Unterhaltung

Weihnachten mit Batic und Leitmayr Der Münchner "Tatort" im Schnellcheck

Tida Dablika (Mathilde Bundschuh) und ihre Schwester Anuscha (Cosmina Stratan) sind Teil des Geschäfts.

Tida Dablika (Mathilde Bundschuh) und ihre Schwester Anuscha (Cosmina Stratan) sind Teil des Geschäfts.

(Foto: dpa)

"Entweder, oder?" ist die Frage: Etwas Praktisches oder ein Buch? Schlips oder Rasierwasser? Fisch oder Gans? Beides geht nicht. Eine Erfahrung, die der Zuschauer auch mit dem Tatort machen musste. Tragödie und Buddy Movie? Läuft nicht.

Das Szenario

Im Präsidium wird vorweihnachtlich geträllert, Batic (Miroslav Nemec) und Leitmayr (Udo Wachtveitl) ergehen sich derweil in Frotzeleien um Weihnachtsbraten und Geschenkpapier. Auf den Straßen Münchens geht es nicht so santa-selig zu. Die osteuropäischen Bettler-Kolonnen bevölkern die Fußgängerzonen, um mit erflehtem Kleingeld ihren sklaventreibenden Hintermännern die Kassen zu füllen. Tida Dablika (Mathilde Bundschuh) und ihre Schwester Anuscha (Cosmina Stratan) sind Teil des Geschäfts. Als Tidas Kind, viel zu früh und im Gewühl der Großstadt, zur Welt kommt, gerät die Welt der beiden vollends aus den Fugen. Der neugeborene Junge stirbt, seine Leiche wird in einer Kirche abgelegt. Batic und Leitmayr übernehmen den Fall, relativ zügig führt sie die Spur in jene Parallelwelt am Rande der Stadt, in der der finstere Radu Stelica (Florin Piersic jr.) das Kommando über den Tross von Bettelsklaven führt. Während das Kommissars-Duo sich in Privatfehden, Midlife-Albernheiten und Weihnachtsstimmungsvermeidung ergeht, folgt die Geschichte den rumänischen Schwestern und ihrem finsterem Los.

Die eigentliche Botschaft

Bloß nicht zu viele Gefühle, Alter!!

Bloß nicht zu viele Gefühle, Alter!!

(Foto: dpa)

Von Hamburg bis München gleichen sich die Bilder. Vor dem Weihnachtsfest erhöht sich die Zahl der Bettler noch einmal deutlich, einen großen Anteil stellen die organisierten Gruppen aus Osteuropa. Ein Phänomen, das Autorin Dinah Marte Golch als Hintergrund für ihre Weihnachtstragödie "Klingelingeling" nimmt und dem Zuschauer vor Augen hält, welche Schicksale sich hinter den immer gleich bekritzelten Pappschildern und ihren Besitzern verbergen - eine gut funktionierende Maschinerie, die das Elend der eigenen Leute und das soziale Gewissen der großstädtischen Passanten ausnutzt, um Kasse zu machen.

Darüber wird in der Mittagspause geredet

Zum Beispiel darüber, ob Polizeikommissare nach zu vielen Dienstjahren tatsächlich so abgerockt sind, dass sie sich im Angesichts eines Babysarges fragen, ob es dieses Jahr noch schneit. "Männer können seine Gefühle nicht zeigen", hieß es einst bei den Hamburger Rappern von Fischmob. Batic und Leitmayr kommen wie die Personifizierung dieser These daher. Irgendwie ahnen die beiden schon, dass das Herz für mehr taugt als den Apparat in Gang zu halten, aber wenn es hart auf hart kommt, muss  selbstgebrannter Obstler für ein wenig Wärme im Brustkorb sorgen.

Der Plausibilitätsfaktor

Die Bettlerclans gibt es, das Phänomen ist bekannt, insbesondere in der Vorweihnachtszeit geht man in deutschen Großstädten kaum zehn Schritte, ohne einen Bettler mit Pappschild zu passieren. Eine Geschichte, ein vorweihnachtlicher "Tatort" also mit der passgenauen Kombi aus aktueller Lage und Sendetermin. Völlig unplausibel jedoch, wie der in sich stimmige und mit den Schauspielerinnen Mathilde Bundschuh und Cosmina Stratan schmerzhaft gut besetzte, rumänische Teil der Geschichte mit dem flachen Humor des Münchner Kommissariats verdrahtet wurde.

Die Bewertung

4 von 10 Punkten. Ein "Tatort", der einiges gewonnen hätte und deutlicher ausbalancierter dahergekommen wäre, hätte man die beiden Kommissare bereits vorher in den verdienten Weihnachtsurlaub geschickt.

Quelle: ntv.de

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