Kino

Robocop reloaded "Euer f***cking hero Gary Oldman"

Gary Oldman - eine Klasse für sich.

Gary Oldman - eine Klasse für sich.

(Foto: AP)

Vor 27 Jahren sah das, was Regisseur Paul Verhoeven in seinem Film "RoboCop" zeigte, noch nach Zukunftsmusik aus. Inzwischen ist vieles, was damals unvorstellbar schien, wahr. Das macht José Padilhas Remake, das kein Remake sein will, jedoch nicht weniger spannend.

Darum geht es in "RoboCop"

In "RoboCop" spielt Oldman eine Vaterfigur, eine Art Frankenstein mit Herz, ein verführter Forscher, dem man abnimmt, dass er in seinem tiefsten Innern nur das Beste will. Auch, als er aus dem Polizisten Alex Murphy (Joel Kinnaman), der bei einem Anschlag so schwer verletzt wird, dass fast nichts mehr von ihm übrig ist, eine "Mensch-Maschine", eben einen RoboCop, macht.

Im von Verbrechen verwüsteten Detroit des Jahres 2028 versucht Dr. Dennett Norton (Gary Oldman) den perfekten Polizisten zu schaffen: einen Gesetzeshüter, der halb Mensch und halb Roboter ist. Als Murphy im Krankenhaus erwacht, wird ihm nach einer Weile klar, dass er als unverwundbarer und gleichzeitig kontrollierbarer Prototyp dieser Erfindung den Reichtum der Firma OmniCorp, dem globalen Marktführer für Robotertechnologie, vervielfachen soll.

Aber auch, dass er seine Frau und seinen Sohn nie wieder in die Arme nehmen kann, und mit dieser Sache hat der Konzern nicht gerechnet: Sein "Produkt" besteht, zumindest in Teilen, aus einem menschlichen Wesen, das sich nicht vollständig kontrollieren lässt. RoboCop hat Gefühle, der Mann hinter der Maske hat eine Familie und er führte ein wahnsinnig durchschnittliches, wunderschönes, normales Leben, das er nun eintauschen muss gegen etwas, das er nie wollte. Der Konflikt, in den sein "Macher", seine Vaterfigur und sein Mentor Dr. Norton gerät, wird von Gary Oldman überzeugend dargestellt.

Ein Treffen mit Gary Oldman - wie herrlich! Der Mann, den viele noch aus ganz alten Zeiten kennen ("Sid und Nancy") und dann aber vor allem mit Rollen in "JFK - Tatort Dallas", "Bram Stoker’s Dracula", "Das Fünfte Element", "Air Force One", "Harry Potter", "The Dark Knight" und zu guter Letzt auch mit der Romanverfilmung "Dame, König, As, Spion" in Verbindung bringen, ist viel kleiner, zarter und reizender, als man ihn sich so vorstellt. Warum eigentlich? Weil er schon oft den Bösewicht gegeben hat? Vielleicht.

n-tv.de traf Gary Oldman in Paris im vornehmen Hotel George V. und sprach mit ihm über Macarones, Kinder und Roboter. Mit im Raum: Abbie Cornish, die weibliche Hauptfigur und Frau des umgebauten Polizisten, die sich in ihrem sehr engen Kleid gar nicht wohlfühlte, vor allem, weil diese furchtbar leckeren Patisserien auf dem Tisch standen.

Abbie Cornish: Wenn ich gewusst hätte, dass es Macarones gibt, oh mein Gott, ich L-I-E-B-E Macarones. Ich dachte, es gibt bloß Croissants.

Gary Oldman: Entschuldige, meine Liebe, wir sind hier in Frankreich (lacht).

Cornish: Ich werde nie wieder abreisen! (lacht)

n-tv.de: Wo wir gerade über Süßes sprechen - was war für Sie beide jeweils das Beste an Ihren Rollen?

Oldman: Ladies first …

Cornish: Was ich am faszinierendsten an Clara Murphy fand, war ihre Stärke, ihre  Liebe zu ihrer Familie, und dass sie so unglaublich bodenständig und intelligent sein durfte. Sich in eine solche Rolle hineinzuversetzen ist einfach großartig.

Oldman: Das Tollste an meiner Rolle war, dass sich dieser Norton auf eine Reise begibt, eine Reise zu sich selbst. Und zwar gegen seinen Willen. Am Anfang möchte er ja nichts mit der ganzen Sache zu tun haben. Ethisch und moralisch wird er immens herausgefordert, und am Ende übernimmt er Verantwortung. Und das ist eine Sache, die eigentlich keiner gerne macht, Verantwortung übernehmen, wenn’s eng wird. Er wird dadurch ein richtiger Held.

Joel Kinnaman und Abbie Cornish als Ehepaar - oder Mr. und Mrs. Robocop.

Joel Kinnaman und Abbie Cornish als Ehepaar - oder Mr. und Mrs. Robocop.

(Foto: dpa)

Cornish: Ja, deine Rolle durchlebt eine riesige Entwicklung, das ist echt der Hammer!

Oldman: Das hat mich auch sehr gefreut, als ich das Drehbuch bekam, vor allem, weil ich so reizende Kollegen um mich hatte (lacht).

Regisseur José Padilha ist ein Dokumentarfilmer, dies ist sein erster Spielfilm.  

Oldman: Ja, und er ist sehr genau. Es war nicht leicht, diesen Film zu machen, denn er hat eine Menge Botschaften, vor allem politische Botschaften. Und außerdem ist das Original (Anm.d.Red.:von Paul Verhoeven, 1987) ja bereits brillant. Es sollte eine Weiterentwicklung geben in dem Film, nicht nur ein einfaches Remake.

Cornish: José ist so ein intelligenter Mensch. Er hat unzählige Bücher gelesen, oh mein Gott, wow!!! Er liest alles, Mathematikbücher, Physik, er empfiehlt auch gerne Bücher …. Er hat nicht nur einen guten Instinkt, nein, José hat irre viel Leidenschaft und Gefühl, und obendrein ist er auch noch eine Intellektueller. (lacht) Er ist ein sehr politischer Mensch, sehr gut vernetzt …  

Die Geschichte kommt einem nicht so vor, als würde sie in einer sehr weit entfernten Zukunft spielen, sie wirkt sehr nahe, sehr realistisch …

Oldman: Ja, als ich hörte, dass er dieses Remake machen will, dachte ich nur: Oh nein, bitte nicht schon wieder ein Remake! Alles heutzutage ist doch ein Remake! Dieser Song, dieses Bild, dieser Stuhl! Aber dieser Film ergibt Sinn.

Cornish: Oh ja, total.

Oldman: Denn diese Science-Fiction-Geschichte ist zu Science-Fact geworden, verstehen Sie, zu einer Tatsache! Wir sind der ersten Version von Robocop in den letzten 25 Jahren doch sehr nahe gekommen. 1987, als der erste Robocop gedreht wurde, hätte sich niemand vorstellen können, dass es Drohnen geben wird. Dass es Ersatzteile für Körperextremitäten gibt. Als ich mich mit dieser Rolle auseinandergesetzt habe, war ich erstaunt, wie viel es von dem inzwischen gibt, wovon man 1987 nicht zu träumen wagte.

Wie weit darf Wissenschaft denn gehen? Rechtfertigt der Fortschritt jede Weiterentwicklung?

Cornish: Das ist eine schwierige Frage: Nein, Wissenschaft rechtfertigt nicht alles, aber es gibt gewisse Aspekte, die einen sehr nachdenklich stimmen. Es geht dann um Fragen wie Menschenrechte, Rechte für Tiere, wir könnten stundenlang darüber reden. Und jeder Einzelne von uns hat ganz andere Empfindungen und Bedürfnisse, wie weit Wissenschaft für ihn persönlich gehen könnte.

Oldman: Ja, wenn ich zum Beispiel einen Arm verlieren würde, dann wäre ich natürlich sehr glücklich, wenn man mir einen neuen anpassen könnte. Möglichst einen, der echt aussieht und etwas fühlt. Was die Forschung vorher dafür für Experimente machen musste, will ich dann vielleicht gar nicht wissen. Ich würde doch alles dafür geben, wenn ich wieder einen Arm hätte.

Cornish: Der Fortschritt ist wirklich unglaublich! Wie hieß der Mann nochmal, der mit seinen Prothesen bei den Olympischen Spielen gelaufen ist?

Sie meinen den Fastest Man On No Legs, Oscar Pistorius, aus Südafrika …

Cornish: Ja, ich meine, der ist doch unglaublich.

Er ist des Mordes angeklagt …

Cornish: Oh. (Pause) Oh, das wusste ich nicht. Naja, jedenfalls war der doch unglaublich.

Ja, so unglaublich, dass andere, die Beine haben, sich übervorteilt sahen, da sie meinten, seine Prothesen würden ihn schneller machen als jeden anderen, gesunden Läufer.

Oldman: Wie bizarr! Die Menschen sind schon merkwürdig. Da kann man doch nicht neidisch sein. (lacht)

In dieser Version von Robocop sind Sie bzw. Ihre Rolle sehr viel feinfühliger als der Wissenschaftler in der Original-Version. Dort war er mehr ein Dr. Frankenstein, jetzt gehen Sie ganz anders an die Sache heran.

Oldman: Ja, die ursprüngliche Version des Arztes war tatsächlich von der Frankenstein-Geschichte inspiriert. Und etwas ist ja auch noch immer davon übrig, auch wenn es jetzt mehr "Hollywood" hat (lacht). Ich würde sagen, Alex Murphy und ich haben eher eine Vater-Sohn-Beziehung. Und er kommt ungewollt in diese Position. Er ist kein Künstler, nein, aber er hat etwas Künstlerisches. Und er ist sehr emotional.

Haben Sie sich die alte Version zur Vorbereitung denn einmal angeguckt?

Cornish: Einmal? Dutzende Male! Ich habe Brüder, und ich dachte damals, dass meine Brüder die coolsten Typen auf der Welt sind. Also habe ich mit ihnen Robocop gesehen.

Und jetzt finden Ihre Brüder natürlich, dass ihre Schwester die Coolste ist, denn sie spielt die Frau von Robocop!

Cornish: Ach, geht so. Der Star in unserer Familie ist mein jüngster Bruder. Wir nennen ihn "das Goldkind" - er ist einfach perfekt. Nach wie vor. Denen ist egal, ob ich mit Gary Oldman spiele, oder mit Samuel L. Jackson oder Michael Keaton. (lacht) Mir aber nicht, mir ist nicht egal, mit wem ich spiele. (lacht und guckt zu Gary Oldman)

Er kann die Welt retten - will er das aber auch?

Er kann die Welt retten - will er das aber auch?

(Foto: dpa)

Oldman: Gerade noch die Kurve gekriegt.

Cornish: Ja, aber mein absoluter Favorit am Set war mein Filmsohn, John Paul Ruttan, durch ihn habe ich mich sehr geerdet gefühlt, obwohl ich keine Mutter bin.

Sie haben sich sicher gefragt: Was würde ich in Claras Situation tun? Würde ich wollen, dass mein Mann als Roboter weiter lebt?

Cornish: Oh ja, eine furchtbare Frage. Ich habe mit vielen Menschen darüber gesprochen. Aber ich glaube, die meisten würden so reagieren wie Clara. Wenn Ihr über alles geliebter Mann oder Ihr einziges Kind auch nur eine winzige Überlebenschance hätte, dann würden Sie doch wohl alles dafür geben, diese wahrzunehmen, oder?

Mit großer Wahrscheinlichkeit, ja.

Cornish: Ich bin keine Mutter, und ich bin auch nicht verheiratet, aber alle Mütter haben mir gesagt, dass sie buchstäblich ALLES geben und tun würden, um ihre Familie am Leben zu erhalten. Er besteht nachher gar nicht mehr die Frage, ob oder ob nicht. Es geht nur noch darum, dass man weitermachen will. Und darum, dass die Hoffnung zuletzt stirbt.

Sie entwickeln in der Rolle ja auch eine große Stärke.

Ja, weil ich für meinen Mann kämpfe! Weil ich meinen Sohn beschützen will. Ich bin nicht nur eine trauernde Frau, sondern eine Frau, die etwas bewegen will. Auch wenn meine Rolle nur eine kleine ist. Aber in diesem Film geht es vor allem um politische Dimensionen. Und um Action. (lacht)

Aber die Familiengeschichte macht die Story greifbarer, menschlicher, oder?

Oldman: Ja, auf jeden Fall. Absolut richtig. Die Menschlichkeit ist das wichtigste. Wir fragen uns doch immer, was würde ein Mensch, zum Beispiel die Witwe eines Soldaten nicht alles geben, um ihren Mann lebendig wiederzuhaben?

Alles!

Oldman: Ja, richtig, alles, und nur darum geht es. Ein ganz schwieriges Thema.

Ich habe gelesen Sie hätten gesagt: "Im Leben aller Eltern kommt unweigerlich der Tag, an dem sie eine Enttäuschung für ihre Kinder darstellen". Stimmt das? Ich versteh' den Satz nicht so ganz …

Oldman: Ich auch nicht (lacht). Das habe ich auch nie so gesagt. Was ich gesagt habe war: "Das einzige, was man auf jeden Fall als Eltern vermeiden will ist, seine Kindern zu enttäuschen." Denn so geht mir das im Film ja auch mit Alex, den will ich auf keinen Fall enttäuschen! Wissen Sie, ich war eine Weile ein alleinerziehender Vater, und alles was ich wollte, war ihr f***cking Hero zu sein!! (lacht) Sie zu enttäuschen wäre das Schlimmste gewesen! Und mein Dr. Norton ist am Boden zerstört, als er bemerkt, dass er nicht Alex‘ Held ist.

Mit Abbie Cornish und Gary Oldman sprach Sabine Oelmann

"Robocop" starte am 6. Februar 2014 in den deutschen Kinos

Quelle: ntv.de

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