Vom Disco-Tänzer zum Killer Kuck mal, der Travolta wird 60!
18.02.2014, 12:34 Uhr
Ein bisschen zu dunkel, das Haar - aber das macht nichts bei John Travolta.
(Foto: dpa)
In den 70ern war er der "Disco-Prinz". Ende der 80er wurde er Stiefvater eines sprechenden Babys. In den 90ern tötete und tanzte er sich als Vincent Vega durch "Pulp Fiction". Hollywood-Star John Travolta ist ein Mann mit vielen Gesichtern.
Tony ist jung, hat Feuer im Blut und sieht rattensc harf aus. Seine Arme locker hin und her schwingend, tippelt er, den Ladys auf ihre Hinterteile schauend, leger durch die Straßen von New York City. Nie wieder hat ein Schauspieler so cool und lässig einen Eimer Farbe getragen wie John Travolta in der Eröffnungsszene seines Welterfolges "Saturday Night Fever" aus dem Jahre 1977. Der Streifen über den Angestellten Tony Manero, der die Woche über in einem Farbengeschäft in Brooklyn arbeitet und am Samstagabend in einer Disco zum Party-Animal und König des Dancefloors mutiert, war Travoltas Ticket zum Hollywood-Star der 70er. Der junge Schauspieler aus New Jersey wurde mit dieser Rolle über Nacht zum Sexsymbol.
Die Discowelle erreichte mit dem Tanz-Kult-Film ihren Zenit. Im Sound der britischen Popband Bee Gees ("Stayin' Alive"/"How Deep Is Your Love") breitete sich das "Saturday Night"-Fieber über den Globus aus. Jeder, der in den 70ern und frühen 80ern was auf sich hielt, versuchte wenigstens einen Travolta-Dance-Move aufs Parkett zu legen, wenn er am Wochenende mit Freunden schwofen ging. Travoltas Darstellung des Tony Manero wurde zum tanzenden Vorbild der Disco-Szene.
Mit dem Filmmusical "Grease" (1978) legte der Hollywoodstar die nächste filmische Tanznummer gleich hinterher. Erneut war der Erfolg enorm. Der Soundtrack zum 50er-Jahre-Trash nistete sich in den US-amerikanischen und europäischen Charts ein. Der Filmsong "You're the One That I Want", den Travolta in Kombination mit seiner Filmkollegin Olivia Newton-John trällerte, wurde zum Welthit. Die Discolegende war ganz oben angekommen. Doch dann begann der Sinkflug.
Sprechende Babys und Fußmassagen
Mit 26 Jahren hatte John Travolta seine erste berufliche Blütezeit bereits überschritten. Das Kinopublikum begann zu Beginn der 80er Jahre einen großen Bogen um seine Filme zu machen. Einerseits wollte niemand den Schauspieler in anderen Rollen sehen, andererseits legte die Fortsetzung von "Saturday Night Fever", "Staying Alive" (1983), von Actionstar, Drehbuchautor und Regisseur Sylvester Stallone eine gnadenlose Bruchlandung an den Kinokassen hin.
Der 1954 in Englewood, New Jersey/USA, geborene Travolta ist extrem wandelbar, wie sich im weiteren Verlauf seiner Karriere zeigen sollte. Gesichter, die in Hollywood an feste Rollentypen gekettet sind, haben einen schweren Stand. "Star Wars"-Legende Mark Hamill wird der ewige Luke Skywalker bleiben und auch Daniel "Harry Potter" Radcliffe wird es in Zukunft schwer haben, sich von seinem zaubernden Alter Ego zu lösen. Travolta war nun mal die "Disco-Dance-Machine" und Disco war Mitte der 80er so was von verdammt out. Das Ende seiner Hollywood-Karriere schien somit besiegelt.
Mikey, das aus dem Off quasselnde Baby in "Kuck mal, wer da spricht!" (1989), bescherte dem in Vergessenheit geratenen Travolta zu Beginn der 90er-Jahre eine kleine Erfolgskurve nach oben. Als in der zweiten "Kuck mal"-Fortsetzung 1993 aber auch noch die Hunde anfingen zu sprechen, schien Travoltas Hollywood-Stern endgültig verglüht zu sein. Aber dieser Umstand wurde von Regietalent Quentin Tarantino, als er Travolta in seiner schrägen Gangsterkomödie "Pulp Fiction" (1994) mit Filmpartner Samuel L. Jackson über Fußmassagen für Männer palavern ließ, Lügen gestraft.
"Oh Mann, ich hab Marvin ins Gesicht geschossen!"
Die Verkörperung des Auftragskillers Vincent Vega in "Pulp Fiction" war eines der spektakulärsten Hollywood-Comebacks aller Zeiten und sollte Travolta seinen endgültigen Sitz im Film-Olymp sichern. Die Diskussionen zwischen den Gaunern Vega (Travolta) und Jules Winnfield (Samuel L. Jackson) über einen Royal mit Käse, das metrische System und eine versehentliche Hirnrichtung in einem Auto sind Kino-Geschichte. Travolta bekam mit seiner leicht schmierigen und beeindruckenden Darbietung, nach "Saturday Night Fever", die zweite Oscar-Nominierung. Von nun an konnte er sich seine Rollen aussuchen. Sein Name hatte in Hollywood wieder Gewicht.
Mit der Verfilmung des Romans "Battlefield Earth" von Scientology-Gründer L. Ron Hubbard stellte sich Travolta im Jahr 2000 selbst ein Bein. Das von ihm mitproduzierte Machwerk ging als einer der größten Flops in die Annalen Hollywoods ein. Filmkritiker sehen in dem Streifen einen der schlechtesten Filme, der je sein Licht auf eine Leinwand warf.
Von solchen Fehltritten erholt sich der Hollywood-Star, indem er sich ins Cockpit einer seiner fünf Flugmaschinen schmeißt, um sich den Kopf über den Wolken wieder frei zu machen. Die hauseigene Landebahn auf seinem Anwesen dürfte ihm dabei ganz gelegen kommen. Denn neben der Schauspielerei ist das Fliegen immer schon eine große Leidenschaft Travoltas gewesen. Der "Pulp Fiction"-Mime ist sogar im Besitz einer Boeing 707, die er aber nur als Co-Pilot fliegen darf, weil ihm die erforderlichen Flugstunden noch fehlen.
Filmschurken am laufenden Band
Travolta hat sich mit den Jahren zu einer schwer greifbaren Persönlichkeit entwickelt. Die Charaktere seiner Filme reichen von Familienvätern, über Engel und Profikiller bis hin zu abscheulichen Sadisten. Die Rolle des Filmbösewichts scheint es ihm dabei aber besonders angetan zu haben, weil er sich diesen Part immer wieder mit Vorliebe herauspickt. Ob als Gangster-Boss in "The Punisher", als Terrorist in "Operation: Broken Arrow" oder als Entführer einer U-Bahn in "Pelham 123", die Verkörperung des Bösen liegt ihm.
Das Blitzen in seinen Augen kann von warmherziger Freude binnen Sekunden mühelos in blanken Hass umschlagen. Er wirkt beängstigend und freundlich zugleich - eine Eigenschaft, die Travolta nicht mit jedem Hollywood-Star teilt. Diese Aura kann aber auch befremdlich wirken und lässt ihn nie so sympathisch erscheinen wie etwa seine Schauspielerkollegen Tom Hanks oder Will Smith. Aber das liegt vielleicht auch gar nicht in seinem Interesse.
Der einstige Disco-Star hat in sehr guten und zuweilen mittelprächtigen Filmen mitgewirkt. Seine Charaktere Tony Manero und Vincent Vega werden für immer ein Teil der Erfolgsgeschichte Hollywoods bleiben. Auch wenn er durch sein schauspielerisches Talent die Möglichkeit hat, in jedem Genre zu punkten, lassen ihn selbst auf seine alten Tage die Filmschurken einfach nicht los. John Travolta wird, nach eigener Aussage, nämlich so lange den bösen Buben mimen, bis er als Gegenspieler von James Bond die Welt in Schutt und Asche gelegt hat.
Heute wird John Travolta 60 Jahre alt.
Quelle: ntv.de