Guildo hat euch nicht lieb Horn kritisiert ESC-Entscheidung
20.11.2015, 11:30 Uhr
Bei der ARD piept's wohl: Guildo Horn.
(Foto: imago stock&people)
Der Verzicht auf einen Vorentscheid und die Nominierung Xavier Naidoos für den kommenden Eurovision Song Contest schlägt weiter hohe Wellen. Auch Guildo Horn bemängelt das Vorgehen der ARD: "Das ist ja noch schlimmer als in dunkelsten Siegel-Zeiten."
"Piep Piep Piep - Guildo hat euch lieb" - Fans des Eurovision Song Contests (ESC) denken noch heute verzückt daran, wie Guildo Horn 1998 durch die Arena in Birmingham geturnt ist und die Show gerockt hat. Horn hatte sich damals in einem nationalen Vorentscheid für den Gesangswettbewerb qualifiziert. Dass die ARD diesmal die Zuschauer außen vor lassen will und Xavier Naidoo direkt für den kommenden ESC in Stockholm nominiert hat, löst bei dem Nussecken-Liebhaber nun wenig liebevolle Gefühle aus.
"Nicht das Wichtigste in diesen Zeiten, aber mich nervt's trotzdem", schreibt Horn auf seiner Facebook-Seite. "Wie einfach ist das denn? Für mich war und ist der ESC immer ein freier, demokratischer Wettbewerb gewesen, seit 1998 wieder offen für Jeden. Das Ganze wird doch von unseren GEZ Gebühren bezahlt! Das ist ja noch schlimmer als in dunkelsten Siegel Zeiten. Herzlichen Glückwunsch dem NDR! Wirklich sehr innovativ!", übt der 52-Jährige mit ironischen Worten Kritik am Vorgehen der ARD.
In einem Interview legt Horn noch einmal nach. Die "B.Z." zitiert ihn mit den Worten: "Das ist so ziemlich die unkreativste Idee, von der ich je gehört habe. Xavier nur dann, wenn wir auch die Bühnengarderobe und die Frisur bestimmen dürfen. So ein bisschen Mitspracherecht möchte ich dann doch haben." Zu der Diskussion um die politischen Positionen Naidoos, wegen derer andere die ARD-Entscheidung für untragbar halten, äußert sich Horn indes nicht.
Beistand von Ralph Siegel
Ausgerechnet Ralph Siegel steht dem Schlagersänger bei seiner Kritik bei. "Ich finde es nicht gut, dass die ARD keinen deutschen Vorentscheid veranstaltet, bei der auch der Nachwuchs eine Chance hätte, so wie man es früher immer sehr erfolgreich gemacht hat", sagte der Komponist dem "Focus". Angesprochen auf Naidoos umstrittenen Auftritt vor rechtspopulistischen "Reichsbürgern" im vergangenen Jahr erklärte Siegel indes: "Das kann ich nicht beurteilen. Ich kenne ihn nur als Künstler und seine Leistung als Künstler finde ich super. Wissen Sie, ich glaube, dass Xavier Naidoo bestimmt auch kein einfaches Leben hatte. Er wird wie viele andere Menschen mit dunkler Hautfarbe einige schwere Erfahrungen gemacht haben." Naidoos politische Äußerungen sollten deshalb in der Diskussion um seine Nominierung außen vor bleiben, so Siegel.
Auch ARD-Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber konterte noch einmal die heftige Kritik, die sich über den Senderverbund ergießt, seit die Entscheidung für Naidoo verkündet wurde. "Dass Xavier Naidoo polarisiert, wussten wir. Die Frage ist, ob alle Hassäußerungen, die es in den sozialen Netzwerken gibt, eine sachliche Grundlage haben", erklärt Schreiber. Tatsächlich stehe der Sänger mit "Toleranz allen Lebensentwürfen gegenüber, die es in dieser Republik gibt". Er habe die Resolution für die Gleichstellung der gleichgeschlechtlichen Ehe ebenso unterschrieben, wie er sich für die deutsch-israelische Freundschaft einsetze. "Hat Xavier Naidoo keine Fehler in seinem Leben gemacht? Sicher hat er - wie wir alle - nicht nur in jedem Moment alles richtig gemacht", so Schreiber.
Mitsprache beim Song
Auch den Verzicht auf einen Vorentscheid rechtfertigt der ARD-Mann: "Für uns war es wichtig, mit jemandem anzutreten, der über eine hervorragende Bühnenpräsenz verfügt, der ein sehr guter Sänger ist und der mit uns auf die Suche nach einem Lied geht - und bei dem das Lied nicht von vornherein feststeht, weil es die neue Single ist." Zudem habe das Publikum ja ein Mitspracherecht beim Song, den Naidoo in Stockholm singen werde.
Xavier Naidoo ist mit mehr als fünf Millionen verkauften Tonträgern einer der erfolgreichsten Sänger in Deutschland. In den vergangenen Jahren sorgte er jedoch auch mit fragwürdigen politischen Äußerungen und kruden Verschwörungstheorien für Aufsehen. Bestimmte Songtexte brachten ihm zudem Vorwürfe ein, er sei homophob und antisemitisch. Naidoo bestreitet dies.
Quelle: ntv.de, vpr/dpa