Kino

Das Blut des Schwächeren "High Rise", ein düsteres Märchen aus Beton

Tom Hiddleston spielt in "High Rise" die Hauptrolle: Dr. Robert Laign.

Tom Hiddleston spielt in "High Rise" die Hauptrolle: Dr. Robert Laign.

(Foto: DCM Filmdistribution)

Robert Laing ist erfolgreich, durchtrainiert, alleinstehend und der neueste Bewohner eines ganz besonderen Hochhauses. Der Film "High Rise" illustriert, wie ein soziales Experiment hinter Betonfassade zum Klassenkampf wird und in der Katastrophe endet.

Was heißt schon Gott spielen? Anthony Royal (Jeremy Irons) wollte eine bessere Welt schaffen, als er mit einem Bauprojekt begann, dessen erste und letzte Bewohner Phase eins im Hochhaus nicht überleben werden. James Graham Ballards Roman "High Rise" von 1975 galt lange als unverfilmbar. Regisseur Ben Wheatley ist es nun endlich gelungen, das Projekt auf die Leinwand zu bringen.

Vor dystopischer Betonkulisse mischen sich technologischer Fortschritt und menschliche Abgründe. Die verschiedenen Etagen werden von verschiedenen gesellschaftlichen Schichten bewohnt - je höher ein Apartment gelegen ist, desto illustrer der Bewohner. Dr. Robert Laing, gespielt vom derzeitigen Überflieger Tom Hiddleston, zieht irgendwo in der oberen Mitte ein.

ABBA übertönen die Anarchie

Laing ist alleinstehend und vielleicht gerade deshalb gewillt, sich zu den Bewohnern des Hochhauses zu sortieren. Ob was im Dachgarten der Eheleute Royal, zwischen Pferd und Science-Fiction-Büro los sein könnte, wo alles ein bisschen danach aussieht, als hätte Alice im Wunderland ein Make-Over à la Marie Antoinette bekommen? Oder beim wütenden Mob, der sich unterversorgt und verschuldet in schattigeren Höhen formiert?

Bei all seiner fantastisch satten Bildsprache, fühlt sich der Film dennoch kühl an. Das soll so. "High Rise" ist unbequem, schließlich ist er inhaltlich der Konsumkritik verschrieben. Nur weil zwischendrin ein bisschen gekokst oder vergewaltigt wird, ist es noch lange kein schnöder Action-Thriller. Die Schreie der Anarchie werden bei "High Rise" übertönt durch die sanften Klänge einer Portisheadschen Neuinterpretation von ABBAs "SOS".

Das Hochhaus von "High Rise" ist ein soziales Experiment und es geht schief. Die Handlung ist nicht immer fordernd, nicht immer fesselnd und doch lohnt es, den Streifen als Gesamtkunstwerk zu genießen. Am Ende bluten die Schwachen, Starke sind keine mehr übrig.

"High Rise" läuft seit dem 30. Juni in den deutschen Kinos.

Quelle: ntv.de

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