Das Grand-Prix-Tagebuch, Tag 6 Sind denn jetzt alle Ir(r)e?
12.05.2011, 10:11 Uhr
Jedward, seid ihr es?
(Foto: picture alliance / dpa)

Auf der Überholspur: Jedward.
(Foto: picture alliance / dpa)
Donnerstag, 12. Mai, 23 Uhr: Lipstick, Baby
Na, haben wir es nicht gesagt? Der diesjährige Grand Prix könnte langweilig werden. Die Stimmung in Düsseldorf während der vergangenen Tage läuft stark auf Jedward raus und so hätte es uns auch schwer gewundert, wenn die Iren im Halbfinale gescheitert wären. Natürlich wissen wir nicht, mit welchem Abstimmungsergebnis sie das Finale erreicht haben. Doch das könnte ein Durchmarsch werden. Auch sonst ist das Ergebnis des zweiten Halbfinals, vielleicht mal abgesehen vom Ausscheiden Dana Internationals, für uns deutlich weniger überraschend als das des ersten: Österreich weiter, Schweden weiter, Dänemark weiter - alles irgendwie erwartbare Überraschungen. Leid tut es uns ein wenig für Bulgarien, ganz besonders freuen tun wir uns hingegen für die Estin Getter Jaani, deren "Rockefeller Street" uns nicht mehr aus dem Kopf geht, und für die Zipfelbuben aus Moldau. Außerdem für die Techniker, dass diesmal nix schiefgegangen ist. Zumindest nach allem, was wir mitbekommen haben, da wir das Ganze im Pressezentrum gesehen haben, wo die Show ohne Kommentarton übertragen wurde. Sollte Peter Urban während der Sendung vom Stuhl gefallen sein, wäre uns das daher entgangen. Aber das wird schon nicht passiert sein, oder?

Gern gesehener Gast: Alexander Rybak (r.).
(Foto: n-tv.de)
Donnerstag, 12. Mai, 18.00 Uhr: It's a fairytale
Der Moment des zweiten Halbfinales rückt immer näher. Und während wir unseren Artikel zu unseren Eindrücken vom Auftreten Lenas in Düsseldorf in den vergangenen Tagen verfassen, schaut ein alter Bekannter im Pressecenter vorbei: Alexander Rybak, norwegischer Gewinner des Song Contests 2009 und bekannterweise Lenas größter Fan. Wäre lustig, die beiden hier zusammentreffen zu sehen, aber das wird wohl nicht passieren. Stattdessen packt Rybak, nachdem er sich bereitwillig und in aller Ausführlichkeit von Fotografen hat ablichten lassen, die Geige aus und gibt zusammen mit den Belgiern Witloof Bay, die auch gerade zufällig vorbeikommen, deren Grand-Prix-Song "With Love Baby" zum Besten. Na, so lässt sich die Wartezeit bis zum Halbfinale doch mal gut überbrücken.
Donnerstag, 12. Mai, 10.00 Uhr: Es wird wieder ernst
Das Hotel-Frühstück lässt wirklich keine Wünsche offen. Beinahe alles, was der Magen am Morgen begehrt, tut sich vor einem auf. Nur Nutella fehlt. Wäre da nicht der Song Contest, man könnte hier locker den halben Tag damit verbringen, zu Brunchen und dem eigens zur Zubereitung von Eierspeisen abkommandierten Koch hinter seinen Herdplatten zuzusehen. Die Betonung liegt auf "wäre" - denn heute Abend geht es wieder los. Wer werden Lenas weitere Konkurrenten sein? Wir merken, dass das Fieber allmählich wieder ansteigt – da können auch Salami-Brötchen, Rührei und Milchkaffee nichts dran ändern. Und mit einem gewissen Grausen denken wir an Jedward, denn nach und nach beschleicht uns das ungute Gefühl, dass sie nicht nur die Halbfinal-Hürde locker nehmen werden, sondern am Samstag auch die Trophäe mit nach Irland nehmen könnten. Wir schütteln uns kurz, werfen noch einmal einen sehnsüchtigen Blick auf die Eier auf dem Herd und machen uns auf den Weg nach Düsseldorf.
Donnerstag, 12. Mai, 08.00 Uhr: Mal Mails checken
Nachdem wir dem Altbier am Abend zuvor erfolgreich widerstanden haben, sind wir zeitig wach. Gute Gelegenheit, den Rechner anzuschmeißen und unsere E-Mails zu checken. Siehe da: Ein Leser hat sich gemeldet und erklärt, unsere Meldung zu den Pannen bei der Generalprobe sei nicht ganz richtig: Nicht die Videowand sei da defekt gewesen, sondern bei der Verbindung der Kamera über dem Tisch der für die - im wahrsten Sinne des Wortes - Untermalung der ukrainischen Performance zuständigen Sandmalerin habe es gehakt. Wir danken für den Hinweis und geben ihn an dieser Stelle natürlich gerne weiter.
Donnerstag, 12. Mai, 00.00 Uhr: Düsseldorf steht Kopf
Ehe wir uns mal wieder auf die Reise nach Köln machen, unternehmen wir einen Abstecher in die Düsseldorfer Innenstadt. Wollen doch mal sehen, was heute hier beim "Euro Club" abgeht. Wenn es da wieder so leer sein sollte wie beim ersten Halbfinale am Dienstag, dann muss man die Party-Location wohl als Komplettreinfall betrachten. Doch als wir ankommen, trauen wir unseren Augen kaum. In der Ratinger Straße, in der sich der Club befindet, steht eine riesige Menschentraube auf der Straße. Praktisch jeder hat ein Getränk in der Hand. Durch das Gewusel ist kaum ein Durchkommen. Die Polizei hat die Straße abgesperrt. Irritiert fragen wir einen Ordnungshüter, ob das hier immer so sei oder mit dem ESC zu tun habe. "Nein, das ist hier immer so", sagt er mit einem freundlichen Lächeln und findet es offenbar völlig normal, hier im Dienste der rheinischen Feierfreude regelmäßig Dienst zu schieben. Auch der "Euro Club" präsentiert sich von einer komplett neuen Seite. Während im vorderen Gaststätten-Teil von einem überwiegend schwulen Publikum ausgelassen Party gefeiert und auf den Tischen getanzt wird, geben sich in einem dahinter liegenden Saal diverse "Stars" des Song Contests ein Stelldichein. Der Russe Alexej Worobjow steht auf der Bühne, während Ell und Nikki aus Aserbaidschan für Fotos posieren. Dank unserer Akkreditierung können wir den Rummel hautnah miterleben. Der "normale" Düsseldorfer indes muss leider draußen bleiben. Und so feiern die Einheimischen auf der Straße und die ESC-Fans nebeneinander her. Schade, denken wir und machen uns platt und verwirrt von den Eindrücken des Abends auf den Heimweg.
Das Grand-Prix-Tagebuch, Tag 1 - Lena, Party und viel Stress
Das Grand-Prix-Tagebuch, Tag 2 - Die irren Iren
Das Grand-Prix-Tagebuch, Tag 3 - Germany 12 Points
Das Grand-Prix-Tagebuch, Tag 4 - Countdown zum Halbfinale
Das Grand-Prix-Tagebuch, Tag 5 - Generalprobe mit neuen Pannen
Quelle: ntv.de