Louis C.K. und Marilyn Manson Grammy-Gewinner lösen Empörung aus
05.04.2022, 14:52 Uhr
Gehörte einst zu den beliebtesten Stand-up-Comedians der USA: Louis C.K.
(Foto: imago images/ZUMA Wire)
Seit er 2017 zugegeben hat, mehrere Frauen sexuell belästigt zu haben, gilt Louis C.K. als gecancelt. Nun gewinnt der US-Komiker jedoch einen Grammy für das beste Comedy-Album. Die Reaktionen auf seinen Sieg lassen nicht lange auf sich warten.
Seit im Jahr 2017 diverse Belästigungsvorwürfe gegen Louis C.K. öffentlich gemacht wurden, ist es still geworden um den US-Comedian. Wie die "New York Times" damals berichtete, soll er bei mindestens fünf Frauen, bei denen es sich wohl um Kolleginnen handelte, übergriffig geworden sein und vor ihnen masturbiert haben. Obwohl der Komiker die Vorwürfe später einräumte und sich reumütig zeigte, wurden mehrere geplante Filme und Comedy-Touren mit ihm abgesagt. Seitdem gilt er als "gecancelt".
Dass der 54-Jährige nun am Sonntag trotz seiner Vergehen zu den Gewinnern bei den Grammy Awards zählte, stößt vielen Zuschauern sauer auf. Obwohl seine Kategorie nicht im Fernsehen übertragen wurde, setzte er sich bei "Bestes Comedy-Album" gegen Mitstreiterinnen und Mitstreiter wie Chelsea Handler, Kevin Hart, Lewis Black, Nate Bargatze und Lavell Crawford durch und wurde für sein Programm "Sincerly Louis C.K." ausgezeichnet.
Im Internet empören sich nun viele Menschen - insbesondere Frauen - darüber, dass die sogenannte "Cancel-Kultur" offenbar nicht für weiße Männer gelte. Dafür wurden an einigen Stellen auch Parallelen zu den Folgen für Will Smiths Ausraster bei der Oscarverleihung gezogen.
"Louis C.K. hat gerade einen verdammten Grammy gewonnen, während ihr entweder nach Will Smiths Kopf ruft oder über die Cancel-Kultur heult. Es gibt keine Konsequenzen für weiße Cishet-Männer", schrieb eine Kritikerin etwa. Der Begriff "Cishet" ist eine Mischung aus "Cis" - Menschen, deren Geschlechtsidentität mit dem Geschlecht übereinstimmt, das ihnen bei ihrer Geburt anhand ihrer Genitalien zugeschrieben wurde - und "Hetero".
"Wie kommt es, dass Louis C.K. nicht aus der Recording Academy austreten musste, nachdem er einem Haufen Frauen ohne Zustimmung seinen Schwanz zeigte?", fragte die Journalistin Mey Rude ebenfalls mit Bezug auf Will Smith, der nach dem Oscar-Zwischenfall aus der Schauspielakademie ausgetreten war.
"Louis C.K. hat gerade einen Grammy gewonnen, also möchte ich kein Gejammer mehr über die Cancel-Kultur hören", twitterte eine weitere Zuschauerin. "Männer können Frauen sexuell ausbeuten, die Karriere und das Selbstvertrauen der Opfer können zerstört werden, alles kann an die Öffentlichkeit kommen - und es wird immer noch keine wirklichen Konsequenzen geben."
"Ich frage mich, ob sich die Karrieren der Komikerinnen, die Louis C.K. gezwungen hat, ihm beim Masturbieren zuzusehen - die angeblich von C.K.s Manager bedroht wurden - von dem Stigma erholt haben", schrieb die Journalistin Moira Donegan. "Louis C.K.s eigene Karriere scheint sich sehr gut erholt zu haben."
Ein weiterer Beobachter, US-Anwalt Max Kennerly, störte sich zudem daran, dass der Comedian die Belästigungsvorwürfe gegen ihn nun als "sexuelle Vorliebe" abtue und sich damit als Opfer darstelle. Denn in seinem Programm "suggeriert Louis C.K., dass er Sympathien verdient, 'weil jeder meine Vorliebe kennt'", twitterte Kennerly. Es gebe "keinen Grund für die Akademie, ihm diese Auszeichnung zu verleihen, außer die Nachricht zu senden, dass er nichts falsch gemacht hat."
In "Sincerely Louis C.K." hatte der Comedian den Menschen im Publikum gesagt, wie glücklich sie sich darüber schätzen könnten, dass ihre sexuellen Präferenzen ihre private Angelegenheit seien. "Jeder kennt meine verdammte Vorliebe jetzt. Obama kennt meine Vorliebe - versteht ihr, wie sich das anfühlt?", fragte er unter anderem.
Doch Louis C.K. ist nicht der einzige Grammy-Gewinner, an dem sich viele Fans stören. In der Kritik steht auch das Lied "Jail" von Kanye West, das in Kooperation mit Marilyn Manson entstand. Mehrere Frauen, darunter die Schauspielerinnen Evan Rachel Wood und Esmé Bianco, werfen dem Schockrocker psychischen und sexuellen Missbrauch vor.
"Louis C.K. hat einen Grammy für das beste Comedy-Album gewonnen, und der Grammy für den besten Rap-Song ging an Kanye Wests 'Jail' mit Marilyn Manson", hieß es etwa. "Es gibt keine Cancel-Kultur, wenn Männer Frauen missbrauchen. Wenn Weinstein nicht im Gefängnis säße, würde er wahrscheinlich schon wieder Filme produzieren." Der ehemalige Hollywood-Produzent Harvey Weinstein sitzt derzeit eine Haftstrafe wegen Vergewaltigung in mehreren Fällen ab.
Quelle: ntv.de, lpe