Harry, William und der Rest Was ändert sich für die einzelnen Royals?
09.09.2022, 12:41 Uhr
Ohne die Queen ist für die übrige Familie nichts mehr wie zuvor.
(Foto: IMAGO/ZUMA Wire)
Mit dem Tod von Queen Elizabeth II. hat das zweite elisabethanische Zeitalter ein Ende gefunden. Die Mitglieder des Königshauses müssen sich nun für die nächste Ära in der Geschichte Großbritanniens um König Charles III. neu gruppieren und für ihre neuen Aufgaben wappnen. Für die einzelnen Royals stehen somit teils massive Veränderungen an.
Charles
In jenem Moment, in dem Elizabeth II. für immer die Augen schloss, wurde ihr ältester Sohn Charles automatisch König. Er hat sich entschieden, den Namen König Charles III. anzunehmen. Sämtliche Rechte und Pflichten der Krone liegen ab sofort bei ihm.
Der 73-Jährige ist damit aber nicht nur Staatsoberhaupt in Großbritannien, sondern zusätzlich auch in 14 anderen Commonwealth-Staaten, darunter Australien und Kanada. König Charles III. ist Leiter des 56-köpfigen Commonwealth, auch wenn das keine erbliche Position ist. Vielmehr wurde seine Nachfolge bereits 2018 bei einem Treffen von Führern des Commonwealth in London vereinbart.
Er ist neuer Chef der britischen Streitkräfte, der Justiz und des öffentlichen Dienstes und er ist der Oberste Gouverneur der Church of England. Zudem werden künftig sämtliche Ehrungen wie beispielsweise die Ritterwürde in seinem Namen verliehen.
Das Vereinigte Königreich hat keine im Gesetz verankerte Verfassung, daher wird die Rolle der Monarchie eher durch Konventionen definiert. Der König hat die Pflicht, politisch unparteiisch zu bleiben, was bedeutet, dass er noch genauer unter die Lupe genommen wird, wenn er weiterhin die Ansichten zum Ausdruck bringt, für die er bekannt ist.
Charles hat sich bislang für alternative Medizin und Techniken des ökologischen Landbaus eingesetzt. 1984 kritisierte er die "Glasstümpfe und Betontürme" der modernen Architektur. Er warnt seit Jahrzehnten vor den Gefahren des Klimawandels. In den sogenannten "Black Spider"-Memos sprach er die Themen, die ihm am Herzen liegen, direkt gegenüber den Ministern an. In einer BBC-Dokumentation anlässlich seines 70. Geburtstags gab er zu, mit seinen Interventionen oft für Unruhe gesorgt zu haben. Aber er versprach, sich nicht in kontroverse Angelegenheiten einzumischen, sobald er König sei. Er werde innerhalb "der verfassungsmäßigen Parameter" operieren.
Seine Mutter hielt sich aus der Politik stets raus und äußerte sich zu keinem Thema in irgendeiner Weise öffentlich. So gelang es ihr, die Unterstützung der Bevölkerung und des Parlaments aufrechtzuerhalten, welches das einzige Organ ist, das die Macht hatte, sie zu entthronen. Was sie allerdings bei ihren regelmäßigen Audienzen mit den Premierministern - angefangen mit Winston Churchill - und Premierministerinnen hinter verschlossenen Türen besprach, ist nicht bekannt.
Diese Audienzen sind eine von mehreren verfassungsmäßigen Pflichten, denen König Charles III. nachkommen muss. Sie werden ihn in regelmäßigen Kontakt mit politischen Entscheidungsträgern bringen. Er ernennt den Premierminister, eröffnet parlamentarische Sitzungen, genehmigt Gesetze und offizielle Ernennungen, nimmt die Beglaubigungen ausländischer Botschafter entgegen und empfängt Staatsoberhäupter zu Staatsbesuchen.
Charles hat auch die Position als Oberhaupt der Nation eingenommen, was bedeutet, dass er zum Symbol nationaler Identität, Einheit und Stolz wird. Er steht für Kontinuität. Deshalb wird der Monarch nationale Veranstaltungen eröffnen und Gedenkfeiern leiten.
Auch alle offiziellen königlichen Residenzen, einschließlich Buckingham-Palast und Schloss Windsor, stehen nun unter seiner Kontrolle. Es gibt weitere Residenzen wie Balmoral in Schottland und Sandringham in Norfolk, die der Königin privat gehörten. Es ist noch offen, wem sie diese in ihrem Testament hinterlässt.
In jedem Fall ist Charles' Vermögen mit dem Tod seiner Mutter enorm gestiegen. Er erhält jetzt den Sovereign Grant, der die Kosten seiner Amtstätigkeit abdeckt und sich für das Geschäftsjahr 2021/2022 auf 86,3 Millionen Pfund - rund 100 Millionen Euro - belief. Er wird die Leitung der Royal Collection übernehmen, die eine der wertvollsten Kunstsammlungen der Welt umfasst. Und er übernimmt das Herzogtum Lancaster, ein riesiges Anwesen von mehr als 10.000 Hektar Land, erstklassige Immobilien in London und ein Portfolio von Investitionen. König Charles III. ist über Nacht zu einem der reichsten Männer Englands geworden.
Camilla
Jahrelang war unklar, welchen Titel Camilla, die Ehefrau von Charles, eines Tages innehaben würde. Als ihre Hochzeit im Februar 2005 bekannt gegeben wurde, hieß es in der offiziellen Erklärung: "Es ist beabsichtigt, dass Frau Parker Bowles den Titel HRH The Princess Consort verwenden sollte, wenn der Prinz von Wales den Thron besteigt." Das war ein klares Signal, dass sie den Titel der Königin nicht tragen würde.
Im Februar 2022 dann drückte Elizabeth II. zu Beginn ihres Platin-Jubiläumsjahres in einer Botschaft den Wunsch aus, dass ihre Schwiegertochter Queen Consort, Königsgemahlin, werden sollte, wenn Charles König wird. Etwas, das das Paar sehr begrüßte. Am selben Wochenende hieß es in einer von einem Sprecher veröffentlichten Erklärung, die zwei seien "berührt und geehrt von den Worten Ihrer Majestät".
Traditionell wäre der Wohnsitz des Königs und seiner Frau der Buckingham-Palast, doch schon 2011 berichtete die BBC, dass Charles erwäge, seinen gesamten Hof nach Windsor zu verlegen und den Buckingham-Palast in ein Veranstaltungszentrum umzuwandeln. Das wäre eine dramatische und kontroverse Veränderung, könnte aber von König Charles III. als neuem Chef tatsächlich durchgesetzt werden.
William und Kate
Bisher war Charles für die Kostenübernahme seines ältesten Sohnes Prinz William verantwortlich. Der hat jetzt den Titel seines Vaters als Herzog von Cornwall geerbt, der mit einem Nachlass einhergeht, der im vergangenen Jahr ein Einkommen von 23 Millionen Pfund - rund 26 Millionen Euro - einbrachte. Dieses Geld geht nun direkt an William.
Sein neuer Titel lautet HRH The Duke of Cornwall and Cambridge und die Tradition schreibt vor, dass er als Erster in der Thronfolge auch Prince of Wales werden wird. Doch das ist etwas, worüber der König eine gesonderte Ankündigung machen muss. Wenn er das tut, wird Catherine Ihre Königliche Hoheit, die Prinzessin von Wales und die Herzogin von Cornwall und Cambridge.
Es wird angenommen, dass William und Kate nicht planen, umzuziehen. Das Paar bleibt während der Schulzeit seiner drei Kinder im Adelaide Cottage in Windsor wohnen. Daher werden die ehemaligen Residenzen des Königs, einschließlich Clarence House und Birkhall in den schottischen Highlands, vermutlich leerstehen, bis Charles sie anderen Familienmitgliedern anbietet oder eine alternative Nutzung dafür findet.
Prinz George, Prinzessin Charlotte und Prinz Louis sind jetzt Ihre Königlichen Hoheiten Prinz George, Prinzessin Charlotte und Prinz Louis von Cornwall und Cambridge. Umgangssprachlich werden sie wahrscheinlich George, Charlotte und Louis von Wales benannt.
Harry und Meghan

Unwahrscheinlich, dass Harry und Meghan jemals nach Großbritannien zurückkehren.
(Foto: picture alliance/dpa)
Es ist unwahrscheinlich, dass Charles' zweitem Sohn Harry ein königliches Amt angeboten wird, es sei denn, er und seine Frau Meghan kehren zu ihren königlichen Pflichten zurück. Der König muss zudem erst noch bestätigen, dass sie Frogmore Cottage auf dem Windsor-Anwesen weiterhin nutzen dürfen, denn es ist Teil des königlichen Besitzes. Derzeit leben Harry und Megan mit Sohn Archie und Tochter Lilibet in Kalifornien, durften Frogmore während der Regierungszeit der Königin jedoch weiterhin ihren offiziellen Wohnsitz nennen.
Als Harry und Meghan Anfang 2020 bekannt gaben, von ihren königlichen Pflichten zurücktreten zu wollen, sagten sie, sie würden "daran arbeiten, finanziell unabhängig zu werden". Die Bedingungen der Trennung sahen vor, dass das Paar zwar immer Teil der Familie bleiben, aber seine HRH-Titel nicht mehr verwenden würde.
Als Enkel des Monarchen wird Archie nun automatisch zu Seiner Königlichen Hoheit Prinz Archie von Sussex, während Lilibet Ihre Königliche Hoheit Prinzessin Lilibet von Sussex ist. Ob sie diese Titel verwenden, wird sich erst zeigen, wenn ihre Eltern sie zum ersten Mal öffentlich erwähnen.
Andrew und der Rest der Familie
König Charles III. übernimmt auch die Verantwortung für die Verteilung von Rollen, Verantwortlichkeiten und Ressourcen an andere Mitglieder der königlichen Familie.
Er stand seinem Bruder Andrew schon nicht sehr nahe, bevor der wegen seiner Verbindungen zu Jeffrey Epstein von seinen königlichen Pflichten zurückgetreten war. Im Januar 2022 wurden ihm sein HRH- sowie andere mit Militär- und Wohltätigkeitsrollen verbundene Titel aberkannt. Stellt sich also jetzt die Frage, ob der neue König ihm weiterhin erlaubt, seine Wohnung im Buckingham-Palast zu nutzen und ihm finanzielle Unterstützung anbietet.
Dann gibt es da auch noch Charles' andere Geschwister, Prinzessin Anne und Prinz Edward, und entferntere Verwandte wie die Gloucesters und Kents. Er muss entscheiden, wie viel familiäre Unterstützung er benötigt, um seine Aufgaben zu erfüllen, und wem er sie anbieten möchte. Viele dieser Entscheidungen sollen bereits getroffen worden sein. Die ersten Anzeichen dafür, wo seine Loyalität liegt, wird man daran erkennen, wer welche Residenzen behalten darf und vor allem, wer ein Upgrade erhält.
Von Anne und Edward sowie dessen Frau Sophie, der Gräfin von Wessex, wird erwartet, dass sie ihre öffentlichen Pflichten nach Jahrzehnten hingebungsvollen Dienstes fortsetzen. Der neue König will den Kreis der aktiven Mitglieder des Königshauses aber auf jeden Fall wohl verkleinern, wie es vorab in Medienberichten hieß.
Quelle: ntv.de, nan