Autor bietet 100.000 Dollar Coelho will "The Interview" für sein Blog
19.12.2014, 07:22 Uhr
Paulo Coelho will den Drohungen etwas entgegensetzen.
(Foto: picture alliance / dpa)
Nach ominösen Warnungen legt Sony Pictures die Nordkorea-Satire "The Interview" in den Giftschrank. Für Autor Paulo Coelho eine Kapitulation vor dem Terrorismus. Deshalb will der Brasilianer den Film kaufen - und auf seiner Webseite veröffentlichen.
Nach dem Stopp der Nordkorea-Satire "The Interview" hat der brasilianische Autor Paulo Coelho dem Konzern Sony 100.000 Dollar (gut 81.000 Euro) für die Rechte an dem Film angeboten. "Ich möchte ihn kostenlos in meinem Blog veröffentlichen", twitterte Coelho. Er bat in seinem Eintrag die brasilianische Vertretung der Filmproduktionsfirma darum, mit ihm in Kontakt zu treten. Sony reagierte zunächst nicht öffentlich auf Coelhos Angebot.
Sony hatte die Veröffentlichung des Films nach mysteriösen Terrordrohungen von Hackern abgesagt. Der Konzern reagierte damit auf die Entscheidung mehrerer Kinoketten, den Film wegen der Drohungen nicht zu zeigen. In "The Interview" geht es um ein fiktives Mordkomplott des US-Geheimdienstes CIA gegen Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un.
Coelho sagte der Zeitung "O Globo" dazu, der Stopp des Films sei ein "furchtbarer Präzedenzfall". Die Entscheidung von Sony bedeute, "dass die Terroristen gewonnen haben". Die Hackergruppe Guardians of Peace (GOP) hatte eine ominöse Warnung ausgesprochen und an die Anschläge vom 11. September 2001 in den USA erinnert.
"Digitale Fußabdrücke" der Nordkoreaner
Das Weiße Haus erklärte, US-Präsident Barack Obama halte die Drohungen für eine "ernste Angelegenheit der nationalen Sicherheit". Obamas Sprecher Josh Earnest sagte, es werde eine "angemessene Reaktion" der US-Regierung geben.
US-Medien zufolge verdächtigen die Sicherheitsbehörden der USA eine auf Cyber-Attacken spezialisierte nordkoreanische Eliteeinheit, hinter den Vorfällen zu stecken. CNN berichtete unter Berufung auf Regierungskreise, "digitale Fußabdrücke" wiesen in das Land.
Earnest äußerte sich nicht zu dem Verdacht und sagte, er wolle die laufenden Ermittlungen der Bundespolizei FBI und des US-Justizministeriums nicht kommentieren. Anlass zur Sorge gebe aber, dass die Attacke von einem "fähigen Akteur" ausgeführt worden sei.
"USA haben Cyber-Krieg verloren"
Sony erklärte zu dem Verdacht, Pjöngjang selbst könne hinter den Drohungen stecken: "Wir wissen es nicht, aber es scheint so zu sein." Die Firma verteidigte zudem ihre Entscheidung, die Veröffentlichung des Streifens abgesagt zu haben. "Das hier ist sehr viel größer als wir", hieß es aus Unternehmenskreisen. Es handle sich um einen "Terrorakt" und der werde nicht auf die leichte Schulter genommen.
Sony erntete aber auch Kritik für den Schritt. Der US-Senator John McCain erklärte, die Entscheidung schaffe einen "beunruhigenden Präzedenzfall", der die Täter nur stärke und dazu ermutige, künftig die Cyber-Waffe noch aggressiver einzusetzen. McCains republikanischer Parteikollege Newt Gingrich twitterte von einer "sehr gefährlichen" Entwicklung. "Diese Woche haben die USA ihren ersten Cyber-Krieg verloren."
Quelle: ntv.de, jog/AFP/dpa