Bombendrohung bei Modelshow ProSieben setzt neuen Finaltermin an
15.05.2015, 12:03 Uhr
Wegen einer Bombendrohung muss das Finale von "Germany's Next Topmodel" abgebrochen werden. Moderatorin Heidi Klum will die Sache bald zu Ende bringen. Eine neue Livesendung ist aber wohl nicht möglich.
Eigentlich will Heidi Klum "Germany's next Topmodel" küren. Doch die Live-Show in der Mannheimer SAP-Arena nimmt ein jähes Ende. Gegen 22.35 Uhr fordert ein Moderator die knapp 10.000 Zuschauer auf, die Halle "geordnet zu verlassen". Wegen eines technischen Problems könne die Show nicht fortgesetzt werden, heißt es zunächst. Später teilt der Sender ProSieben mit, dass es eine Bombendrohung gab.
Schon gut 20 Minuten vor Räumung der Halle hatte Heidi Klum überraschend knapp eine Werbepause angekündigt. Direkt danach verließen die 41-Jährige und ihre Co-Juroren Thomas Hayo und der Designer Wolfgang Joop die Bühne.
Die Zuschauer gingen ruhig aus der Halle - obwohl zu diesem Zeitpunkt bereits bei Twitter von einer Bombendrohung zu lesen war. Die Menschen versammelten sich zunächst auf dem Parkplatz vor dem Gebäude. Mädchen standen in ihren Pumps und dünnen Kleidchen mit ihren Müttern ratlos herum. Nach einiger Zeit teilte der Veranstalter über Lautsprecher mit: "Wegen eines technischen Defekts kann die Veranstaltung nicht fortgesetzt werden. Wir bitten Sie, das Gelände zu verlassen." Erst kurz nach 22.30 Uhr schreibt der Sender bei Twitter: "Es gab während des #GNTMFinales eine Bombendrohung. Die #SAP-Arena ist sicher evakuiert worden."
Eigentümer des Koffers ist ermittelt
Gegen 21.07 Uhr sei eine die Bombendrohung bei der SAP-Arena eingegangen, heißt es später von der Polizei. Man habe zudem einen verdächtigen Koffer an einer Garderobe entdeckt. Deswegen habe der Veranstalter beschlossen, die Halle vorsorglich zu evakuieren. Später stellte sich heraus, im Koffer befand sich keine Bombe.
Der Eigentümer des Koffers ist nun ermittelt. Er meldete sich bei der Polizei, die aber keine näheren Angaben machen wollte. Die Polizei suchte die gesamte Arena ab, fand aber auch dort nichts Verdächtiges. Mehr als 100 Einsatzkräfte und zwei Spürhunde waren fast vier Stunden mit der Durchsuchung beschäftigt.
Von der Frau, die die Bombendrohung abgesetzt hatte, fehlt bislang jede Spur. Die Ermittler versuchen nun, den Anruf zurückzuverfolgen.
ProSieben brach die Übertragung der Livesendung ab und zeigte stattdessen einen Spielfilm. In der Show geht es darum, aus einer großen Zahl an Kandidatinnen ein zukünftiges Model zu finden. Laut Heidi Klum soll die Gewinnerin in Kürze gekürt werden. "Liebe GNT-Fans, leider konnten wir heute Abend unser großes Finale nicht so zu Ende feiern, wie wir es geplant hatten", schriebt die Moderatorin auf Facebook. "Aber – ich freue mich schon jetzt darauf, in wenigen Tagen eine wunderschöne Gewinnerin zu küren. Wir werden Germany's Next Topmodel 2015 finden! Versprochen!"
Ein Termin dafür ist nun auch gefunden: Das Ersatzfinale "steigt am 28. Mai in der Prime Time", twittert der Sender. Dort war eigentlich geplant, einen Rückblick auf zehn Jahre "Germany's Next Topmodel" zu senden. Das Nachholfinale wird nicht live sein.
"Wir sind erschüttert und traurig"
ProSieben ist bemüht, einige Gerüchte zu dementieren, die teilweise noch während der Nacht kolportiert wurden. Auf Twitter schreibt der Sender, es habe keinen "Prinz Eisenherz" gegeben, von dem Spiegel Online berichtet habe. Das Portal hatte gemeldet, ein Mann "mit einer Frisur wie Prinz Eisenherz" habe im Publikum gesessen und werde verdächtigt, die Bombendrohung ausgesprochen zu haben. Diese Information sollte von einem "Insider" stammen. Auch habe Heidi Klum die Halle nicht schreiend, sondern "sehr ruhig" verlassen. "Bild.de" hatte dies anders gemeldet.
Wie es genau weitergeht, will der Sender noch an diesem Freitag entscheiden. Klum sagte bei Sat.1: "Wir werden ein Finale nachholen mit den Mädchen, wir werden schöne Aufgaben für die Mädchen haben, denn es wird eine Gewinnerin geben." Joop sagte, er sei sehr erleichtert, dass in der Nacht nichts Schlimmes passiert sei. Aber: "Wir sind erschüttert und traurig, denn wir wollten diesen Abend mit euch feiern."
In der Finalsendung sollte aus vier Finalistinnen eine Gewinnerin ermittelt werden. Zum Zeitpunkt des Abbruchs waren noch Ajsa (18) aus Tübingen, Anuthida (17) aus Lübeck und Vanessa (18) aus Bergisch-Gladbach. Katharina (19) aus Winsen an der Luhe war kurz zuvor ausgeschieden.
Die Quote der Sendung war die schwächste aller zehn Finalshows. Zum Start um 20.15 Uhr hatten 2,24 Millionen Zuschauer (Marktanteil: 7,6 Prozent) eingeschaltet. Als die Sendung um kurz nach 21.30 Uhr wegen einer Bombendrohung abgebrochen wurde und der Sender einen Film ausstrahlte, waren noch 2,03 Millionen (9,3 Prozent) dabei.
Jury als erstes evakuiert
Die Stimmung unter den Evakuierten auf dem Parkplatz blieb in manchen Bereichen ruhig - in anderen entstand Panik. "Uns kam eine Masse entgegen gerannt, und wir sind nur noch mitgerannt", erzählt eine 26-Jährige, die mit ihren Freundinnen weiter weg vom Gebäude stand. Eine Frau habe einen Schuh verloren, Getränkehalter seien geflogen. Ihr Auto lassen die Frauen an der Halle stehen. Sie hätten nur auf eigene Gefahr zum Parkplatz gedurft, habe es geheißen. Da lassen sie sich lieber abholen.
Andere Zuschauer sind eher verärgert als verängstigt. "Ich finde es total bescheuert, ich finde es unmöglich, wie jemand so etwas machen kann", sagt eine Zuschauerin aus der Nähe von Heidelberg. "Da sind doch auch kleine Kinder dabei." Wenn jemand ein Problem mit der Show habe, müsse "er nicht gleich alle mit reinreißen". Eine Studie hatte kürzlich einen Zusammenhang zwischen Essstörungen und der "Topmodel"-Show hergestellt.
Mehrere Zuschauer schimpfen über die Art der Räumung der Halle - die Jury hatte die Bühne deutlich vor den Zuschauern verlassen. "Wenn 10.000 Zuschauer verrecken, ist das nicht so schlimm wie bei den Promis", sagt die eine 23-Jährige aus Ludwigshafen. "Es ist eine bodenlose Frechheit, dass diese teuren Karten für den Arsch sind." Ihre Begleiterin stört vor allem, dass es zunächst keine weiteren Informationen gibt. "Es ist schon sehr seltsam", sagt sie. "Wir wissen nicht, was genau ist." "Das ist eine richtige Zweiklassengesellschaft", sagt eine andere Zuschauerin.
Quelle: ntv.de, che/dpa/AFP