Unterhaltung

Letzter Tatort mit Boris Aljinovic Stark im Abgang

Boris Aljinovic bei der Preview des letzten "Tatorts", in dem er die Rolle des Kommissar Stark spielt, am 30. Oktober in Berlin.

Boris Aljinovic bei der Preview des letzten "Tatorts", in dem er die Rolle des Kommissar Stark spielt, am 30. Oktober in Berlin.

(Foto: dpa)

Till Ritter war sang- und klanglos in den Sonnenuntergang gestiefelt. Kollege Felix Stark hatte noch einen Fall im Alleingang zu lösen. Der geriet zum unterkühlt-versponnenen Kehraus der Berliner Dienststelle. Eine Neuentdeckung aus Norwegen hatte "Vielleicht" auch noch parat.

Wer sich an das Gesicht des armen Haley Joel Osment erinnert, dem wird es schnell wieder gewahr: Totenspuk ist kein Kindergeburtstag, ganz gleich, ob es nun die Seelen der Verstorbenen sind oder ob man, wie im Falle von Trude Bruun Thorvaldsen (Lise Risom Olsen), auch noch sieht, wie die Betroffenen um die Ecke gebracht werden. "I see dead people" – das ist das schwerwiegende Problem der norwegischen Studentin, den Abgang der Toten träumt sie gleich mit. Der Knackpunkt: Was da nachts durch ihre Träume geistert, wird in nicht allzu ferner Zukunft Realität, schon als Kind hatte sie diese Gabe.

Als erwachsene Frau wird es ihr irgendwann zu viel. Als sie von einem Mann träumt, der ihre Kommilitonin Lisa ermordet, geht sie zur Polizei. Der Ausgang ist tragisch. Felix Stark (Boris Aljinovic) glaubt ihr nicht, kurze Zeit später liegt die Architekturstudentin tatsächlich erwürgt in ihrer Wohnung. Stark rudert zurück, nimmt Kontakt zu Thorvaldsen auf, die beinahe auch einem Mord zum Opfer fällt.

Schließlich ist es Stark selbst, der in ihren Träumen auftaucht. Und auch dieser wird wahr, trotz aller Versuche, das zu verhindern. Am Ende sind zwei Gäste einer Pizzeria tot, Stark selbst kämpft nach einer Schussverletzung mit dem Tod. Ob er überlebt? Vielleicht.

Abschied nach 30 Fällen

30 Fälle haben Ritter (Dominic Raacke) und Felix Stark gemeinsam gelöst, zum Ende ihrer Dienstlaufbahn geriet der Abschied aus den Fugen. Raacke stieg aus, der Fall "Großer schwarzer Vogel" missriet nicht nur in Sachen Skript, auch die Kumpelkollegen hätten nach der Zahl ihrer Dienstjahre sicher einen würdigeren Abschied verdient gehabt. Die Folge "Vielleicht", die Stark nun allein mit seinem Team lösen muss, schließt diese Wunde ein wenig.

Parapsychologie – das mag per se im "Tatort"-Kontext schon wie eine Sollbruchstelle klingen, der Fall aus der Feder von Klaus Krämer bekommt jedoch stimmig die Kurve. Ein Hauptverdienst sicher der Neu-Entdeckung Lise Risom Olsen, die wunderbar die Mitte aus zittrig-verstört und selbstbewusst trifft und deren harter Akzent den hiesigen Krimi mit skandinavischem Flair versieht. Musik gibt es diesmal kaum – und das ist gut so. Macht die Stille das Geschehen doch um einiges direkter, nacherlebbarer.

Auch Stark selbst, ohne seinen oft etwas poltrigen, raumgreifenden Gegenpol Ritter, ganz in Ruhe gelassen und bei sich selbst, erscheint so um einiges präsenter und trägt diesen Fall, der ihn am Ende selbst zu Fall bringt, auf seinen schmalen Schultern. Und mit den Geschehnissen am äußeren Rand der Realität enthebt sich das Bye-Bye aus Berlin jeglicher Ansprüche an Authentizität. Einzige Voraussetzung für den geneigten Zuschauer: ein wenig Sinn für "Akte X" und ein paar andere übliche Verdächtige aus dem Themensegment von der "anderen Seite". Seiner Assistentin Paula (Laura Tonke) wird es da irgendwann zu viel: "Mir ist das alles zu spooky hier", entfährt es ihr. Stark selbst findet sich da besser zurecht, zeigt nebenbei noch sein Talent als verkappter Gerichtszeichner und nutzt diese eine letzte Gelegenheit, um zu veranschaulichen, dass es auch ohne den tollen Till hätte funktionieren können.

Vielleicht.

Im kommenden Jahr geht es mit dem "Tatort" aus Berlin weiter. Dann übernehmen Meret Becker als Hauptkommissarin Nina Rubin und Marc Waschke als Hauptkommissar Robert Karow das Revier.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen