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Absturz kurz vorm 75. Geburtstag Gérard Depardieu - gefeiert und gemieden

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Gérard Depardieu wird am 27. Dezember 75 Jahre alt. Mit seinem Großmaul und seinem impulsiven Spiel wurde der Schauspieler weltberühmt.

Gérard Depardieu wird am 27. Dezember 75 Jahre alt. Mit seinem Großmaul und seinem impulsiven Spiel wurde der Schauspieler weltberühmt.

(Foto: picture alliance /)

Gérard Depardieu ist einer der größten Schauspieler Frankreichs, hat mit den bekanntesten Regisseuren gedreht, ist in über 200 Filmen zu sehen. Doch nun, da er 75 wird, häufen sich die Skandale und Anschuldigungen, sein Ansehen ist im Sinkflug. Für seine Rüpelhaftigkeit ist er allerdings schon immer bekannt.

Sondersendungen, Galas, Retrospektiven seiner beliebtesten Filme - all dies wäre zu erwarten gewesen, wenn einer der bekanntesten französischen Schauspieler 75 Jahre alt wird. Doch Gérard Depardieu, der am 27. Dezember Geburtstag hat, befindet sich in der öffentlichen Meinung im steilen Sinkflug, seit mehr und mehr Vorwürfe sexueller Gewalt gegen ihn bekannt werden. Er weist diese Vorwürfe zurück.

"Der Mann ist finster, aber der Schauspieler ist überragend", sagte Catherine Deneuve einmal über Depardieu. Sie spielte 1980 in "Die letzte Metro" von François Truffaut an seiner Seite - der erste Film, für den Depardieu mit dem Filmpreis César ausgezeichnet wurde. Ungehobelt, anrührend, exzessiv - mit seinem Großmaul und seinem impulsiven Spiel wurde Depardieu weltberühmt.

Er arbeitete mit den bekanntesten Regisseuren und Schauspielerinnen Frankreichs zusammen und kommt auf mehr als 200 Filme. Darin verkörperte er den wortstarken Cyrano de Bergerac ebenso brillant wie einen abgehalfterten Schlagersänger, einen Schlachthofarbeiter oder einen Alzheimer-Patienten. Im Gedächtnis bleiben nicht zuletzt seine Auftritte als Obelix, für die er wegen seiner kulinarischen Leidenschaft längst die passende Körperfülle erreicht hatte.

Klassische Aufsteigergeschichte

Seine Karriere ist eine klassische Aufsteigergeschichte: Depardieu wuchs in einer Arbeiterfamilie auf, der Vater war Alkoholiker. Als Kind stotterte er, verließ mit 13 die Schule, jobbte unter anderem als Strichjunge, wie er in seiner Autobiografie berichtete. Schließlich kam er über einen Freund zum Theater, das ihm die Chance seines Lebens bot.

Wegen seines immensen Schauspieltalents wurde ihm sein rüpelhaftes und sexistisches Auftreten immer wieder verziehen. Depardieu hat seit Jahren ein Alkoholproblem, was nicht nur zu vielen unschönen Szenen, sondern auch zu Verkehrsunfällen geführt hat. Er bekannte einmal, er trinke bis zu 14 Flaschen am Tag - von Champagner bis Wodka. Zu seinen Tiefpunkten zählte eine öffentliche Pinkelpause im Gang eines Flugzeugs, als die Maschine bereits auf der Startbahn stand.

Kritik an Nähe zu Russland

Seine Steuerflucht nach Belgien, die Annahme der russischen Staatsbürgerschaft und die Nähe zu Russlands Präsident Wladimir Putin und weiteren zweifelhaften Machthabern der Region ließen seinen Stern weiter sinken.

Depardieu meldete 2018 einen Wohnsitz im sibirischen Nowosibirsk an und vertrieb dort Lebensmittel mit einem Porträt von sich aus jüngeren Jahren. Mit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine distanzierte sich Depardieu vorsichtig von Moskau. Die Einnahmen eines ungewöhnlichen Auftritts als Sänger der Chansons von Barbara spendete er für ukrainische Kinder.

Depardieu hat selbst vier Kinder aus drei Beziehungen anerkannt. Im Jahr 2008 musste er den Tod seines ebenfalls schauspielernden Sohnes Guillaume verkraften, der an den Spätfolgen eines Motorradunfalls starb. In seinem Buch "Ailleurs" (Anderswo) bekannte Gérard Depardieu: "Ich bin manchmal ein Unschuldiger, manchmal ein Monster. Alles dazwischen interessiert mich nicht."

Vergewaltigungsvorwürfe weist er zurück

Im vergangenen Oktober äußerte er sich erstmals zu den Vergewaltigungsvorwürfen gegen ihn. "Ich habe absolut niemals eine Frau missbraucht", versicherte er. Der Klägerin Charlotte Arnould hielt er entgegen, sich ihm aus freien Stücken hingegeben zu haben. "Wenn sie unter Zwang stand, dann unter ihrem eigenen Zwang", bemerkte er dazu.

Seitdem reichte noch eine französische Schauspielerin Klage gegen Depardieu wegen sexueller Übergriffe ein. So machte auch die spanische Journalistin Ruth Baza öffentlich, dass sie in ihrer Heimat eine Anzeige gegen den französischen Filmstar wegen Vergewaltigung eingereicht habe. Beide Fälle sind vermutlich verjährt, aber beide Frauen wollen damit ausdrücklich andere mutmaßliche Opfer ermutigen, die Justiz einzuschalten.

"Schande für Frankreich"

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Ein kürzlich ausgestrahlter Dokumentarfilm, der Depardieu auf einer Drehreise in Nordkorea zeigt, tat das Übrige, den Ruf des Schauspielers massiv zu schädigen. Depardieu zeigte sich dort dermaßen vulgär und sexistisch, insbesondere gegenüber seiner jungen Übersetzerin, dass die französische Kulturministerin Rima Abdul Malak von einer "Schande für Frankreich" sprach.

Sie leitete inzwischen Depardieus Ausschluss aus der Ehrenlegion ein. Fast noch sinnfälliger für seinen Absturz ist die Entfernung seiner Statue aus dem Pariser Wachsfigurenkabinett - gut eine Woche vor seinem besonderen Geburtstag. Als Grund dafür nannte das Musée Grévin die negativen Reaktionen des Publikums.

Quelle: ntv.de, Ulrike Koltermann, AFP

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