Unterhaltung

"Tatort" aus Ludwigshafen Arrivederci, Kopper!

Lena Odenthals (Ulrike Folkerts) Kumpelkollege wird fehlen.

Lena Odenthals (Ulrike Folkerts) Kumpelkollege wird fehlen.

(Foto: SWR/Roland Suso Richter)

Einer der dienstältesten Tatort-Ermittler tritt ab: Mario Kopper (Andreas Hoppe) zieht sich aus dem Krimi-Business zurück. Vorher aber bekommt er Besuch aus der Vergangenheit. Und der gute Kumpel von einst hat die Mafia im Schlepptau.

Wir schreiben den 6. Oktober 1996. Auf Platz eins der Charts sind die Spice Girls mit "Wannabe", Kerstin Elgers von Tennis-Borussia Berlin versenkt einen spektakulären Fallrückzieher zum 1:1-Endstand gegen Eintracht Rheine und verbucht damit ein "Tor des Monats" in spe, in Skandinavien herrscht Rockerkrieg. Am Abend läuft der erste Fall von Mario Kopper (Andreas Hoppe) als Assistent der Ludwigshafener Kommissarin Lena Odenthal (Ulrike Folkerts), die bereits seit 1989 im Dienst ist. "Der kalte Tod" ist ein Krimirätsel um einen charismatischen Pathologen und seine verschwundene Geliebte. Knapp über 9 Mio. Zuschauer sorgen für einen Marktanteil von 26 Prozent, "Schnittige Krimistory mit oft bösem Humor" urteilt TV Spielfilm. Für Hoppe/Kopper der Auftakt zu über zwei Dekaden Prime Time am Sonntagabend.

In seinem letzten Fall kommen seine sizilianischen Wurzeln noch einmal zum Tragen: Mario Kopper (Andreas Hoppe) beim Grappa mit Jugendfreund Sandro (Michele Cuciuffo).

In seinem letzten Fall kommen seine sizilianischen Wurzeln noch einmal zum Tragen: Mario Kopper (Andreas Hoppe) beim Grappa mit Jugendfreund Sandro (Michele Cuciuffo).

(Foto: SWR/Roland Suso Richter)

Super-Mario, Sizilianer, Auto-Fan, Spaghetti-Experte, Kollege, Kumpel, Katzen-Versorger und WG-Genosse - die Rollen des wuchtigen Mannes, der ein großes Herz mit krauser Denkerstirn verbindet, gestalten sich vielseitig und auch wenn es dann und wann nach mehr aussieht, was da zwischen ihm und der pragmatischen Vorgesetzten läuft: Die letzten Grenzen zwischen den beiden, sie fallen nicht.

Fürs Rätseln, ob das noch im Bereich des Möglichen sein könnte, bleiben nun nicht mehr als knappe 90 Minuten. Nach 57 Fällen in 22 Dienstjahren zieht sich Andreas Hoppe aus dem "Tatort" zurück. Der Abschied war schon seit Längerem angekündigt, Zeit genug also, dem guten Kopper ein schönes Farewell in seine Biografie zu schreiben. Autor Patrick Brunken hat sich zu diesem Anlass einen in letzter Konsequenz spielentscheidenden Besuch aus der Vergangenheit einfallen lassen.

Entfremdete Kollegen bleiben Einzelkämpfer

Sandro (Michele Cuciuffo), Koppers bester Kumpel aus Teenager-Tagen, taucht plötzlich auf und hat einiges an Ärger mitgebracht. Aus dem Wiedersehens-Grappa wird flugs eine Schießerei, an deren Ende es aus Koppers Dienstpistole schmaucht und ein Toter den Kachelfußboden der Pinte ziert. Die angejahrten Kumpels auf der Flucht, Kopper zwischen den Stühlen, Lena Odenthal auf der Suche nach dem Täter, den sie besser kennt, als ihr lieb ist - und in der U-Haft baumelt ein Kronzeuge an den Gitterstäben. Das sind, grob umrissen, die Koordinaten dieses letzten, von Roland Suso Richter in Szene gesetzten Abenteuers des Coppers Kopper.

Es hätte sicherlich einiges an Abschieds-Alternativen gegeben. Hoppe selbst etwa bedauerte jüngst in einem Interview, dass die sizilianischen Wurzeln seiner Figur über die Jahre durchaus etwas tiefergehend hätten auserzählt werden können. Diese Wurzeln fallen nun ein letztes Mal auf ihn zurück und wie schwerwiegend das wird, soll hier gar nicht gespoilert werden. Nur so viel: Gern hätten sich Odenthal und Kopper auf den letzten Metern, nach zunehmender Entfremdung in den vergangenen Jahren, wieder etwas näherkommen können.

Aber wer weiß, vielleicht hätte das auch gar nicht mehr so richtig ins Bild gepasst. Stattdessen bleiben die beiden vornehmlich in ihrer Spielhälfte und kämpfen sich als Solisten durch. Andreas Hoppe macht im wirklichen Leben als Teilzeit-Italiener weiter und veröffentlichte jüngst ein Buch mit sizilianischen Kochrezepten, Lena Odenthal wird sich vorerst allein weiter durchschlagen müssen, für die eigenwillige Ermittlerin keine unlösbare Aufgabe. Dennoch - ihr Kumpelkollege wird fehlen. Ciao, ciao, Kopper, es hat Spaß gemacht.

Quelle: ntv.de

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