"Geschmacklose" KZ-Analogie? Rammstein empören mit Video-Teaser
28.03.2019, 10:01 Uhr
Rammstein provozieren gerne. Sind sie diesmal aber zu weit gegangen? Die Öffentlichkeit diskutiert.
(Foto: imago/E-PRESS PHOTO.com)
Der Clip ist nur 35 Sekunden lang, sorgt aber für viel Aufregung: Mit Sträflingskleidung und Davidstern promoten Rammstein ihre neue Single in KZ-Optik. Während Fans vor Vorfreude jubeln, empfinden andere das Teaser-Video als "geschmacklos" und "abstoßend".
Auf Facebook und Youtube wurde das Video bereits hunderttausendfach angeschaut: In KZ-Häftlings-ähnlicher Kleidung stehen Rammstein am Galgen. Die Kamera fährt nah an den starren Gesichtern der vier Musiker vorbei. Sänger Till Lindemann blutet aus einer Wunde über dem rechten Auge, Gitarrist Paul Landers trägt einen Davidstern auf der Brust. Am Ende wird "Deutschland" in einer Art Frakturschrift eingeblendet.
Mit dieser Szene werben Rammstein im Internet für ihre neue Single, die vermutlich am heutigen Donnerstag erscheint. Darauf deutet zumindest der Titel des Clips "XXVIII.III.MMXIX" hin, das wohl für das Datum 28. März 2019 steht.
Während das kurze Video bei vielen Fans Vorfreude auslöst, regt sich auch heftige Kritik. Provokation gehört zwar zum Standardrepertoire der Band. Doch für Charlotte Knobloch sind Rammstein diesmal eindeutig zu weit gegangen: "Mit diesem Video hat die Band eine Grenze überschritten. Wie Rammstein hier das Leid und die Ermordung von Millionen zu Entertainmentzwecken missbraucht, ist frivol und abstoßend", sagte die Ex-Präsidentin des Zentralrats der Juden der "Bild".
"Geschmacklose Ausnutzung der Kunstfreiheit"
Auch Felix Klein, Antisemitismus-Beauftragter der Bundesregierung, äußerte seine Kritik an dem Clip gegenüber dem Blatt: "Die Inszenierung der Musiker von Rammstein als todgeweihte KZ-Häftlinge stellt die Überschreitung einer roten Linie dar. Sollte dies nur der Verkaufsförderung des neuen Albums dienen, halte ich dies für eine geschmacklose Ausnutzung der Kunstfreiheit." Der Historiker Michael Wolffsohn spricht sogar von einer Form von "Leichenschändung", die völlig inakzeptabel sei.
Von ihrer Fangemeinde bekommen Rammstein allerdings Zuspruch. So schreibt ein User auf Twitter: "Jedenfalls bin ich gespannt wie ein Flitzebogen auf den neuen #Rammstein-Song. Sollte er (…) tatsächlich Geschmacklosigkeiten betreffend den Holocaust darstellen, kann man danach immer noch angemessen reagieren. Aber bis dahin, abwarten."
In der Tat ist bislang unklar, welche Aussage hinter dem Clip steckt. Rammstein wollten sich laut "Bild" nicht dazu äußern. Die Band hat die Veröffentlichung ihres neuen Albums fürs Frühjahr angekündigt. Zuletzt hieß es, der Nachfolger des vor zehn Jahren erschienenen Longplayers "Liebe ist für alle da" komme schon im April in die Läden. Doch über das tatsächliche Erscheinungsdatum ist nach wie vor nichts bekannt. Auch der Name des Werks steht offiziell noch nicht fest.
Quelle: ntv.de, hny