Unterhaltung

Der Berti Vogts unter den Schauspielern Til Schweiger nuschelt auch mit 50

Wer kann dazu schon nein sagen? Til unterm Tisch ...

Wer kann dazu schon nein sagen? Til unterm Tisch ...

(Foto: imago stock&people)

Lieber eine Hauptrolle in der Heimat als eine Nebenrolle in Hollywood? Wahrscheinlich. Man kann Til Schweiger finden wie man will, aber eines kann man ihm nicht absprechen: den Erfolg. Zu seinem 50. wollen wir deswegen nach vorne gucken und nicht zurück.

Beste Freunde: Schweiger mit Lauterbach (l.) und Eichinger.

Beste Freunde: Schweiger mit Lauterbach (l.) und Eichinger.

(Foto: imago stock&people)

Nein, er muss nicht mehr zum Logopäden, wir haben uns an das Genuschel gewöhnt. Und es ist auch eine Art Markenzeichen. Lieber Nuscheln als gar nicht auffallen, oder? Und über 12 Millionen sprechen für sich. So viele Menschen haben seinen ersten "Tatort" gesehen. Schweiger schickte laut SZ-Magazin eine SMS an seinen Kollegen Jan Josef Liefers: "Es ist ein neuer Sheriff in der Stadt." Und so, wie viele sich über seinen Namen "Nick Tschiller" aufgeregt haben, hatte er sich vorher über den "Tatort"-Vorspann aufgeregt: Nee, also, das ging nun echt zu weit, das durfte er nicht, der Neue. Mitspielen wollen und erstmal meckern? Ja, er machte es trotzdem. So ist er wohl, der Til Schweiger. Ihm ist es meist egal, was andere von ihm denken. Er hat sein eigenes - er ist sein eigenes - Universum. Er wirkt ein bisschen so wie einer, der nichts und niemanden braucht, er hält sich nicht an Konventionen, was interessiert ihn sein Geschwätz von gestern?

Plötzlich war er damals da: In "Manta Manta", 1991. Sein Freund bis zu dessen frühem Tod, Bernd Eichinger, hatte dem jungen Til bereits da schon eine große Karriere prophezeit und ein Ticket nach Hollywood spendiert. Das mit Hollywood hat nicht so super geklappt, aber den Bernd, den hat Til wirklich verehrt; vielleicht, weil zu spüren war, dass den auch keiner so richtig zu würdigen wusste, während er lebte. Erst als er tot war, war ja plötzlich jeder ein Eichinger-Fan. Ja, der hat auch viele Fehler gemacht, seine Männerfreundschaften musste man nicht immer nachvollziehen können (die zu den Frauen sind in Bezug auf die Karriere jetzt mal außen vor), aber er hat eben auch viel richtig gemacht, und eigentlich soll das ja nur heißen, dass man Til Schweiger durchaus zu Lebzeiten zu schätzen wissen sollte, denn, naja, immerhin ist er, der ewig jugendlich Wirkende, nun also auch schon 50!

Die Gesichter des Schweigers

Das eine Gesicht ...

Das eine Gesicht ...

(Foto: imago stock&people)

Schweiger kann eigentlich nur zwei Gesichter, aber das passt ganz gut dazu, dass er dem SZ-Magazin verraten hat, dass er auch nur zwei Freunde hat: den Heiner Lauterbach und den Fahri Yardim, sein Assistent im "Tatort" und momentan auf der großen Leinwand in "Der Medicus". Zurück zu Tils Gesichtern: Er kann perfekt den einsamen Einzelkämpfer mit Zornesfalte zwischen den Augenbrauen und das verschreckte, süße Ding, das mit einem Rehblick aus blauen Augen Frauen um den Finger wickelt, obwohl es noch eine Fahne vom Abend davor hat. Und Lachfältchen an den Augen, die gehen immer gut bei Jungs, die nicht so recht erwachsen werden wollen und trotzdem in ein gewisses Alter kommen.

... das andere Gesicht.

... das andere Gesicht.

(Foto: imago stock&people)

Um nochmal auf das Sprachproblem zurückzukommen: Ja, er nuschelt, kann sein. Aber wenn das das Einzige bleibt, an dem man rumnölen kann, dann ist es nicht viel. Andere deutsche Schauspieler und Schauspielerinnen nerven aktiv viel mehr, vor allem mit ihrem Liebesleben und den JoJo-Effekten, die ihr Körper mit ihnen anstellt. Ehrlich - interessiert es Sie mehr, ob Christine Neubauer 20 Pfund mit Shakes abgenommen hat oder ob Veronika Ferres eines Tages ihren Maschi heiraten wird? Oder doch mehr, dass Til Schweiger einen Film plant, in dem es um Alzheimer gehen soll und Didi Hallervorden die Hauptrolle spielt? Denn so gerne Schweiger in seinen eigenen Filmen auch die Hauptrolle übernimmt - den Großvater möchte er noch nicht geben. Und natürlich nervt so einiges an ihm. Er lässt zum Beispiel nicht mehr jeden Journalisten in seine Pressevorführungen, weil er sich oft nicht verstanden und falsch beschrieben fühlte, er jammert, wenn er nicht so richtig gewürdigt wird, keine Preise kassiert (obwohl, den Querdenker-Award hat er bekommen, und den hat er dann auch schön hackenstramm in Empfang genommen), obwohl seine Filme an der Kinokasse total erfolgreich sind und sich ganze Familien über "Keinohrhasen" und "Zweiohrküken" und "Kokowäh" inklusive Beteiligung eines großen Teils seiner eigenen Kinder beömmeln.

Er kann es nicht - und er weiß es

Machen Sie mal eine typische Handbewegung ...

Machen Sie mal eine typische Handbewegung ...

(Foto: imago stock&people)

Obwohl man also immer wieder - oft auch unangenehm oder peinlich - überrascht wird, was der Til als nächstes auf der Pfanne haben könnte, muss man ihm eine gewisse Ernsthaftigkeit und auch ein gewisses Können durchaus zubilligen. Er hat mit "Der bewegte Mann" angefangen (1994), es folgte "Knockin' On Heavens Door" mit circa 4 Millionen Zuschauern, dann die bereits erwähnten Familienkomödien, in denen allerdings überdurchschnittlich viel fäkalsprachlich agiert wird, und die Tatsache, dass er an vielen Drehbüchern mitfummelt und auf einigen Regiestühlen saß oder als Produzent das Portemonnaie aufgemacht hat, macht ihn jetzt auch irgendwie nicht zum Blödi.

Sein Netz an Freunden und Mitmachern ist eng, überschaubar und hochkarätig. Und das Allersympathischste an ihm soll sein, so hat es auch das SZ-Magazin formuliert, das ihn - sehr ungewöhnlich - eine ganze Weile durch sein Leben begleiten durfte, dass der Herr Schweiger sich dann irgendwo auch wieder nicht so ernst nimmt: "Es ist richtig", heißt es dort, "dass Til Schweiger ein begrenzt begabter Schauspieler ist, aber es führt zu nichts, ihm das vorzuwerfen, weil er es selbst weiß." Schweiger persönlich sagt: "Daniel Day-Lewis, Edward Norton - das sind Schauspieler, die sind für das Kino, was Messi und Ronaldo für den Fußball sind." Er sei eher der Typ Berti Vogts: "Wenn einer in den Strafraum kommt, grätsch' ich ihn ab."

Ecken, Kanten und Rundungen

Til, die vier Kinder, die Mutter der Kinder und die Freundin, die nicht mehr seine Freundin ist.

Til, die vier Kinder, die Mutter der Kinder und die Freundin, die nicht mehr seine Freundin ist.

(Foto: imago stock&people)

Der Mann, der in Quentin Tarrantinos "Inglorious Basterds" den Feldwebel Hugo Stieglitz spielt, hat überhaupt keinen Bock, den Nazi in Hollywood zu machen. Stieglitz war daher auch ein Nazi-Killer. Von vielen als "Drei-Sätze-Wunder" abgetan, kommentiert mit "zum Glück spielt er da jetzt mit, dann ist er in Deutschland wenigstens von der Straße und hat keine Zeit, weitere Drehbücher zu schreiben", wird er in Hollywood vielleicht wirklich nie mehr so richtig Fuß fassen, aber warum sollte er auch die Film-Industrie in Deutschland, zu deren Mächtigsten er gehört, verlassen? Um dann in Kalifornien eine kleine Nummer zu sein? Und irgendwann doch einen Nazi spielen zu müssen? Der Mann eckt immer wieder an - und wenn nicht mit seinem Genuschel, dann mit Aussagen wie "Kinderschänder haben ihre Rechte in der Gesellschaft verwirkt" - dabei sagt er wahrscheinlich nur das, was viele denken. Aber nach solchen Sätzen wird er als politisch unkorrekt abgehakt - dabei hatte er bloß keine Lust auf Heuchelei.

Der Schweiger - er raucht viel, er arbeitet viel, er ist ständig am Machen. Wenn nicht beruflich, dann ist er tatsächlich der Vater, den viele Kinder sich sicher wünschen würden, er bringt sie zu Schule und macht was mit ihnen. Und Schweiger, der bewegte Mann, verfügt noch immer über ein bewegtes Liebesleben: Dana Carlsen, ein US-Model, hat er 1995 geheiratet, sie bekamen vier Kinder, und sie sind noch immer verheiratet, aber längst getrennt. Bei seinen Premieren steht Dana jedoch noch immer neben ihm, den Kindern oder dem gerade aktuellen, meist halb so alten Model, das er an seiner Seite hat. Hut ab - wer schafft es schon, seine schicke Ex-Frau, vier Kinder und die gerade aktuelle Liebe - die er immer noch nicht gefunden zu haben scheint, denn momentan ist er offiziell solo - auf einen roten Teppich zu packen?

Fazit: Deutsches Entertainment braucht so ein bisschen sperrige Typen wie ihn; wie gesagt, wir denken da nur an Bernd Eichinger. Aber es wär' trotzdem nett, wenn der Herr Schweiger seine Journalisten-Politik nochmal überdenken würde. Und nicht nur die "Bild"-Journalisten zu Pressevorführungen einlädt ...

Quelle: ntv.de

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