Kino

"Mr. Morgan's Last Love" Mann und Frau können doch Freunde sein

Zwei einsame Seelen finden aneinander Halt: Matthew und Pauline in "Mr. Morgan's Last Love".

Zwei einsame Seelen finden aneinander Halt: Matthew und Pauline in "Mr. Morgan's Last Love".

(Foto: Senator)

Gibt es Freundschaft zwischen Mann und Frau? Vor allem: zwischen einem alten Mann und einer jungen, schönen Frau? Viele Menschen bestreiten das und vermuten niedrige Beweggründe: Er will Sex, sie will sein Geld. Doch Matthew Morgan ist kein Lustgreis - er ist nur einsam.

 "Wenn man Glück hat, dann begegnet man einem Menschen, der all die Liebe haben will, die man geben kann. Und wenn man diesen Menschen verliert, denkt man, alles andere müsste ebenfalls enden." So beschreibt Matthew Morgan (Oscar-Preisträger Michael Caine) im Film "Mr. Morgan's Last Love" seine Verfassung.

(Foto: Senator)

Der ehemalige College-Professor aus den USA lebt etwas verloren in Paris vor sich hin, seit seine Frau Joan (Jane Alexander) vor einigen Jahren gestorben ist. Er spricht kaum französisch, das musste er vorher auch nicht, hat seine Frau für ihn gemacht, nun muss es auch ohne gehen. Stur und störrisch geht er seine Wege ab und lebt sein Leben, mithilfe seiner Haushälterin und anderer freundlicher Pariserinnen funktioniert das auch.

Warum verlässt Matthew Frankreich nicht, geht zurück in die USA zu seiner Familie? Der Witwer kann sich nicht trennen von dem Ort, an dem seine geliebte Joan gestorben ist, von den Orten, an denen sie zusammen glücklich waren, von ihrem Haus am Meer, in Saint-Malo, das schon so lange leer steht. Er kann nicht loslassen, aber glücklich ist er hier nicht. Der Lebensmut ging ihm verloren - bis er Pauline ("Harry Potter"-Star Clémence Poésy) trifft. Die junge, hübsche Französin ist ebenso verloren wie er, ebenso einsam - ihre Eltern starben bei einem Verkehrsunfall, als sie 15 war. In Matthew sucht sie einen Vaterersatz, die familiäre Geborgenheit, die sie so lange vermisst hat: "Ich dachte, dass du niemanden hast, so wie ich auch niemanden habe. Ich dachte, wir beide könnten eine Familie sein", hofft Pauline.

"Französische Schlampe"

Matthew macht Kummer: Seine Kinder Miles (Justin Kirk) und Karen (Gillian Anderson) sind extra aus den USA angereist.

Matthew macht Kummer: Seine Kinder Miles (Justin Kirk) und Karen (Gillian Anderson) sind extra aus den USA angereist.

(Foto: Senator)

Aber Matthew hat schon eine Familie - eine Tochter, einen Sohn, Enkel - und in der fehlt ebenjene Geborgenheit, es kracht und kriselt gewaltig. Die Konflikte brechen so richtig aus, als Sohn Miles (Justin Kirk) und Tochter Karen ("Akte X"-Star Gillian Anderson) nach Paris kommen - nach einem missglückten Selbstmordversuch von Matthew. Am Krankenbett treffen sie auf Pauline und begegnen ihr mit großem Misstrauen - was will die "französische Schlampe" von ihrem Vater? Es kann ihr doch nur um sein Geld gehen ... In ihrer ignoranten Haltung können sie nicht erkennen, was Pauline für Matthew ist - eine gute Freundin. Unvorstellbar für sie: eine Freundschaft zwischen (junger) Frau und (altem) Mann.

Bei all den gegenseitigen Vorwürfen und Auseinandersetzungen brechen alte Wunden auf - Matthew räumt ein, ein "lausiger Vater" (gewesen) zu sein - er hätte gar keine Kinder gewollt, hätte sie nur Joan zuliebe bekommen. Und ein anderes schreckliches Geheimnis, lange gehütet, kommt ans Licht. Nach einigen überraschenden Wendungen, Versöhnungen und neuen Konflikten nimmt der Film ein lebensnahes Ende: schön und traurig, hoffnungsvoll und wehmütig zugleich.

Voller Sarkasmus

Aus dieser Konstellation - einsamer, verwitweter Amerikaner trifft in Paris auf junge Französin, die ihm seinen Lebensmut zurückgibt - hätte man eine kitschtriefende Tränendrüsen-Geschichte machen können. Die deutsche Regisseurin Sandra Nettelbeck schafft es aber, diese Kitsch-Klippe zu umschiffen. (Sie hat auch das Drehbuch zu der deutsch-belgischen Koproduktion geschrieben. Der Roman "La Douceur Assassine" von Francoise Dorner, der in Deutschland 2007 unter dem Titel "Die letzte Liebe des Monsieur Armand" erschienen war, diente ihr dabei als Vorlage.)

Es gibt zwar jede Menge schöner Bilder und auch rührender Momente, aber der herrliche sarkastische Humor von Matthew haut immer wieder dazwischen; die großen Konflikte und die kleinen Geschichten am Rande sind wie aus dem Leben gegriffen. Es fallen harte Worte - und oft ist der Film auch lustig (etwa, wenn die Verkäuferinnen am Imbiss ihn ob seiner mangelnden Französisch-Kenntnisse verarschen). Und wenn es doch mal sentimental oder romantisch wird: Ist das Leben nicht manchmal so? Doch, ist es. Vor allem, wenn es um Liebe, um große Gefühle, um Verlust geht. Und um echte Freundschaft.

"Mr. Morgan's Last Love" ist seit dem 31. Januar 2014 auf DVD/Blu-Ray erhältlich - bei Amazon bestellen

Quelle: ntv.de

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