Unterhaltung

Hanns von Meuffels hat genug Münchner "Polizeiruf" im Schnellcheck

Es gibt Situationen, die einen ratlos machen.

Es gibt Situationen, die einen ratlos machen.

(Foto: Hagen Keller/X Filme Creative Pool Entertainment GmbH/BR/dpa)

Erst die Nazis, dann der Verfassungsschutz: Hanns von Meuffels bekommt es in "Das Gespenst der Freiheit" so ziemlich mit jedem zu tun. Nicht mal das Bierchen tröstet so wirklich. Das Ende ist nah. Und das ist nicht gut.

Das Szenario

Mit Dutzenden von Tritten haben vier Jugendliche einen Syrer getötet. Der Mann hatte angeblich versucht, sich in einem Fußgängertunnel an einer jungen Frau zu vergehen, als die vier ihn dabei überraschten. Deren Verhalten auf der Polizeiwache macht jedoch schnell klar, dass der Fall alles andere als auf der Hand liegt. Die jungen Männer sind in Pöbellaune, zeigen nicht den Hauch von Reue und werden immer aggressiver. Kriminalhauptkommissar Hanns von Meuffels (Matthias Brandt) macht den jungen Farim Kuban (Jasper Engelhardt) als schwächstes Glied in der Kette aus und versucht, ihn zum Auspacken zu überreden. Diese Idee hat jedoch auch Peter Röhl (Joachim Krôl) vom Verfassungsschutz, der den labilen Freizeitnazi schließlich dazu bringt, als V-Mann seine rechtsextreme Clique auszuspionieren und ihn damit zum Tode verurteilt.

Die eigentliche Botschaft

Von Meuffels wird fehlen.

Von Meuffels wird fehlen.

(Foto: Hagen Keller/BR/X Filme Creative Pool Entertainment GmbH/dpa)

Alle haben Dreck am Stecken. Und der braune Sumpf kann noch so tief sein, auch auf Seiten der Polizei und des Verfassungsschutzes gibt es womöglich Kandidaten, die im Rechtsextremisten weniger den Straftäter als den potenziellen Informanten sehen und nicht zögern, den Bock zum Gärtner zu machen. Imposant, wie Joachim Krôl diesen Verfassungsschützer verkörpert und von der heilsbringenden Vaterfigur zum skrupellosen Zerstörer mutiert.

Darüber wird in der Mittagspause geredet

Sicher über die explizite Gewalt, die von Meuffels 14. und vorletzten Fall prägt. Wie die vier Neonazis etwa einen Freier aus dem Wohnwagen einer Prostituierten herausziehen und halb zu Tode knüppeln, ist kaum auszuhalten. Auch die Darstellung der der sich anbahnenden Massenvergewaltigung von Farims Freundin Glupschi (Ricarda Seyfried) ist drastisch und verstörend. Möglicherweise fragt sich der Zuschauer auch, ob es tatsächlich Polizeibeamte gibt, die den ungeliebten Staatsanwalt am Telefon mit "Heil Hitler" anbrüllen.

Der Plausibilitätsfaktor

Gerade der jahrelange NSU-Prozess hat gezeigt, dass am Ende mehr Fragen offen geblieben sind, als beantwortet wurden. Regisseur Jan Bonnys Ensemble könnte aus dem Dunstkreis von Zschäpe und Co. stammen, Ricarda Seyfried hatte bereits in "Wintermärchen", einem weiteren Bonny-Film zum Thema, mitgespielt: abstoßende Hinterzimmer-Nazis, die völlig unter dem Radar fliegen und ihren morbiden Plänen nachgehen, verbohrte Verschwörer, brutale Aufwiegler, zu allem bereit. Dabei verankert Bonny die Story gar nicht so detailliert im Rechtsextremen-Milieu, vielmehr geht es ihm um die Dynamik der randständigen Outlaws auf der einen Seite, die ebenso gut Hooligans oder Reichsbürger sein könnten, und die Durchlässigkeit des Staatsapparates, dessen Methoden hier perfider, aber nicht minder kriminell sind, auf der anderen Seite - und einem wackeren, aber letztlich ratlosen Hanns von Meuffels zwischen den Fronten.

Die Bewertung

9 von 10 Punkten. Er wird fehlen, der gute von Meuffels. Und solche hochklassigen "Polizeiruf 110"-Folgen machen den Abschied nicht eben leichter.

Quelle: ntv.de

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