Süchtig nach Blut, Kokain und Sex Lady Gaga in "American Horror Story: Hotel"
08.10.2015, 21:51 Uhr
Die Lady ist gaga - und manchmal auch ganz schön gruselig.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Laken sind blutig im Hotel "Cortez". Denn der schummerige Schuppen ist keine gewöhnliche Absteige. Hinter verschlossenen Türen feiern mordende Irre wilde Orgien. Für die Serie "American Horror Story" gibt Lady Gaga die koksende Killer-Lady.
Schneiden Sie keine Matratzen auf, lassen Sie sich nicht im Freiluftkino verführen und um Himmels willen halten Sie ihre Kinder von Karussells fern. Verstanden? Gut. Denn "American Horror Story: Hotel" ist nur mit äußerster Vorsicht zu genießen. In der vergangenen Nacht lief beim amerikanischen Sender FX die erste Folge.
Keine andere Serie hat sich in den vergangenen Jahren so oft neu erfunden wie "American Horror Story" (AHS). Staffel für Staffel wählt Regisseur Ryan Murphy ein neues Setting für seine blutigen Geschichten. Das staubig-schicke Art-déco-Hotel "Cortez" bietet die Kulisse für Runde fünf.
Das weckt nicht erst beim Gruselkind am Ende des Flurs Assoziationen mit Stanley Kubricks Klassiker "Shining". Doch zwischen viel Fisheyekamera, in Plastik eingewickelten Schockfiguren und spitzen Metalldildos besteht keine Gefahr, "AHS" könnte seinen ganz eigenen Stil verwässern. Was abstößt, ist doch gleichzeitig auch immer so hochästhetisch inszeniert, dass Genre-Fremde nicht weggucken möchten.
Der Junkie gehört zum Inventar
Die erste Episode spart nicht mit Schrecken, begnügt sich jedoch zunächst mit einer Vorstellung ihrer Protagonisten und steigt nur sachte ein in das, was sich als Handlung durch die kommenden zwölf Folgen ziehen könnte. Wer im "Cortez" eincheckt, muss an Iris (Kathy Bates) vorbei.
Die schrullig strenge Dame verbindet eine düstere Geschichte mit einer blutrünstigen Drogensüchtigen (Sarah Paulson), die sich Hypodermic Sally nennt und zum Inventar des Hotels zu gehören scheint - genau wie die kettenrauchende Elizabeth Taylor, der Denis O'Hare glatzköpfig und stark geschminkt sein Gesicht leiht.
Ohne den einzelnen Protagonisten ihr Spiel auf Punkt absprechen zu wollen - die großen Momente der Premierenfolge teilen sich drei andere Charaktere. Da ist zum einen Wes Bentleys Polizist John Lowe von der Mordkommission. Er muss einen grausamen Mord aufklären. Es ist aber doch eher eine Familientragödie, die ihn ins "Cortez" einchecken lässt, während seine Frau (die brillante Chloë Sevigny) mit Tochter zu Hause bleibt.
Blut, Kokain und Liebe
Und schließlich - nach rund 20 Minuten - ist da endlich die, auf die alle gewartet haben: Countess Elizabeth mit ihrem Boytoy Donavan (Matt Bomer). Es ist Lady Gagas erste große Schauspielrolle, und mit der scheint die Sängerin mittlerweile so verschmolzen, dass sie den TV-Titel mittlerweile auch auf Instagram und Twitter führt. In großer Robe und mit einer Gleichgültigkeit, die man nur verkörpern kann, wenn man wirklich schon alles gesehen hat, wandelt sie als Herrin durch ihre heiligen Hotelhallen.
Murphy hat nicht zu viel versprochen: Gaga ist furchtlos. Im Dialog mit Kollege Bomer braucht es kaum Worte bei so viel sexueller Energie. Gaga ist nackt, Gaga ist blutig - genau so wird sie Erwartungen gerecht. Ein bisschen steif mag ihr Spiel vielleicht wirken. Doch bei einer derart erfahrenen Show-Frau muss man davon ausgehen dürfen, dass ihre Kälte bewusste Inszenierung ist und ihre Designerfummel nicht ewig werden herhalten müssen für die dramatische Wendung einer Szene.
"American Horror Story: Hotel" fühlt sich mit all dem Sex, den Drogen und den gebrochenen Seelen der Protagonisten an, wie ein Fetisch-Club lange, nachdem die meisten Gäste gegangen sind. Niemals ist der blutige Wahnsinn des Formats nicht auch irgendwie sexy. Im Hotel "Cortez" sind die Bewohner süchtig: Süchtig nach Blut und Kokain, aber auch nach Liebe.
"American Horror Story: Hotel" läuft beim amerikanischen Sender FX.
Quelle: ntv.de