Unterhaltung

Erstes "Wetten, dass..?" nach der Online-Petition Lanz witzelt den Shitstorm weg

Für seine Verhältnisse moderiert sich der 44-jährige Südtiroler souverän durch die Sendung.

Für seine Verhältnisse moderiert sich der 44-jährige Südtiroler souverän durch die Sendung.

(Foto: picture alliance / dpa)

Zum Start von "Wetten, dass..?" hatten 199.000 Menschen online seinen Rauswurf gefordert, am Ende der Sendung sind es 3000 weitere. Und was ist dazwischen geschehen? Eine eigentlich solide Show.

Markus Lanz gibt eine souveräne Antwort auf die Anfeindungen im Internet.

Markus Lanz gibt eine souveräne Antwort auf die Anfeindungen im Internet.

(Foto: picture alliance / dpa)

Man stelle sich vor: Ein Zuschauer auf der Wohnzimmercouch, eine Dose Cola in der rechten, eine Tüte Erdnussflips in der linken Hand und was nicht fehlen darf: der Laptop auf den Knien. Der Computer ist wichtig an diesem Samstagabend, wichtiger sogar als die Fernbedienung. Denn Zappen war gestern, heutzutage entscheiden Mausklicks über Fernseh-Schicksale.

Auf der Mattscheibe zu sehen ist also der Mann, der in der Dauerkritik steht, einer über dessen Werdegang seit dieser Woche so mancher meint, richten zu wollen: Markus Lanz, Moderator, Talker und, ja, das vergessen leider viele: Mensch. Lanz gibt sich nach dem Shitstorm um seine Person gleich zu Beginn von "Wetten, dass..?" lässig: "Auch ich habe mir vorgenommen, es in diesem Jahr ein bisschen gemütlicher angehen zu lassen. Und ich muss sagen, gerade mit Blick auf die vergangenen Tage, ist mir das hervorragend gelungen", witzelt Lanz. "Finden Sie nicht?", fragt er sein Karlsruher Publikum. Applaus.

Netzgemeinde klickt sich in Rage

Eigentlich dürften Lanz die Knie schlottern, denn dieser Fernsehabend könnte über seine berufliche Zukunft entscheiden, auch wenn sein Arbeitgeber nach außen hin dem Showmaster den Rücken stärkt. Grund gibt es genug: Die Aufregung um den ZDF-Moderator bricht gerade alle Rekorde. Diesmal steht Lanz unter Beschuss an der Talkshow-Front. Zum ersten Mal fordert die Netzgemeinde den Rauswurf eines Talkmasters und klickt sich im Schutz der Anonymität in Rage. Anlass ist Markus Lanz' journalistisch missglückter Talk mit der Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht. "Raus mit Markus Lanz aus meinen Rundfunkgebühren", blökt die Internet-Gemeinde deshalb.

Lanz bei den Village People? Nee, Atze bei der Saalwette.

Lanz bei den Village People? Nee, Atze bei der Saalwette.

(Foto: imago/R. Wittek)

Doch Lanz hat offenbar seinen Weg gefunden, damit umzugehen, wie er im Interview mit dem "Stern" erzählt: "Wenn der Shitstorm kommt, müssen Sie in der Lage sein, gedanklich einfach mal die Spülung zu drücken. Wenn Sie das nicht tun, gehen Sie kaputt." Und Lanz drückt an diesem Abend die Spültaste, lächelt die Lästereien mit seinem Zahnpasta-Lächeln weg und frotzelt noc h ein zweites Mal gegen seine Kritiker im Gespräch mit Ex-Boxerin Regina Halmich: Wegen der vielen Baustellen in der Stadt sollen zur Stadtwette hundert "echte Bauarbeiter" im Saal auflaufen und eine Choreographie zu YMCA der Band Village People singen. Lanz, ganz Berufskämpfer, ermuntert die Zuschauer: Entweder persönlich kommen, oder eine eigene Petition starten.

Lanz nicht geschaffen für die große Arena

Angespannt ist der Entertainer die ganzen zweieinhalb Stunden durch, anfangs versagt ihm fast die Stimme, ja, aber ist das nicht jetzt, wo die Aufregung überkocht, menschlich? Fragt man sich nicht ohnehin längst: Wie hält der Mann das aus?

Das Mitleid hilft nicht, Lanz ist nicht geschaffen für die große Show-Arena. Doch für seine Verhältnisse moderiert sich der 44-jährige Südtiroler souverän durch die Sendung. Keine herausragenden Gags, aber auch keine nennenswerten Peinlichkeiten, außer dass Lanz der im siebten Monat schwangeren Yvonne Catterfeld bei einer Wette nicht zutraut, in die Hocke zu gehen. Lanz: "Kannst Du das?" - Catterfeld: "Ich bin doch nicht behindert."

Auch links und rechts auf dem Sofa neben der Schauspielerin ist die Gästeliste überwiegend deutsch gehalten: Comedian Atze Schröder reißt bessere Gags als Lanz, Bergdoktor Hans Sigl punktet nach verlorener Wette mit einem Liedchen und Fußballer Max Kruse erzählt Belangloses. Als Pausenfüller singen Peter Maffay und James Blunt, Mirjam Weichselbraun und Matthias Schweighöfer moderieren die Außenwette. Lediglich Liam Neeson sorgt kurzzeitig für Hollywood-Glanz auf der Couch, verabschiedet sich aber nach der Wette schnell in Richtung Paris - traurig war er wohl nicht, dass er nicht mehr mit Atze Schröder "Romeo und Julia" rezitieren musste.

War sonst noch was in den zweieinhalb Stunden? Ach ja: Die Wetten. Die hätte man in dem ganzen Trubel um Lanz' Person beinahe vergessen. Dabei waren endlich mal ein paar originelle dabei: Wilhelm, 44, aus der Steiermark rast im Auto eine Skipiste hoch und wettet das er dabei schneller ist als Ski-As Hermann Maier (Ist er dann doch nicht). Tanja, 40, ist hochbegabt und will von 1010 Nadeln erkennen, welche eine nachträglich dazu gelegt wird. Auch sie verfehlt ihr Wettziel. Dann übt sich einer ihrer Konkurrenten noch im Pfandflaschen-Weitwurf und ein Elfjähriger errät die Namen der Bundesliga-Spieler anhand ihrer Frisuren auf Panini-Bildern. Schade: Wettkönig wird ausgerechnet derjenige mit der unspektakulärsten Wette: Joshua, 19, von der Ostsee hüpft einbeinig eine Leiter hoch und dreht zwei Glühbirnen in die Decke. Egal, Lanz lobt alles und alle wieder über den grünen Klee. Zeit abzuschalten.

Fazit: Nach zweieinhalb Stunden gibt’s bei der Anti-Lanz-Petition 3000 Mausklicks mehr - das ist bei Millionen von Zuschauern eine solide Performance: 1:0 für Lanz gegen den Aufstand im Internet.

Quelle: ntv.de

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