Showdown mit Rubin und Karow Der Berliner "Tatort" im Schnellcheck
11.12.2016, 21:47 Uhr
Hauptkommissarin Nina Rubin (Meret Becker) und Anna Feil (Carolyn Genzkow) hören über Handy Hilfeschreie.
(Foto: dpa)
Ein auf Breite angelegter Vierteiler sollte es werden: Mit "Dunkelfeld" findet der XL-Tatort nun nach bald zwei Jahren ein Ende. Schade, dass ausgerechnet der Showdown zum lauen Lüftchen wird, da nützt auch die härteste Folter wenig.
Das Szenario
Endlich soll es gelöst werden, das Rätsel, das Komplott, die Verschwörung rund um die Ermordung von Gregor Maihack (Roberto Thoenelt). Der Polizist war einst Partner von Robert Karow (Mark Waschke). Die Todesumstände bei jenem verdeckten Einsatz mit tödlichem Ausgang wurden nie geklärt, Karow selbst wird verdächtigt, den Kollegen, mit dessen Frau Christine (Ursina Lardi) er zudem ein Verhältnis hatte, aus dem Weg geräumt zu haben. Endlich findet sich nun, im vierten Teil der 2015 begonnenen Cop-Saga in vier Episoden, ein Kronzeuge, der Karow entlasten kann. Dumm nur, dass dem redebereiten Andi Berger (Robert Gallinowski), eine letzte Kippe am offenen (!) Polizeiwagen-Fenster schmauchend, von einem Motorrad aus das Lebenslicht ausgepustet wird. Ist also nix mit Entlastung, und bis sich der Mordverdacht in Wohlgefallen auflöst und schließlich die Handschellen um die Gelenke des korrupten Staatsanwalts Hemrich (Holger Handtke) zuschnappen, müssen Karow, angefoltert auf einer Großbaustelle, und Partnerin Nina Rubin (Meret Becker), die Bar Mitzwah ihres jüngeren Sohnes verpassend, einiges durchstehen.
Die eigentliche Botschaft
Das Übliche: Alle haben Dreck am Stecken. Und als Bulle sind praktisch alle gegen dich. Deine Geliebte dreht dir im Notfall den Hals um. Der Staatsanwalt ist noch zwielichtiger, als er aussieht und wenn der Kronzeuge schon mal auspacken will, kann man davon ausgehen, dass ihm der Blick bricht, bevor er den Mund aufmacht. Ein Licht in dunkler Nacht: Deine Partnerin, die den wichtigsten Tag im jungen Leben ihres Sohnes verpasst, um dir den Arsch zu retten.
Darüber wird in der Mittagspause geredet
Möglicherweise darüber, wie ein durchaus gelungener, dreiteiliger Built-up im Finale schließlich zu einer derart wortlastigen, plotverkümmerten Nullnummer werden kann. Die Besetzung von Waschke und Becker über die chronisch sehenswerte Lardi bis zu den herrlich asigen Gallinowski und Zint ist superb. Das letzte Kapitel des Komplott-Vierteilers um den mordverdächtigen Bullen wirkt über Längen jedoch wie auf den letzten Drücker, parallel zur Drehzeit, ausgedacht. Ob im Auto, auf der Baustelle, im Grünen oder sonstwo - während dem Drama um das verschwundene Video nicht ein unerwarteter Aspekt hinzugefügt werden kann, sind die blutarmen Dialoge auf Länge so fordernd wie Farbe, der man beim Trocknen zuschaut.
Der Plausibilitätsfaktor
Reduziert man die etwas zerdehnte Geschichte auf die Essenz, dann ist die Plausibilität genre-spezifisch ebenso hoch wie überdauert: Wenn Entlastungsvideos verschwinden, hat ganz sicher der gute, alte Filz damit zu tun. Und Staatsanwälten traut man nicht.
Die Bewertung
5 von 10 Punkten. Der "Versuch Vierteiler" startete stark und ließ am Ende leider ebenso nach. Für Rubin und Karow geht, und das ist mit Blick auf das Potenzial des Duos die gute Nachricht, der Dienst in der Hauptstadt weiter.
Quelle: ntv.de