Musik

Khalid: American Teen ganz groß "Ich will noch viel mehr Döner essen!"

Sein erstes Album heißt "American Teen", aber in seinen Songs wirkt Khalid erwachsen.

Sein erstes Album heißt "American Teen", aber in seinen Songs wirkt Khalid erwachsen.

(Foto: RCA Records)

Nach seiner Bio-Uhr ist es 4 Uhr morgens, doch obwohl Khalid zur Begrüßung erst einmal gähnen muss, ist er hellwach. Am Abend zuvor hat er in Berlin sein erstes Konzert auf deutschem Boden gespielt. Für ihn ist es ein besonderer Moment, hat der 19-jährige Shootingstar aus den USA doch immerhin sechs Jahre seines Lebens in Heidelberg verbracht. Nicht viel älter als ein Jahr ist sein erster Song "Saved", seit dem Überraschungserfolg der Amateurproduktion ging es für Khalid steil bergauf. Im Gespräch mit n-tv.de erzählt er davon, wie er fast doch kein Sänger geworden wäre, welche Hilfe ihm die Kardashians auf seinem Weg waren und was er an Deutschland besonders schätzt. Tipp: Es hängt am Spieß und dreht sich.

n-tv.de: Wie war es, das erste Mal vor deutschem Publikum aufzutreten? Du hast offenbar schon echte Fans hier: In den vorderen Reihen haben die Mädchen gekreischt!

Khalid: Ja, stimmt. Ich habe nicht damit gerechnet, dass so viele Leute die Songs schon kennen. Das Konzert war ausverkauft - echt abgefahren.

Solange es geht, will sich Khalid möglichst viel um seine Fans kümmern.

Solange es geht, will sich Khalid möglichst viel um seine Fans kümmern.

(Foto: RCA Records)

Nach der Show hast du dir direkt Zeit genommen, deine Fans zu umarmen und ein paar Worte mit ihnen zu wechseln. Fällt dir das leicht, Fremden so offen zu begegnen?

Ich finde, es ist notwendig, den Fans auch etwas zurückzugeben. Sie legen sich schließlich ganz schön ins Zeug für mich. Manche von ihnen nehmen eine stundenlange Anreise zu den Konzerten in Kauf. Ich versuche, mit möglichst vielen von ihnen Kontakt aufzunehmen. Irgendwann wird das nicht mehr möglich sein. (lacht) Ich werde superviel zu tun haben und es wird deutlich mehr Fans geben.

Selbstredend …

Die Leute, die heute schon meine Musik hören, werden einmal der harte Kern meiner Fangemeinde sein.

Und um die kümmerst du dich auch über deine Social-Media-Kanäle sehr hingebungsvoll. Ist das ein Generationen-Ding?

Ich bin mit den sozialen Netzwerken groß geworden. Ich liebe das! Auf Instagram teile ich Bilder, die Fans mit mir gemacht haben, und auf Twitter kommentiere ich ihre Posts. Sie sollen wissen, dass ich noch da bin. Nichts soll zwischen uns stehen. Ich bin auch nur ein Mensch. Aber meine Karriere entwickelt sich gerade so schnell, dass es immer schwerer wird, die Interaktionen aufrechtzuerhalten.

Social Media, speziell Snapchat, hast du ja außerdem einiges zu verdanken. Kylie Jenner hat über ihren Account ganz schön Aufmerksamkeit für deine Songs generiert.

Irre, oder? Das ging alles an meinem letzten Highschool-Tag los. Man konnte den Song in ihren Snapchat-Videos hören - drei Tage in Folge! Danach hatte sich die Reichweite des Tracks um 2600 Prozent erhöht, wenn ich mich richtig erinnere. Da spielt jemand zehn Sekunden eines Songs und schon geht der durch die Decke.

Hast du mal Kontakt mit ihr gehabt?

Nein. Aber nicht nur sie hat meine Musik gespielt, sondern auch Kourtney Kardashian und Kendall Jenner. Ich warte nur darauf, mal in deren Hütte eingeladen zu werden. Dann chillen wir. Das passiert schon eines Tages. (lacht)

Ich drück dir die Daumen. "Location", der Song den auch Kylie Jenner gespielt hat, ist dein bislang größter Hit. Dabei wäre er beinahe gar nicht zustande gekommen, richtig?

Der Song ist in Atlanta entstanden. Ich war da, um ein bisschen Musik aufzunehmen. Ich hatte lauter Produzenten kennengelernt, die mir wahnsinnig geholfen und vor allem Selbstbewusstsein vermittelt haben. Am Ende der Session war ich extrem müde und Sixth Sense, einer der Produzenten, hat vorgeschlagen, Schluss zu machen. Den Refrain habe ich aber noch aufgenommen. Zu Hause in El Paso (eine Großstadt im US-Bundesstaat Texas, Anm. d. Red.) habe ich den Track dann fertiggestellt. Ich wollte ihn unbedingt schnell veröffentlichen, mein Abschlussball stand an. Ich bin dann Prom King geworden. (lacht)

Das ist ja für uns Europäer das absolute Klischee …

Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich wegen des Albums gewonnen habe. Hat aber Spaß gemacht. Es war ein großartiger Moment für mich: Ich hatte das Gefühl, das alles ist erst der Anfang, da kommen noch so viele tolle Dinge. Es ist verrückt, wenn ich daran denke, dass ich vor weniger als einem Jahr noch zur Highschool gegangen bin und jetzt trete ich in Berlin auf, in Paris und in Amsterdam.

Wirklich eine verdammt kurze Zeit. Wie ging es denn überhaupt los für dich?

Nach etwas mehr als einem Jahr im Musikgeschäft bringt Khalid sein erstes Album raus.

Nach etwas mehr als einem Jahr im Musikgeschäft bringt Khalid sein erstes Album raus.

(Foto: RCA Records)

Vor etwas mehr als einem Jahr habe ich meinen ersten Song aufgenommen: "Saved". Ich war gerade von New York nach Texas gezogen. Zu der Zeit war ich sehr einsam. Ich hatte nicht besonders viele Freunde, ich war unmotiviert und wusste nicht, was ich mit mir anfangen sollte. College war eine Option oder das Militär. Ich habe dann aber entschieden, Musiker zu werden. Also habe ich diesen Song geschrieben und ihn bei Soundcloud hochgeladen. Erst haben unheimlich viele Leute von meiner Schule davon erfahren, die Schule hat den Song dann an die Stadt weitergereicht, die an den Bundesstaat. Auf einmal kannten überall in den USA Leute meinen Song - und dann schwappte es auch nach Europa über. Das hat mir das Selbstvertrauen gegeben, weiterzumachen. Es ist Wahnsinn, heute darüber nachzudenken, dass ich das alles fast nicht gemacht hätte.

Wie schön auch, dass die Leute zu Hause dich so auf deinem Weg unterstützt haben.

Ach, am Anfang gab es auch viel negatives Feedback. Es gibt immer Neid, wenn jemand etwas erreicht, was andere sich auch wünschen. Ich bin dadurch schnell erwachsen geworden.

Dein Album heißt "American Teen", aber du kommst in deinen Songs älter rüber. Woran liegt das?

Ich lasse mich viel von altem R'n'B aus den 90ern inspirieren, von Brandy, Aaliyah oder Usher. Aber ich höre auch viel Michael Jackson und - um noch weiter zurückzugehen - Bill Withers, Billie Holiday. Ich mag Jazz, amerikanischen Folk, zum Beispiel von John Misty (der auch unter seinem bürgerlichen Namen Joshua Tillman bekannt ist, Anm. d. Red.), Indie, zum Beispiel von den Fleet Foxes oder den High Highs, und weil ich in Deutschland gelebt habe auch Xavier Naidoo. Ich bin da breit aufgestellt und ich glaube, das hört man auch.

Du hast es gerade schon angedeutet: Du bist schon ziemlich häufig umgezogen, auch von Deutschland zurück in die USA ...

Ja, da war ich 13. Damals hatte ich das Gefühl, eine Menge Dinge, die für Gleichaltrige in den USA gerade wichtig waren, schon in Deutschland erlebt zu haben. Ich fand mich sehr erwachsen.

Deine Mutter war als Sängerin beim amerikanischen Militär in Heidelberg stationiert. Du bist vermutlich am Army-Stützpunkt auf eine englischsprachige Schule gegangen, oder? Kannst du trotzdem ein bisschen Deutsch?

Mein Deutsch ist furchtbar! Ich habe heute noch einige Freunde, deren Muttersprache Deutsch ist - einen von ihnen werde ich demnächst besuchen. Aber ich bin froh, dass sie alle Englisch sprechen.

An was erinnerst du dich am liebsten, wenn du an die Zeit hier zurückdenkst?

Vermutlich an den Neckar, er fließt ja direkt durch meine Heimatstadt. Und ans Heidelberger Schloss. Aber das deutsche Essen ist auch super, es fehlt mir. Hier in Berlin habe ich schon eine Menge Döner gegessen. (lacht) Ehrlich gesagt will ich noch viel mehr Döner essen.

Mit Khalid sprach Anna Meinecke.

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Quelle: ntv.de

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