"Berühmt war ich schon vorher" Neel Sethi, Mogli oder Superheld?
16.04.2016, 13:02 Uhr
Was sein Hauptproblem war? Der Schlamm! Neel Sethi als Mogli in "The Jungle Book".
(Foto: AP)
Okay, Sie haben vielleicht "Das Dschungelbuch" gesehen. Und womöglich auch bereits das Remake "The Jungle Book", das soeben in die Kinos gekommen ist. Aber haben Sie auch schon mal ein Interview mit Mogli gelesen? n-tv.de sprach mit dem New Yorker Findelkind-Darsteller Neel Sethi, der sich im Gespräch als echt pfiffiger 12-Jähriger erweist.
n-tv.de: Als erstes würde ich gern wissen, welche Frage dir inzwischen schon richtig zum Hals raushängt?
Neel Sethi: "Wie ähnlich ist dir Mogli?" und "Wie hast du diese Rolle bekommen?" Aber du kannst mich auch das fragen, das ist schon in Ordnung. Du könntest mich allerdings auch nach irgendwelchem Superhelden-Kram fragen - nach etwas, was nichts mit dem "Dschungelbuch" zu tun hat. Deswegen bin ich ja auch gar nicht hier …
Gut, was ist denn dein Lieblings-Superheld?
Ich bin ein "Captain America"-Fan.
Wärst du gern "Captain America"?
Ich möchte lieber ein neuer Superheld sein.
Was für besondere Kräfte hättest du denn als Superheld?
Fliegen, Unsichtbarkeit, … Ich weiß nicht so genau. Eine Mischung aus Spider-Man und Captain America … und Batman.
Und wie würdest du heißen?
Vielleicht Batain-Man. Oder Spider-Bat-Man. Oder Captain-Spider-Bat-America. Okay, kommen wir zum "Dschungelbuch" …
Einverstanden. Also: Wie hast du die Rolle bekommen?
Ich hatte Tanzunterricht. Mein Lehrer meinte, dass die Rolle zu mir passen würde. Ich hatte zuvor nie ans Schauspielen gedacht. Das war mein allererstes Casting. Ich bin hingegangen - und es hat ihnen wohl sehr gefallen. Jon (Regisseur Jon Favreau, Anm. d. Red.) meint, ich sei charismatisch und es mache Spaß, mir zuzusehen. Das ist was Gutes, denke ich. Deswegen habe ich ihm den Spruch geklaut.
Es heißt, insgesamt hätten 2000 Bewerber für die Rolle vorgesprochen. Und dich haben sie ausgewählt …
Ja! Und ich musste nur ein einziges Mal vorsprechen. Ich glaube, ich war die 2000. Person. Sie meinten wahrscheinlich: "Jetzt haben wir alle gesehen, der letzte war am besten." Es muss ziemlich nerven, wenn man der erste ist und auf die anderen 1999 warten muss.
Wie ging es nach dem Casting weiter?
Nur zwei Wochen später haben wir Jon getroffen und mit den Dreharbeiten begonnen. Wir haben gefragt: "Was machen wir jetzt?" Er meinte: "Na, drehen." Und wir fragten: "Wie geht das?" Wir wussten gar nichts, es war ja mein erstes Mal vor der Kamera. Wenn ich "wir" sage, meine ich übrigens mich, meine Eltern, meine Schwester und meinen Hund. Der wusste vor allem nichts.
Hast du mal das Problem gehabt, beim Anblick eines Stars - zum Beispiel denen, die jetzt im Film die Sprechrollen übernommen haben -, vor Ehrfurcht zu erstarren?
Nein. Okay, fast. Aber dann haben mich mein Vater und meine Schwester zurück auf den Boden geholt - physisch und mental.
Es gibt ja diesen berühmten Disney-Zeichentrickfilm "Das Dschungelbuch" von 1967. Kanntest du ihn, bevor du jetzt in Moglis Rolle geschlüpft bist?
Ich habe ihn mir das erste Mal angesehen, als ich zum Casting gegangen bin. Ich mochte den Film tatsächlich sehr. Er fängt mit einem schlechten Ereignis an, aber dann passiert auch wieder etwas Gutes und so weiter. Das war wie eine Achterbahnfahrt - anders als bei vielen anderen Filmen.
Anders als bei vielen anderen Filmen ging es ja auch bei deinem Dreh zu. Du musstest spielen, ohne mit einer anderen Person zu interagieren …
Ja, ich habe dafür mit Puppen gespielt. Wenn ich zum Beispiel mit Baghira gesprochen habe, war da ein Typ in einem blauen Anzug mit einer Puppe. Ich habe mit ihr gesprochen. Nichts außer mir war wirklich da. Sie mussten alles erst im Nachhinein einfügen - all die schönen Szenarien. Deswegen sind auch zwei Jahre vergangen, seit ich mit den Dreharbeiten begonnen habe.
Hat das dein Spiel sehr beeinflusst?
Nein, weil ich es ja nicht anders kannte. Ich hatte zuvor noch nie geschauspielert. Ich wusste nicht, wie es ist, mit anderen Personen zu spielen. Das hat es für mich vielleicht einfacher gemacht.
Konntest du dir während der Dreharbeiten vorstellen, wie die Szenen am Ende im Film aussehen würden?
Nein, gar nicht. Sie haben mir einmal drei Sekunden von einer komplett fertigen Szene gezeigt. Eine Szene, in der Baghira etwas sagt und seinen Kopf hebt. Das sah einfach nur fantastisch aus. Und es war verrückt, weil Baghira wirklich wie ein echtes Tier auf mich wirkte.
Du musstest dir viele Dialoge in dem Film merken. War das schwer für dich?
Das ist wirklich lustig. Ich dachte nämlich auch, dass ich mir viel merken müsste. Aber das war gar nicht so. Kurz bevor wir eine Szene gedreht haben, sagte mir jemand: "Dein Text jetzt lautet: bla bla bla." Dann hieß es "Action" - und ich musste nur wiederholen, was mir jemand zwei Sekunden zuvor gesagt hatte.
Das klingt wirklich einfach …
Na ja, es ist natürlich schon besser, wenn man den Text auch so weiß. Es schaut nicht gut aus, wenn du fragst: "Was machen wir jetzt nochmal in der Szene? Und was soll ich sagen?" Manchmal musste ich meinen Text deshalb auch üben. Aber es war nicht so schlimm - wir haben ja auch nicht alles auf einmal gedreht. Ich hatte zwischendrin immer wieder mal Schule.
Apropos Schule: Wie haben deine Klassenkameraden auf deine neue Karriere reagiert? Bist du an deiner Schule jetzt berühmt?
Das war ich schon vorher. Da hat sich also nichts geändert.
Du musst in dem Film sehr viel rennen. Hattest du damit gerechnet?
Nein, habe ich nicht! Im Zeichentrickfilm ist Mogli auch überhaupt nicht gerannt. Aber es stimmt: Ich renne sehr viel. Und ich springe. Ich habe in Parcours für diesen Film trainiert.
Auch ein bisschen singen musstest du - "Probier's mal mit Gemütlichkeit" zusammen mit Balu. War das eine Herausforderung für dich?
Nein, weil Mogli den Song nicht kannte. Wie sollte er da ein perfekter Sänger sein? Also habe ich es nur so gut gemacht, wie ich konnte.
Was war denn dann das härteste für dich an dem Dreh?
Die Frage wird mir auch sehr oft gestellt.

Mogli und Balu - wie das mal aussieht, konnte sich Sethi beim Dreh nur in Gedanken ausmalen.
(Foto: AP)
Mist.
Macht nichts. Das härteste war der Schlamm. Der ist auf meiner ganzen Haut festgetrocknet und musste dann mit kaltem Wasser wieder abgelöst werden. Das hat sich unangenehm angefühlt. Und wenn ich ihn an einer Stelle abgekratzt habe, war da kein Make-up mehr. Dann musste das alles wieder aufwendig aufgetragen werden. Das ist schon lustig: Im Film sieht es in der einen Szene aus, als seien die Büffel, die mich zu überrennen drohen, das Problem. Und man denkt: "Klar, Mogli lebt im Dschungel - er ist Schlamm gewöhnt." Aber im wahren Leben waren da keine Büffel. Und ich lebe nicht im Dschungel. Das Problem war der Schlamm! Man könnte meinen, in einem Film wie diesem, wäre der auch nicht echt, sondern nachträglich digital eingefügt. Aber so war es leider nicht.
Hast du alle Stunts selbst gemacht?
Es gab eigentlich keine Stunts. Ich habe nie mehr als einen dreiviertel Meter vom Boden abgehoben. Unter mir war eine Kamera platziert. Und später im Film sieht es dann so aus, als würde ich mich in 120 Metern Höhe befinden.
Hättest du denn jetzt auch mal Lust auf einen anderen Film - einen Film mit richtigen Schauspielern und ohne Animationen?
Ja, das wäre aufregend. Ich würde gerne normale Sachen machen und unnormale. Etwas Unnormales habe ich jetzt schon mal gemacht - also kann ich nun mit dem Normalen weitermachen.
Das heißt, du würdest jetzt gern Schauspieler werden …
Ja, ich will Schauspieler werden, Zahnarzt wie meine Eltern und Football-, Basketball- und Baseball-Spieler.
Woher willst du dir die Zeit für all das nehmen?
Keine Ahnung.
Wenn du dir eins von all dem aussuchen müsstest, was wäre das?
Nun, mein Vater ist hier mit im Zimmer. Du bist hier im Zimmer. Meine Agentin ist hier im Zimmer. Das behalte ich für mich.
Mit Neel Sethi sprach Volker Probst
"The Jungle Book" läuft derzeit in den deutschen Kinos.
Quelle: ntv.de