Kino

"Jupiter Ascending" mit Mila Kunis Dieses Aschenputtel ist auf Speed

Mila Kunis und Channing Tatum spielen Jupiter und ihren Helden Caine.

Mila Kunis und Channing Tatum spielen Jupiter und ihren Helden Caine.

(Foto: 2015 WARNER BROS. ENT. INC./VILLAGE ROADSHOW FILMS NORTH AMERICA INC./RATPAC-DUNE ENT. LLC)

"Matrix" im Weltraum: Die Wachowski-Geschwister erzählen in "Jupiter Ascending" die Geschichte einer Putzfrau, die zur Königin des Universums wird. Es ist ein Action-Märchen mit tollen Bildern und einfacher Moral. Mehr fällt ihnen leider nicht ein.

Die Ausbeutung des Menschen, seine radikale Nutzbarmachung durch ein verborgenes, mächtiges System sind ein bleibendes Thema in den Filmen der Wachowski-Geschwister. Schon in ihrem größten Erfolg "Matrix" war der Mensch nicht mehr als ein Energielieferant für Maschinen, die den Lebewesen eine heile Welt suggerieren. In der groß angelegten Literaturverfilmung "Cloud Atlas" ließen Andy und Lana Wachowski sowie Tom Tykwer in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft Gut gegen Böse gegeneinander antreten - verbunden durch die Idee der Reinkarnation.

Am Computer entstanden fantastische Welten aus den Weiten des Alls.

Am Computer entstanden fantastische Welten aus den Weiten des Alls.

(Foto: 2015 WARNER BROS. ENT. INC./VILLAGE ROADSHOW FILMS NORTH AMERICA INC./RATPAC-DUNE ENT. LLC)

In ihrem neuen Film "Jupiter Ascending" gehen die beiden Wachowskis diesen Weg konsequent fort, nur dass sie diesmal nicht Epochen durchschreiten, sondern Räume, genauer: das Weltall. Allein sind wir nach dieser Lesart jedenfalls nicht in den Weiten des Universums. Die von unterentwickelten Menschen bevölkerte Erde ist nur der winzige Teil eines Imperiums.

Dort liegt auch der Ursprung der Menschheit: Der Genpool wurde einst vom königlichen Geschlecht der Abrasax' auf die Erde gebracht (wie auch auf unzählige andere Planeten). Der Grund ist sehr eigennützig: Hat die Bevölkerung eines Planeten einen gewissen evolutionären Grad erreicht, wird sie "geerntet". Die Menschen, die davon nichts ahnen, werden verwertet für ein Serum, das der königlichen Familie auch nach Zehntausenden Jahren noch als Jungbrunnen dient - die "Matrix" lässt grüßen.

Intrigenstadl im Universum

Doch die genetische Ähnlichkeit von Menschen und Aliens birgt eine Gefahr für die Machthaber. Das merkt eines Tages Jupiter Jones (Mila Kunis), der bei ihrer Geburt bereits ein großes Schicksal vorausgesagt wurde. Sie ist das genetische Ebenbild der Mutter jener alten Königslinie der Abrasax, eine Art Reinkarnation, weshalb sie Anspruch auf die Herrschaft über das Universum hat. Nur weiß Jupiter das noch nicht, sie arbeitet schließlich als Putzfrau in Chicago.

Eddie Redmayne darf endlich auch mal einen Bösewicht spielen - und spart nicht an Pathos.

Eddie Redmayne darf endlich auch mal einen Bösewicht spielen - und spart nicht an Pathos.

(Foto: 2015 WARNER BROS. ENT. INC./VILLAGE ROADSHOW FILMS NORTH AMERICA INC./RATPAC-DUNE ENT. LLC)

Die Kinder der inzwischen verstorbenen Alien-Königin entdecken jedoch die Gleichheit, wollen Jupiter für sich nutzen und sie zur Not ausschalten, falls sie ihr hedonistisches System stört. Zwischen dem rücksichtslosen Balem (teuflisch: Eddie Redmayne), Kalique (Tuppence Middleton) und Titus (Douglas Booth) entbrennt ein Kampf um die junge Frau. Mitten in diesen Intrigenstadl gerät der genmanipulierte Söldner Caine Wise (blondiert: Channing Tatum), der in Titus' Auftrag Jupiter entführen und vor den Häschern Balems beschützen soll. So lernt Jupiter holterdiepolter erst die Aliens kennen, dann das Weltall und schließlich die moralischen Abgründe des Universums, in dem es auch nur um Geld und Macht geht.

Und die Wachowskis verbinden wieder einmal Gesellschaftskritik mit Philosophie, Science-Fiction mit Action und Fantasy mit Kitsch. Ein bunter Reigen entfaltet sich auf der Leinwand, fantasievoll und märchenhaft einerseits, rasant und explosiv andererseits. Der Film ist ohne Frage ein Augenschmaus, gemacht für die große Leinwand, mit unzähligen Spezial- und 3D-Effekten. Dass er optisch so stimmig wirkt, ist sicher den alten Wegbegleitern der Geschwister zu verdanken: den Special-Effects-Experten Dan Glass und John Gaeta sowie der Kostümbildnerin Kym Barrett, die alle schon bei "Matrix" an Bord waren.

Ab und zu kippt der Film allerdings ins Kitschige.

Ab und zu kippt der Film allerdings ins Kitschige.

(Foto: 2015 WARNER BROS. ENT. INC./VILLAGE ROADSHOW FILMS NORTH AMERICA INC./RATPAC-DUNE ENT. LLC)

Doch wieder einmal überschreiten die Filmemacher die Grenze zum Kitsch. Den märchenhaften Aufstieg des kloputzenden Aschenputtels, das sich aufgrund zufälliger genetischer Gleichheit plötzlich als Königin des Universums wiederfindet, muss man erstmal verdauen. Genau wie die Idee, dass Menschen lediglich das Zuchtvieh anderer Mächte sind. Das hatte in "Matrix" mit seiner digitalen Traumwelt noch sehr viel Reiz. Hier wirkt die Thematik, die inzwischen auch andere Filme aufgegriffen haben, wie eine billige Ausrede, um den Figuren eine Motivation zu bieten. Konsequent durchdacht ist sie jedenfalls nicht.

Von schnell bis atemberaubend

Hat man diese Unstimmigkeiten aber akzeptiert, kann man sich auf etwas mehr als zwei Stunden gelungene Unterhaltung freuen. "Jupiter Ascending" bietet eine breite Palette an Stilen, von sehr schnellen Verfolgungsjagden und Schießereien über unfreiwillig komische Romantik bis zum atemberaubenden Weltraumabenteuer. Sehr, sehr viele Ideen prasseln in hoher Geschwindigkeit auf die Zuschauer ein. Manche sind hanebüchen, manche bizarr, andere aber großartig - etwa der ironische Blick auf die mysteriösen Kornkreise oder die undurchdringliche Bürokratie auf dem Heimatplaneten des Weltraum-Adels.

Dass Terry Gilliam hier in einer kleinen Rolle zu sehen ist, verwundert wenig. Etliche Szenen und Setdesigns sind Anspielungen auf andere Filme, von Gilliams "Brazil" über "Star Wars" bis zu Bruchtal aus dem "Herrn der Ringe". Oder sollte man sagen: Eine ganze Reihe anderer Filme wurde für Ideen geplündert?

Auch auf der philosophischen Ebene ist "Jupiter Ascending" im Vergleich zu seinen Vorgängern ein Rückschritt. "Matrix" war stilbildend (sieht man mal von den Fortsetzungen ab). Auch "Cloud Atlas" wirkte homogener und konsequenter - weil es eine Literaturvorlage gab. Die Aussage des neuesten Werkes der Wachowski-Geschwister ist dagegen recht simpel. So simpel, dass kaum etwas davon hängen bleibt. Ganz im Gegensatz zu den Bildern, die die beiden Regisseure auf die Leinwand zaubern. Dieses Ungleichgewicht drückt den Film letztlich ins Mittelmaß.

"Jupiter Ascending" startet am 5. Februar in den deutschen Kinos.

Quelle: ntv.de

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