Kleiner Prinz, große PR Schweden feiert Oscar - und sich selbst
27.05.2016, 07:49 Uhr
Victoria und Daniel hatten es nicht einfach. Mit ihren zwei Kindern verkörpern sie nun die Familienidylle.
(Foto: dpa)
Fünf Kinder in nur vier Jahren sind rekordverdächtig. Die nächste Generation verhilft der schwedischen Monarchie wieder zu Popularität. Nun erhält Prinz Oscar die Taufe - und die ganze Familie wird in die Kameras strahlen.
Es ist bereits der fünfte Nachwuchs innerhalb von nur vier Jahren im schwedischen Königshaus, doch das tut der Freude über die Taufe von Prinz Oscar keinen Abbruch. Die Schweden lieben ihre Royals und damit sind sie nicht alleine. Laut einer Umfrage der Zeitschrift "Neue Post" sind die Mitglieder der schwedischen Königsfamilie auch in Deutschland die beliebtesten Adligen in Europa. 26 Prozent wünschen sich Carl Gustaf, Victoria oder Estelle sogar auf dem Thron des eigenen Landes.
Mit der Geburt von Prinz Oscar Carl Olof am 2. März ist das Familienquartett um Victoria komplett. Lange hat die Kronprinzessin für diese nach außen hin perfekt scheinende Familienidylle gekämpft - erst gegen ihre Legasthenie, dann gegen ihre Magersucht und schließlich gegen die Bedenken eines ganzes Volkes bezüglich ihrer Partnerwahl. 2001 lernt sie den Unternehmer und Fitnesstrainer Daniel Westling kennen. Zuvor hatte sie sich in die USA zurückgezogen - ebenso wie später auch ihre jüngere Schwester Madeleine.
Die widerspenstige Kronprinzessin
Doch Daniel wird von der schwedischen Presse als ungebildet und nicht standesgemäß erachtet. Statt sich davon beeindrucken zu lassen, besucht er verschiedene Sprachkurse und lernt, sich in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Er reift zum geeigneten Heiratskandidaten heran. Allmählich akzeptieren auch die Schweden den Partner ihrer Kronprinzessin. 2009 darf sich das Paar dann verloben. Ein Jahr später wird geheiratet. Die Hochzeit beeinflusst nicht nur Schweden. Das Königshaus rückt stärker in den Fokus der Weltöffentlichkeit. Victoria präsentiert sich als starke und selbstbewusste Frau, die einmal ein Land repräsentieren wird.
Es folgen die obligatorischen Flitterwochen, bevor die Frischvermählten wieder ihren Pflichten nachgehen. Und dazu gehört nun einmal auch ein Thronfolger oder eine Thronfolgerin. Zwei Jahre lang wird bei öffentlichen Auftritten gebannt auf Victorias Bauch gestarrt. Jeder will eine kleine Wölbung gesehen haben. Dann endlich kommt im Februar 2012 Prinzessin Estelle Silvia Ewa Mary zur Welt. Der Druck ist von Daniel und Victoria genommen und die kleine Prinzessin ist ebenso entzückend wie niedlich.
Ruhepause für Victoria und Daniel
Ganz gezielt darf Estelle ihre Eltern medienwirksam zu vielen Auftritten begleiten, winkt in die Kameras und albert mit Monarchiefans und Fotografen herum. Dabei wirkt die kleine Prinzessin sehr natürlich - ebenso wie ihre Mutter.
Nach der Geburt von Estelle wird es still um das Kronprinzessinnenpaar. Victorias jüngere Geschwister rücken in den Vordergrund. Erst heiratet Prinzessin Madeleine im Juni 2013 den britisch-amerikanischen Geschäftsmann Christopher O'Neill, dann gibt es gleich zweimal Nachwuchs bei dem Paar. Und auch Prinz Carl Philip, der ursprünglich laut des männlichen Thronfolgerechts bei seiner Geburt einmal seinen Vater ablösen sollte, findet mit Sofia Hellqvist die große Liebe. Sie geben sich im Juni 2015 das Ja-Wort. In den Flitterwochen macht sich dann auch gleich der erste Nachwuchs auf den Weg.
Beinahe zeitgleich mit ihrer Schwägerin Sofia erwartet auch Victoria ihr zweites Kind. Die Medien stellen Bauchvergleiche an, ganze Modeblogs beschäftigen sich mit der Umstandsmode der beiden schwangeren Prinzessinnen. Die schwedische Familie erlebt einen Babyboom wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Trotzdem lächelt sie, gibt auf den sozialen Plattformen intime Einblicke in ihr Familienleben und wirkt nach außen hin rundum zufrieden. Königin Silvia betont in beinahe jedem Interview, wie glücklich sie sei, nun fünffache Großmutter zu sein.
Sympathie oder PR?
Man könnte nun behaupten, dass die schwedischen Royals nach Jahren der schlechten Presse über Madeleines untreuen Ex-Verlobten Jonas Bergström, Magersuchtskandale und Gerüchte über uneheliche Kinder des Königs genau den richtigen Weg für gute PR gefunden haben - würden Victoria und Co nur nicht so unglaublich sympathisch wirken.
Wenn man sich Madeleines Urlaubsbilder anschaut oder Estelle in der Weihnachtsbäckerei zuschauen darf, bekommt man beinahe das Gefühl, es finde ein Treffen mit guten Freunden statt. Und dieses Gefühl hört nicht an der schwedischen Landesgrenze auf. Denn auch die anderen nordeuropäischen Königshäuser profitieren von dieser Öffnung der Stockholmer Palasttüren. Auch sie werden bei der Taufe des kleinen Oscar anwesend sein. Mehr noch: Während Prinzessin Mary von Dänemark bei Estelle als Tauf- und Namenspatin in Erscheinung trat, darf nun ihr Mann, Kronprinz Frederik, ran. Und auch Prinzessin Mette-Marit aus Norwegen nimmt am Taufbecken neben Victoria und Daniel Platz - ebenso wie Prinzessin Madeleine und je ein Cousin des Elternpaares. Doch nicht nur der europäische Hochadel ist in die Stockholmer Schlosskirche geladen. So wird auch Victorias Hebamme dabei sein - herrlich normal.
Quelle: ntv.de