen Schwur ("swear") abzulegen und schließlich verdammt und verflucht ("cursed") im Reich des Teufels zu landen, also in der Hölle - "the hell".

Auch das Wörtchen "hell" ist beispielhaft: Während es für Briten heute einen eher milden Fluch darstellt ("cold as hell", "bloody hell", "what the hell"), muss man in der Gegenwart mancher US-Amerikaner weiterhin höllisch aufpassen. Klar kann man absichtlich den üblen Rapper raushängen lassen, der mit "fucking hell" oder auch "Oh my fucking God" um sich wirft - andererseits will man nicht rausgeworfen werden, schon gar nicht, wenn man gerade kein Rapper auf Tour ist, sondern bloß ein stinknormaler Gast aus Deutschland. Wer unbedingt die "verdammte Scheiße" beschwören will, kann sie kurzerhand für "heilig" erklären und entweder zu "holy shit" greifen. Oder noch besser zu "holy crap". "Crap" sollten Sie sich auf jeden Fall merken. Das ist eine Art leichter Mist - also alltags-, büro- und sogar in den meisten Fällen familientauglich.

Allgemein gilt in Sachen Scheiße das, was ich schon einmal unter der Überschrift "Holy Shitstorm!" erörtert habe: Im deutschsprachigen Raum pflegen wir ein viel engeres Verhältnis zu Fäkalien als anderswo. Andererseits gibt es eine herrlich beschissene Beleidigung in der englischen Sprache, die ich hier nicht auslassen kann: "He is a brownnoser" - er ist ein Arschkriecher. Entsprechend ist "brownnosing" die Arschkriecherei.

"Fuck" mal anders

Falls Sie das Gefühl beschleicht, dass Ihnen englische Flüche und Schimpftiraden nicht so leicht von den Lippen kommen, hat es wahrscheinlich damit zu tun, dass sie Ihnen nie in Fleisch und Blut übergegangen sind. Obwohl die englische Sprache für viele Denglische Patienten längst den Rang einer zweiten Muttersprache eingenommen hat, fehlt den meisten die Mutter - der Kolumnist eingeschlossen.

Das führt dazu, dass wir uns ein mehrsprachiges Leben lang an anderen Instanzen orientieren müssen - allen voran Filme, Serien, Videoschnipsel und Lieder in Originalsprache. Diese Methode ist generell sehr zu empfehlen. Andererseits muss davor auch gewarnt werden, weil die englischsprachigen Kanäle von einem unheiligen Wort dominiert werden, das sie nicht selten regelrecht verstopft: "fuck"!

"Fuck" ist der profane Überfluch der englischsprachigen Welt, den auch die gesamte restliche Welt kennt und der deshalb überall anzutreffen ist. Aus diesem Grund macht er es sehr leicht, zu übersehen, wie wort- und abwechslungsreich die englische Sprache gerade dann sein kann, wenn Umstände verflucht und Mitmenschen verabscheut werden - oder mit denselben Mitteln auf etwas außerordentlich Gutes oder Lustiges hingewiesen wird.

Ich hoffe, diese Kolumne konnte Ihnen ein paar sprachliche Inspirationen schenken, um Ihrem Ärger oder Ihrer Verwunderung kraftvoll Ausdruck zu verleihen. Falls Ihr Sprachzentrum noch aufnahmefähig ist, finden Sie hier noch ein paar Varianten für die folgenden vier Verwandten von "fuck", die Sie unbedingt abspeichern sollten:

  • "fucking" (verdammt als Adverb): "damn", "damned", "effing"; britisch: "bloddy", "bleeding", "flipping", "smegging", "sodding"; us-amerikanisch: "goddamn", "freaking", "frigging", "fricking".
  • "to fuck up" (Scheiße bauen): "to cock up", "to screw up", "to blunder", "to bungle", "to mess up".
  • "to fuck off" (abhauen): "to bugger off", "to piss off", "to eff off"; Verpiss Dich! Get lost! Drop dead! Beat it!; britisch: Bog off! Bugger off! Naff off!
  • "to be fucked" (völlig fertig, am Arsch sein): "to be shattered", "to be ruined", "to be dead in the water", "to be boned"; britisch: "to be buggered", "to be knackered".

Quelle: ntv.de

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