Umgestaltung einer Institution "Playboy" macht Schluss mit zu viel Haut
13.10.2015, 08:02 UhrSeit sechzig Jahren erfreuen entblößte Brüste und Hintern im "Playboy". Doch mit den nackten Damen soll jetzt Schluss sein. Das Magazin will sich neu erfinden - moderner und angezogener.
Seit Jahrzehnten steht das amerikanische "Playboy"-Magazin für unzweideutige Bilder entblößter Frauenkörper - aber damit soll jetzt Schluss sein. Ab kommendem Frühjahr werde die berühmte Zeitschrift komplett neu gestaltet, berichtet die "New York Times". Zwar würden Frauen weiter in provokante Posen gezeigt, jedoch sollen sie nicht mehr völlig nackt abgebildet werden.
Der legendäre "Playboy"-Gründer Hugh Hefner habe einem entsprechenden Vorschlag seiner Top-Redakteure zugestimmt, hieß es. Die Zeiten hätten sich schlicht geändert, sagte "Playboy"-Chefmanager Scott Flanders. Den Kampf darum, unbekleidete Körper abbilden zu dürfen und Nacktheit gesellschaftsfähig zu machen, habe der "Playboy" schon lange gewonnen. "Heute reicht ein Mausklick, um sich jeden nur vorstellbaren sexuellen Akt im Internet herunterzuladen", so Flanders. Nacktaufnahmen in Zeitschriften seien damit überholt.
Einst hatten sogar Ikonen wie Madonna, Sharon Stone und Naomi Campbell die Hüllen fallen lassen, um im "Playboy" die Männerfantasien zu beflügeln. Neben erotischen Fotos erschienen aber auch Interviews mit Jimmy Carter oder Martin Luther King Jr. Diese Zeiten seien im neuen Medienzeitalter jedoch passé, so die "Playboy"-Macher. Ebenso wie die bestehende Website des Magazins soll der künftige "Playboy" einem klareren und moderneren Stil folgen, erklärt Redakteur Cory Jones, der Hefner den Vorschlag zur Umgestaltung unterbreitet hatte. Die Bilder werden sich an Internet-Plattformen wie Instagram orientieren und damit "ein wenig zugänglicher und intimer" werden, so Jones.
"Zwölfjähriger in mir ist enttäuscht"
Nach Schätzungen der Medienorganisation "Alliance for Audited Media" ist die Auflage des Magazins von 5,6 Millionen Exemplaren im Jahr 1975 auf heute 800.000 geschrumpft. In Spitzenzeiten lag die Auflage bei sieben Millionen Exemplaren - wie etwa 1972. "Der Zwölfjährige in mir ist sehr enttäuscht", sagt Jones, "aber es ist die richtige Entscheidung."
Das "Playboy"-Magazin erschien erstmals 1953 in Amerika, 1972 in Deutschland und seit 2013 ist es auch auf dem israelischen Zeitschriftenmarkt vertreten. Auf der ersten US-Ausgabe posierte Filmstar Marylin Monroe und löste einen Hype um die Zeitschrift aus. In der Erstausgabe schrieb Hefner: "Wenn Sie ein Mann zwischen 18 und 80 sind, bedeutet 'Playboy' etwas für sie."
Für eine ganze Generation gehörte der "Playboy" zum Kulturerbe. Doch in Zeiten des Internets hat die zur Schau gestellte Erotik ihr Überraschungsmoment verloren. Unverändert berühmt wird jedoch das Firmenlogo - ein Hasenkopf mit Fliege- bleiben. Laut "New York Times" sei das "Playboy-Bunny" genauso bekannt wie das Logo der Marken Apple oder Nike. Zwischen 1970 und 1985 erschien der "Playboy" sogar in Brailleschrift, um auch von Menschen mit Sehbehinderung gelesen werden zu können.
Quelle: ntv.de, lsc/dpa