Unterhaltung

"Sing meinen Song" Das große Scheitern

"Das große Scheitern": Alec Völkel, Lena, Mark Forster, Moses Pelham, Stefanie Kloß, Gentleman, Michael Patrick Kelly, Sascha Vollmer (v.l.).

"Das große Scheitern": Alec Völkel, Lena, Mark Forster, Moses Pelham, Stefanie Kloß, Gentleman, Michael Patrick Kelly, Sascha Vollmer (v.l.).

Mit zittrigen Knien und Angstschweiß auf der Stirn stellen sich die "Tauschkonzert"-Kandidaten der Herausforderung "Moses Pelham". Doch die Hürde ist zu hoch.

Rapper, Songwriter, Produzent, Label-Boss, Autor: Moses Pelham hat in der diesjährigen "Tauschkonzert"-Staffel definitiv den größten und vielfältigsten Gabentisch am Start. Die Lichtgestalt des deutschen Soul-Pop bringt im schönen Südafrika nicht nur die mit Abstand meisten Pfunde auf die Waage, sondern wirft auch das meiste Know-how in die Runde.

Angefangen von der Entdeckung eines gewissen Xavier Naidoo, über das Säen der ersten Deutsch-Rap-Pflänzchen bis hin zum nationalen Titel "Godfather of Soulpop": Moses Pelhams musikalischer Briefkopf ist länger als der von allen anderen "Sing meinen Song"-Mitstreitern zusammen. Mit so viel Masse und Klasse auf dem Silbertablett muss der Abend eigentlich in einem einzigartigen musikalischen Feuerwerk der Superlative münden. Tut er aber nicht. Ganz im Gegenteil.

"Was immer es ist"

Liefert wie immer: Mark Forster.

Liefert wie immer: Mark Forster.

Einzig Mark Forster gelingt es, kurz vor dem Zapfenstreich ein kleines Klang-Ausrufezeichen zu setzen. Und das mit einer beschwingten Radio-Teddy-Version des Glashaus-Hits "Was immer es ist". Ein bisschen Kindergarten-Folk, eingestreute Trompeten-Tupfer und Forsters unverkennbarer "Rede-ich-noch-oder-sing-ich-schon?"-Gesangstil: Mehr braucht es nicht, um an diesem Abend die begehrte Ukulele für den "Song des Tages" überreicht zu bekommen.

Alle anderen werden natürlich auch geherzt und geknuddelt. Die Pelham-Brust ist schließlich breit. Aber so richtig Stimmung kommt nach dem nicht enden wollenden Schaulaufen der Hilflosigkeit nicht auf. Bereits das eröffnende, von den beiden BossHoss-Cowboys durch den näselnden Volbeat-meets-Rammstein-meets-James-Last-Reißwolf gedrehte "Höha, schnella, weita" lässt Freunde alter RHP-Erinnerungen in Schockstarre fallen. Vor Mark Forsters geistigem Auge galoppieren "Rodeorinder mit Feuerhörnern" in die Ferne. Daheim vor den TV-Geräten macht man lieber die Augen zu.

"Führ mich ins Licht"

Musikalischer Tausendsassa: Moses Pelham.

Musikalischer Tausendsassa: Moses Pelham.

Kann nur besser werden? Pustekuchen! Während sich Stefanie Kloß mit leblosem Yin-und-Yang-Poprock und schalem Bautzen-Rap ins künstlerische Niemandsland verabschiedet ("Eigentlich gut"), lässt Paddy Kelly mit gewohnt großen Gesten die Rampensau raus. Dumm nur, dass die alte Naidoo-Nummer "Führ mich ins Licht" so überhaupt keine Lust hat, Stadionluft zu schnuppern.

Kurz darauf zeigt Cassandra Steen allen Kandidaten, wie es gehen kann ("Gegen den Strom"). Scheinbar hört aber keiner richtig zu. Gentleman quält sich zwar aus seiner Reggae-Komfortzone. Aber Pelhams Schmerz-Ode "Mos Lied" mit chilligen Karibik-Vibes zu untermalen, geht dann doch eher nach hinten los.

"Du liebst mich nicht"

Aber Moses liebt sie alle. Nach jedem Sound-Offenbarungseid ist er der Erste, der Mund und Augen aufreißt. "Brutal geil", "Hammer", "toll": Moses ist heute dankbar für nichts. Sicher, alle geben sich Mühe. Lena schaltet für Moses sogar extra in den Stampf-Pop-mit-aufgesetzter-Attitüde-Modus ("Du liebst mich nicht").

Der Wille ist da, keine Frage. Aber die Last des Pelham-Schaffens wiegt einfach zu schwer auf den Schultern von eingefahrenen Hauptstadt-Sheriffs, schunkelnden Stadion-Choreografen und kleinen, plüschigen Duracell-Häschen mit zugekniffenen "Jetzt mach ich mal auf böse"-Äuglein.

Der arme Moses kann einem schon ganz schön leidtun. Da richtet man alles an, serviert genreübergreifende Juwelen auf dem Silbertablett und sieht sich am Ende mit einem trostlosen Danke!-Chor konfrontiert, der so viel Leidenschaft und Tiefgang entwickelt wie ein gängiger Fernsehgarten-Sonntagmorgen. Armer Big Daddy Mo!

Quelle: ntv.de

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