Inhalte zu anstößig China zensiert ESC-Ausstrahlung
11.05.2018, 10:56 Uhr
Zwei Männer, die sich lieben auf der Bühne? - Das darf in China nicht ausgestrahlt werden.
(Foto: imago/ITAR-TASS)
Wer sich in China für die Halbfinals des Eurovision Song Contests interessiert, bekommt nicht alle Beiträge zu sehen. Die chinesischen Zensoren stufen die Auftritte zweier Nationen offenbar als gesetzeswidrig ein. Die Veranstalter reagieren rigoros.
Ein chinesischer Streaming-Dienst hat die irischen und albanischen Beiträge aus dem ersten Halbfinale des Eurovision Song Contests herausgeschnitten, weil diese angeblich anstößig waren. Außerdem wurde eine Regenbogenflagge im Publikum unkenntlich gemacht. Über den Vorfall berichten mehrere nationale und internationale Medien.
Der Streaming-Dienst MangoTV des chinesischen Staatssenders Hunan TV hatte das erste Halbfinale des Eurovision Song Contests mit einigen Stunden Verspätung ausgestrahlt. Auch in den Schnelldurchläufen kam Irland anschließend nicht vor.
Die European Broadcasting Union (EBU) verbot nach den Zensurmaßnahmen dem Streamingdienst Mango TV die Übertragung des Finales. "Das ist nicht vereinbar mit den Werten der EBU von Universalität und Inklusivität und unserer stolzen Tradition, Vielfalt durch Musik zu feiern", begründete die EBU in Genf ihre Entscheidung. Zunächst wurde die Zusammenarbeit mit Mango TV für dieses Jahr beendet.
In dem irischen Beitrag war ein verliebtes Männerpaar zu sehen, das miteinander tanzt und Händchen hält. Internationale Medien und ESC-Fan-Seiten führen die Zensur auf ein 2017 erlassenes Gesetz zurück, das in China homosexuelle Inhalte in Online-Videos verbietet. Aus diesem Grund haben die Chinesen offenbar auch eine Regenbogenflagge verpixelt, die während des schweizerischen Beitrags im Publikum geschwenkt wurde.
Der irische Sänger Ryan O'Shaughnessy begrüßte in der BBC die Reaktion des europäischen Senderverbands: "Liebe ist Liebe - egal, ob das zwei Typen sind, zwei Mädchen oder ein Typ und ein Mädchen. Deshalb denke ich, das ist eine sehr wichtige Entscheidung der EBU."
Tattoos dürfen nicht gezeigt werden
Neben Irland fehlte in der chinesischen Fassung des ESC-Halbfinales auch der Beitrag Albaniens. Dies hängt mutmaßlich damit zusammen, dass es seit Anfang des Jahres ein Verbot gibt, Tattoos im Fernsehen zu zeigen. Sogar Fußballer müssen seitdem Tätowierungen bei Spielen, die im TV übertragen werden, verdecken.
Es ist nicht das erste Mal, dass China ESC-Sendungen zensiert. Bereits 2013 hatte das damalige Staatsfernsehen CCTV einen Kuss zwischen zwei Frauen herausgeschnitten. Damals küsste die finnische Sängerin Krista Siegfrids zum Schluss ihres Liedes "Marry me" eine Mitsängerin.
Als Reaktion auf die Zensur hat die European Broadcasting Union EBU, die den Eurovision Song Contest ausrichtet, dem chinesischen Fernsehen die Ausstrahlungsrechte für das ESC-Finale am Samstag entzogen. Das Herausschneiden von Beiträgen sei "nicht konform mit unseren Werten von Gemeinschaftlichkeit und Inklusivität, unserer stolzen Tradition, Diversität in der Musik zu feiern", schreiben die Verantwortlichen in einer Erklärung. "Wir bedauern, dass wir augenblicklich unsere Partnerschaft mit dem Sender einstellen und sie haben keine Erlaubnis, das zweite Halbfinale oder das Finale zu zeigen."
Quelle: ntv.de, kpi