Unterhaltung

"Tatort"-Sequel mit Eidinger Willkommen auf der dunklen Seite

Trägt gerne auch mal Frauenklamotten und bedroht dabei Kommissare: Kai Korthals

Trägt gerne auch mal Frauenklamotten und bedroht dabei Kommissare: Kai Korthals

(Foto: NDR/Philip Peschlow)

Der tödlichste Briefträger der deutschen Fernsehgeschichte ist zurück und entführt nicht nur Borowski und Brandt an einen kälteren Ort: Auch so mancher Zuschauer dürfte nach 90 Minuten eine neue Sicht auf Zahnbürsten und Sicherheitsschlösser entwickelt haben.

Herzlich wenige Menschen dürften beim Gedanken an den Postboten über die Vorzüge von Einwegzahnbürsten nachdenken. Noch jedenfalls. Denn zumindest bei einigen wird sich das in den kommenden Tagen ändern. Der Grund dafür heißt Kai Korthals: Der wahrscheinlich einzige Briefträger, der sich in das kollektive Gedächtnis der deutschen "Tatort"-Zuschauer eingebrannt hat, ist zurück.

"Der stille Gast" wurde bei seiner Erstausstrahlung 2012 zu Recht als einer der besten "Tatorte" des Jahres gefeiert - was vor allem Lars Eidinger zu verdanken war, der den voyeuristischen Killer in Uniform mit Bravour spielte. Korthals geisterte ungesehen durch die Wohnungen fremder Frauen, um sich mit ihren Zahnbürsten die Zähne zu putzen oder an ihren Schuhen zu schnüffeln - und leckte gar am Laugengebäck von Kommissarin Brandt (Sibel Kekili). Wenn er dann doch mal gesehen wurde, mordete er eben: neues Spiel, neues Glück. Dass sich Korthals auf der anderen Seite aber hingebungsvoll um das Baby einer heroinsüchtigen Hure kümmerte, verlieh dem Charakter eine unheimliche und merkwürdig verdrehte Tiefe. Am Ende verschwand Korthals, von Kommissar Borowski (Axel Milber) schwer verletzt, spurlos.

"Sie sind so schön und so böse"

Ein offenes Ende, dass die ARD schlicht und einfach nicht ungenutzt liegenlassen konnte: "Die Rückkehr des stillen Gastes" zieht Borowski und Brandt zurück in den Mahlstrom des Wahnsinns, aus dem sie damals nur mit aller Mühe und einem ganzen Bündel frischer Traumata entkommen waren. Eine junge Frau wird verwirrt und schwer psychotisch neben einer Kühltruhe an der Kieler Förde gefunden. Als sie auf dem Revier ihren Peiniger malt, weiß Kommissarin Brandt sofort, mit wem sie es zu tun hat: "Diese Augen: Sie sind so schön und so böse".

Für die beiden Ermittler ist die Jagd auf Korthals aus verschiedenen Gründen eine sehr persönliche Angelegenheit: Während Brandt beim letzten Mal fast selbst zu einem seiner Opfer wurde, greift der kinderliebe Killer diesmal Borowski an seiner empfindlichsten Stelle an - und offenbart eine ungeahnt emotionale Seite an dem sonst so kühlen Kommissar. Man könnte auch sagen: Je tiefer Borowski in Korthals' Kosmos eindringt, desto ähnlicher wird er ihm.

"Die Rückkehr des stillen Gastes" ist ein aufreibender und  düsterer Thriller, der so packend erzählt wird, dass man die paar Ungereimtheiten schon nach wenigen Minuten vergessen hat: Dass Borowskis eigentlich schon längst aus den Drehbüchern herausgeschriebene Freundin Frieda Jung (Maren Eggert) plötzlich ohne jede Erklärung wieder mit an Bord ist stört ebensowenig wie die Tatsache, dass Sibel Kekilli immer noch nicht schauspielern kann. Die fast schon symbiotische Beziehung zwischen Korthals und Borowski zieht den Zuschauer einfach zu sehr in den Bann. Und die Erkenntnis, dass beide am Ende gar nicht so viel voneinander trennt: "Ich wollte immer Verbrecher werden", sagt Borowski einmal - es klingt plausibel.

Quelle: ntv.de

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