"Zeit für eine Abrechnung" Trump und Clinton loben Weinstein-Urteil
26.02.2020, 10:49 Uhr
Äußerte sich in Neu Delhi zum Fall Weinstein: US-Präsident Donald Trump.
(Foto: imago images/ZUMA Press)
US-Präsident Donald Trump steht wegen seines Umgangs mit Frauen selbst immer wieder in der Kritik. Die Verurteilung des ehemaligen Filmmoguls Harvey Weinstein wegen sexueller Vergehen findet er nun aber "großartig". Auch seine Erzrivalin Hillary Clinton hat dazu eine Meinung.
US-Präsident Donald Trump, der selbst immer wieder von Frauenrechtsaktivistinnen kritisiert wird, hat die Verurteilung des früheren Hollywood-Produzenten Harvey Weinstein begrüßt. Der Schuldspruch wegen Sexualverbrechen sei ein "großartiger Sieg" für Frauen und eine "sehr starke Botschaft", sagte Trump bei seinem Indien-Besuch in Neu-Delhi. "Ich denke, vom Standpunkt von Frauen aus war es eine großartige Sache."

Die Verurteilung Weinsteins war in vielen Zeitungen das Titelthema.
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Ein Geschworenengericht in New York hatte Weinstein am Montag in zwei Fällen der Vergewaltigung und der schweren sexuellen Nötigung schuldig gesprochen. Dem "Pulp Fiction"-Produzenten drohen damit zwischen 5 und 29 Jahren Haft. Das Strafmaß soll am 11. März verkündet werden, der Vorsitzende Richter ordnete bis dahin eine Unterbringung Weinsteins in Haft an.
Wegen Brustschmerzen wurde der 67-Jährige jedoch erst einmal in ein Krankenhaus nach Manhattan verlegt. Seine Anwälte haben Rechtsmittel gegen die Verurteilung angekündigt.
"Ich war kein Fan von ihm"
Trump sagte nun in Neu-Delhi, er habe Weinstein nie "gemocht". "Ich war einfach kein Fan von ihm. Ich kannte ihn ein bisschen, nicht sehr gut."
Vielmehr seien die oppositionellen Demokraten Anhänger Weinsteins gewesen, sagte der Präsident. Die frühere First Lady Michelle Obama und die Trump 2016 unterlegene Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton hätten Weinstein "geliebt". Außerdem habe der einstige Hollywood-Mogul den Demokraten "enorme" Geldbeträge gegeben. Weinstein hatte in der Vergangenheit Geld für die Demokraten gespendet. Das hat Hillary Clinton auch eingeräumt.
Trump selbst ist in der Vergangenheit immer wieder für seinen Umgang mit Frauen angegriffen worden. Zahlreiche Frauen werfen dem Präsidenten frühere sexuelle Übergriffe vor. Die bekannte US-Kolumnistin E. Jean Carroll beschuldigt Trump, sie Mitte der 90er-Jahre vergewaltigt zu haben. Für Aufsehen sorgte eine im Präsidentschaftswahlkampf 2016 bekannt gewordene frühere Äußerung Trumps, als Prominenter könne er alles mit Frauen machen - auch ihnen in den Intimbereich greifen.
Ein Reporter hakt nach
Internetnutzer machten nach Trumps Äußerungen zum Fall Weinstein auf die Vorwürfe gegen den Präsidenten aufmerksam. Sie hoben auch hervor, dass Trump auf eine erste Reporter-Frage zum Schuldspruch gegen den Ex-Produzenten zunächst betonte, dass er Weinstein nicht gemocht habe und auf dessen frühere Nähe zu den Demokraten abzielte. Erst auf die Nachfrage eines weiteren Journalisten sprach Trump dann von einem Sieg für Frauen und einer wichtigen Botschaft.
Der Schuldspruch gegen Weinstein gilt als großer Sieg für die "Metoo"-Bewegung gegen sexuelle Gewalt gegen Frauen. Mehr als 80 Frauen, darunter viele bekannte Schauspielerinnen, haben dem Gründer des Miramax-Filmstudios inzwischen sexuelles Fehlverhalten vorgeworfen. Die juristische Aufarbeitung ist aber schwierig. Viele Fälle sind verjährt, häufig gingen die betroffenen Frauen nicht zur Polizei.
Clinton bei der Berlinale
Hillary Clinton weilte unterdessen in den vergangenen Tagen in Berlin, um auf der dortigen Berlinale ihre Doku-Serie "Hillary" zu präsentieren. Auf einer Pressekonferenz wurde sie jedoch nicht nur dazu befragt, sondern auch zu Weinstein und Trump.
Mit Blick auf den früheren Filmproduzenten sagte sie: "Das Urteil der Jury spricht wirklich für sich. Es war Zeit für eine Abrechnung." Mit Blick auf Trump machte sie dagegen deutlich, dass sie jeden demokratischen Kandidaten bei den bevorstehenden US-Wahlen am 3. November 2020 unterstützen werde - egal, wer bei den Vorwahlen in ihrer Partei das Rennen machen werde. Ihre Priorität sei es, Trump "in den Ruhestand" zu schicken.
Quelle: ntv.de, vpr/AFP/spot