Kino

Öl, Blut und "Fury Road" "Mad Max" wirft wieder den Motor an

Gestatten: Max. Mad Max.

Gestatten: Max. Mad Max.

(Foto: 2012 Village Roadshow Films (BVI) Limited)

Erstaunlich wie viel Sand so ein Motor aushält. Und Sand gibt es genug in "Mad Max: Fury Road". Die Neuauflage des Actionklassikers spart nicht an wilden Verfolgungsjagden und irren Ideen. Doch hält sie dem Vergleich mit dem Original stand?

George Miller landete 1979 mit "Mad Max" einen Überraschungserfolg. So erfolgreich war der billig produzierte Film aus Australien, dass er nicht nur zwei Fortsetzungen nach sich zog, sondern mit Mel Gibson auch noch einen neuen Hollywood-Star hervorbrachte. Als Ex-Cop Max Rockatansky zieht er da eine blutige Spur der Rache durch Australiens Wüste.

Verkommene Welt: Immortan Joe führt eine Horde kriegslüsterner Kämpfer an.

Verkommene Welt: Immortan Joe führt eine Horde kriegslüsterner Kämpfer an.

(Foto: 2014 Village Roadshow Films (BVI) Limited)

Apokalyptisch war dieser Actionfilm, düster und pessimistisch. Die Welt war zu einer Vorhölle verkommen aus Sand, Hitze und Autos. Mit kuriosen Details, jeder Menge Tempo und drastischen Szenen nahm Miller damals Einflüsse der Exploitationfilme der 70er auf und machte sie startklar für das Actionkino der 80er. 35 Jahre später sitzt er wieder auf dem Regiestuhl. "Mad Max: Fury Road" ist der vierte Teil der Reihe, aber ein Neustart: Statt Gibson sitzt erstmals Tom Hardy hinter dem Steuer. Aber kann der neue Film dem Original den Sand reichen? Finden wir's heraus - einsteigen, anschnallen und los!

Kuppeln, schalten, erster Gang: "Mein Name ist Max. Meine Welt ist Feuer und Blut." Kann man schon mal sagen zu Beginn des Films. Dann bleiben wenigstens keine Fragen offen. Max steht auf einer Anhöhe und schaut ins Land: Sand soweit das Auge reicht. Sand und zerklüftete Felsen, ein Canyon, es gibt auch noch Schlammfelder und versauerte Böden. Die Postapokalypse ist auch 35 Jahre nach "Mad Max" noch dieselbe. Irgendwie beruhigend. Wasser und Benzin sollten allerdings Mangelwaren sein in dieser Welt. Sind sie im Film aber komischerweise nicht. Die Zwänge der untergehenden Zivilisation stellte der Original-Film klar besser dar.

Kuppeln, schalten, zweiter Gang: Lange kann Max da nicht stehen bleiben. Er wird gejagt von einer Horde Wilder, weiß geschminkt und kahl rasiert. Und er wird geschnappt. Er ist nun ein Gefangener der War Boys von Immortan Joe, dem Anführer dieser Krieger. Der König ist gesundheitlich angeschlagen, er trägt eine Maske, wie sie Tom Hardy als Bane in "The Dark Knight Rises" trug - eine nette Anspielung. Verglichen mit dem Original wirken die Banden weniger anarchistisch, dafür aber durch ihre strenge Organisation und ausgefeilte Taktik bedrohlicher. Sie sind mehr Sekte als punkige Straßengang - das überzeugt. Brutal sind sie sowieso, aber ohne Splatter.

Kuppeln, schalten, dritter Gang: Furiosa ist ein glänzender Name für diese Frau (Charlize Theron): hart und kompromisslos, kampferfahren und zielsicher, und das trotz eines amputierten Unterarms. Furiosa ist ein hohes Tier in der Hierarchie von Immortan Joe. Doch sie verfolgt eigene Pläne und entführt einen Tanklaster, mit dem sie die Wüste durchqueren und ein grünes, blühendes Land finden will. Immortan Joe nimmt mit seiner Horde durchgeknallter, brutaler Schläger die Verfolgung auf. Mittendrin: Mad Max, an die Front eines Autos gekettet. Er steht zwischen den Fronten: Er ist ein Gefangener, aber auch Furiosa traut er nicht über den Weg. Doch beiden bleibt nichts anderes übrig, als ein Zweckbündnis einzugehen. Fakt ist: Furiosa stiehlt Mad Max die Schau. Der Film hätte auch ohne ihn funktioniert, aber nicht ohne sie.

Fünf Bräute in der Wüste - und Mad Max kämpft ums Überleben.

Fünf Bräute in der Wüste - und Mad Max kämpft ums Überleben.

(Foto: 2015 Village Roadshow Films (BVI) Limited)

Kuppeln, schalten, vierter Gang: Man ahnt es schon: Was im Originalfilm der V8 von Max war, ist in "Fury Road" der Tanklaster: der Motor, der den Film antreibt. Er ist kräftiger, aber auch klobiger, unbeweglicher. Und er birgt noch ein Geheimnis: Fünf Bräute hat Furiosa im Laster nach draußen geschmuggelt - deren erstes Auftreten ist die kurioseste Szene des Films. Die Frauen sollten Immortan Joe eine neue Generation gebären. Nun macht er erbarmungslos Jagd auf sie. Schade allerdings, dass die Bräute über lange Strecken nur Staffage sind. Dass sie trotz spärlicher Bekleidung keinen Sonnenbrand kriegen, ist sowieso ein Wunder.

Kuppeln, schalten, fünfter Gang: Die furiosen Verfolgungsjagden durch Sand, Steinwüste und Canyon punkten mit tollen Einfällen: Ein Mann mit flammenwerfender Gitarre spielt die Musik zur Hetzjagd, dazu werden Speere mit Granatenspitzen geworfen, und alles kommt zum Einsatz, was irgendwie schießen und stechen kann. Der Höhepunkt sind an elastischen Stäben schwingende Krieger, die von oben angreifen. Die Schnitte sind schnell, die Stunts sind großartig, die Choreographie ebenfalls. Stellenweise lässt Miller auch einfach die Bilder schneller laufen, wie in alten Stummfilmen. Ein großartiger Einfall, der das Tempo erhöht, aber gleichzeitig ein ironischer Kommentar auf die nimmermüden Verfolgungsjagden ist.

Kuppeln, schalten, Rückwärtsgang: Ups, verschaltet, das Getriebe knirscht. Gegen Ende nimmt der Film plötzlich das Tempo raus. Da wird unnötig philosophiert und geträumt von einem grünen Land, einem neuen Garten Eden. Erinnert sich da jemand an "Waterworld"? "Fury Road" ist weniger konsequent als das Original von 1979. Das wirkte insgesamt grimmiger, pessimistischer. Gut möglich, dass das Hollywood-Studio Miller Vorgaben gemacht hat, auch was das durchwachsene Ende mit seiner Sozialromantik angeht.

Kuppeln, schalten, sechster Gang: "Fury Road" macht sehr viel Spaß, ist erneut stilbildend und hängt die Konkurrenz locker ab. Die Verfolgungsjagden sind spannend und mitreißend inszeniert, mit einigen großartigen Szenen. Je schneller der Film wird, desto besser ist er. Dabei sind es die kleinen Details, die den Reiz des Filmes ausmachen: eine irre Maske hier, ein spektakulärer Stunt da und natürlich die abgefahrenen Karren. Hier ist wenig glattgebügelt, Miller mischt die Action mit einem großen Anteil B-Movie-Flair, mit bitterem Humor, Blut und Dreck. 1979 wirkte das aber noch authentischer, damals gab's eben nur einen Bruchteil des Budgets und keine Computertricks. Dafür ist Charlize Theron stark, Tom Hardy ist gut - wie sich beide begegnen ist ein Höhepunkt des Films. Angesichts dieser gelungenen Neuauflage dürfte "Mad Max" wieder in Serie gehen. Besser wäre es allerdings, er hieße dann "Mad Furiosa".

"Mad Max: Fury Road" startet am 14. Mai in den deutschen Kinos.

Quelle: ntv.de

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