Borowski im Haus der Geister Der Kieler "Tatort" im Schnellcheck
02.09.2018, 21:45 Uhr
Der alte Mann und das Meer? Naja, immerhin trägt Borowski angesagtes Gelb!
(Foto: NDR/Christine Schroeder)
Auf einem alten Landsitz bekommt es Klaus Borowski nicht nur mit den Gespenstern seiner Vergangenheit zu tun, in dem Gemäuer scheint es tatsächlich zu spuken. Verstärkung tut not - und die naht in Gestalt von Sibel Kekillis Nachfolgerin.
Das Szenario
Dass Borowski (Axel Milberg) Patenonkel ist, dürfte nicht nur für den Zuschauer neu sein, auch dem Kommissar ist es wohl irgendwie entfallen. Über vier Jahre hat er sich nicht bei Grete (Emma Mathilde Floßmann) gemeldet, umso überraschender, dass ihn plötzlich ein Brief von ihr erreicht, darin ein etwas rätselhafter Hilferuf. So macht Borowski sich auf den Weg zur Familie Voigt, wo es ein Wiedersehen mit einem nicht unbelasteten Teil seiner Vergangenheit gibt. Gretes Vater, gespielt von Thomas Loibl, war einst mit Gabrielle Borowski (Heike Trinker), der Ex des Kommissars, zusammen, seine spätere Ehefrau ist seit Jahren spurlos verschwunden. Gretes Schwester Sinja (Mercedes Müller) scheint ein düsteres Geheimnis zu haben, ihre Mutter, Voigts aktuelle Gemahlin Anna (Karoline Schuch), hat offenkundig psychische Probleme. Im Schlaf wird sie von Nachtmahren heimgesucht, deren Ursprung lange nicht klar ist: Sind es ihre Träume, versucht jemand aus der Familie die unerwünschte Neue an Vaters Seite womöglich in den Wahnsinn zu treiben - oder spukt es am Ende auf dem ebenso malerisch wie einsam gelegenen Landsitz? Borowski macht sich daran, das Geheimnis zu entschlüsseln, gibt sich gar einer Seance mit den Damen hin - und kann froh sein, dass seine neue Kollegin um einiges bodenständiger und agiler daherkommt, als der latent angejahrte Kieler Columbo.
Die eigentliche Botschaft
Auch an der Kieler Förde kann man sich gruseln. Man sollte mal wieder Fischbrötchen essen. Und Frischhaltefolie ist für Stullen, Käse und Hähnchenreste da.
Darüber wird in der Mittagspause geredet
Vielleicht darüber, wie gut dem Borowski doch mal ein paar blumige Farben stehen. Oder dass die krude Dinnertafel auf dem weiten Grün des Voigt-Landsitzes eine Stimmung ausstrahlte, als hätte Lars von Trier einen Spot für Lätta-Margarine gedreht.
Der Plausibilitätsfaktor
Kaum vorhanden - das Geisterhaus soll für Gänsehaut sorgen, die Zerrüttung der Familie dient mehr dem dezenten Horror-Entertainment, denn dem Willen, hier ein nuancenreiches Porträt des Voigt-Clans zu entspinnen. Selbst die Einführung von Borowskis neuem Sidekick Mila Sahin (Almila Bagriacik), samt Sandsack-Installation in ihrem Büro, gerät derart over the Top, wie es die vielversprechende neue Personalie im Borowski-Kosmos eigentlich gar nicht nötig gehabt hätte.
Die Bewertung
7 von 10 Punkten. Sieht man von den bisweilen gespenstisch steifen Dialogen einmal ab, ein über weite Strecke vor allem optisch ansprechender Softhorror mit einem tänzelnden Borowski nebst neuer Kollegin.
Quelle: ntv.de